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KOMMUNIKATION »Neue Offenheit«

Thomas Oberle, 50, erster Pressesprecher in der Geschichte des Lidl-Konzerns, über PR für einen sehr stillen Riesen
aus DER SPIEGEL 3/2006

SPIEGEL: 33 Jahre hat der Lebensmittel-Discounter Lidl nach außen geschwiegen. Wie schwer wird es, für einen derart leisen Konzern zu sprechen?

Oberle: Es wird im Unternehmen nach einer Zeit der Ruhe eine neue Offenheit praktiziert. Die Instrumente dafür sind vielleicht dem Unternehmen noch etwas neu: Man will jedoch jetzt vor allem die positiven Seiten zeigen. Lidl wurde ja oft zu Unrecht angegriffen.

SPIEGEL: Die Lidl-Vorstände gelten nicht gerade als Kommunikations-Freaks. Wie haben die auf Sie reagiert?

Oberle: Freaks in diesem Sinne gibt es in fast keinem Vorstand. Da sollte man den Ball flach halten. Aber man sieht meine Arbeit mit großem Wohlwollen. Der Job jedenfalls ist einer der spannendsten PR-Jobs in Deutschland.

SPIEGEL: Nach dem Lidl-Schwarzbuch von Ver.di und der Diskussion um Arbeitsbedingungen warf Greenpeace Lidl jüngst vor, verunreinigtes Gemüse zu verkaufen. Lidl reagierte mit ganzseitigen Anzeigen, in denen drei Institute auftauchten, die Lidls Qualität bestätigen. Das eine Institut arbeitete aber offenbar gar nicht so eng mit Lidl zusammen.

Oberle: Von dem Problem mit dem Labor habe ich natürlich gehört. Ein Gespräch mit Greenpeace jedenfalls ist anberaumt. In den nächsten Wochen übrigens starten wir mit unserer neuen Biomarke »Bioness«.

SPIEGEL: Ihr ehemaliger Chef, der Künzelsauer Schraubenhändler Reinhold Würth, kennt den höchst verschwiegenen Lidl-Gründer Dieter Schwarz. Hat das bei Ihrem Jobwechsel geholfen?

Oberle: Sie werden doch nicht glauben, dass Unternehmer von diesem Kaliber sich gegenseitig die Leute abspenstig machen.

SPIEGEL: Warum nicht?

Oberle: Hier unten in der Region Heilbronn-Franken achtet man sich, und man schätzt sich. Da macht man so was nicht.

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