NEUE MINISTER
(Nr. 21/1955, Daniel)
Es ist unverfroren und anmaßend von Herrn Daniel, schon heute die zukünftigen Leistungen der Herren von Brentano und Blank als Außen- bzw. Verteidigungsminister zu beurteilen.
Düsseldorf
JOACHIM JURETTKO
Ein in seinem Fach sehr tüchtiger Reichsminister hat zwar einmal geschrieben, Schimpfen sei der Stuhlgang der Seele - bei Jens Daniel ist man jedoch, wenn man dem folgen will, versucht, an Diarrhöe zu denken.
Braunschweig
KURT FRÖSCHKE
»Zwei neue Minister« - der beste Artikel, der je im SPIEGEL abgedruckt wurde. Dreimal Bravo! Ganz aus der Seele eines jeden kritischen Durchschnittsbundesbürgers gesprochen. Wie kann man das nur den ewigen Jasagern deutlich machen? Weiter so!
Frankfurt
GEORG GESCHKE
Fast seit seinem ersten Erscheinen bin bzw. war ich bis heute sehr treuer SPIEGEL-Leser. Dies ist meine erste und letzte Zuschrift an Sie ... In der letzten Zeit überstürzen sich die Artikel Ihres Jens Daniel - die Schmähungen Adenauers häufen sich im gleichen Tempo ...
Remscheid
GERD MEYNEN
Herr Daniel, warum kandidieren Sie nicht für eine der verschiedenen deutschen Parteien für ein Bundestagsmandat? Sie haben jetzt lange genug laut nachgedacht, vielleicht tun Sie auch einmal etwas dazu, damit der von Ihnen so häufig getadelte Bundeskanzler einen würdigen und fähigeren Nachfolger erhält!
London
HENRY HELLMANN
Zugegeben: Ich halte Sie, Herr Daniel, für den fähigsten der mir bekannten deutschen Journalisten. Entscheidend aber ist die relative Form dieser Bewertung. Warum vertreten denn auch Sie Latrinenparolen? Warum schwimmen auch Sie mit dem Strom, wenn Sie in die allgemeine Phraseologie einstimmen: »Deutschlands Einheit über alles!«?
Wolfenbüttel
NORBERT CLAASSEN cand. phil.
... Ihr Artikel »Zwei neue Minister« hätte ebensogut »Staatsbewußtsein in der Bundesrepublik Deutschland« heißen können. - Auch die Partei-GmbH. ist nur Ausdruck des fehlenden Staatsbewußtseins im herkömmlichen Sinne. Es gibt keine Christliche DU, keine Sozialdemokratische PD usw., sondern nur eine IG(Interessengemeinschaft)-CDU und eine IG-SPD usw.; bedauerlich, daß diese Interessengemeinschaften im Zuge einer falsch verstandenen Realpolitik nur zu oft nicht einmal Interessenvertreter ihrer Träger sind. Kennzeichnend für die Situation in den Parteien dürfte auch sein, daß es kaum noch Parteiführer, sondern nurmehr Parteimanager gibt, die bei Versuchen, einmal statt nüchterner Betrachtungen zündende Volksreden von sich zu geben, höchst traurige Figuren machen. Unsere Regierungsparteien laufen Gefahr, sich als »beati possidentes« (glücklich Besitzende) zu fühlen, und die Opposition droht sich mit einer Schmollrolle zu begnügen. Insoweit ist der sich bietende Aspekt in der Tat nicht befriedigend. Ich glaube aber, daß mangelndes Staatsbewußtsein eher eine Vorbedingung als ein Hindernis bedeutet, wenn es einmal dazu kommen sollte, daß die »Westdeutschen Werke & Co.« zusammen mit dem »VB Mitteldeutschland« als »Deutsche Werke« in dem »Europa-Konzern« im »Universum-Trust« aufgehen.
Bremen
PETER GALPERIN Gerichtsreferendar