November 1918: »Kartoffeln - keine Revolution«
Da war Revolution geworden; eine deutsche, eine sehr ordentliche, sehr ruhige, höchst anständige Revolution.
Maximilian Harden
Es war der 1549. Kriegstag. In Flandern und in der Champagne desertierten deutsche Soldaten in Scharen. Leutnant Goverts vom 7. Kürassier-Regiment schrieb in sein Kriegstagebuch: »Hier gibt es nur noch krumme, halblahme Menschen.« Der Stratege, der die letzte große Schlacht dieses Krieges verloren hatte, brütete in Berlin vor sich hin: der am Vortag entlassene Ludendorff. Reichskanzler Prinz Max von Baden konstatierte: »Ein böser Tag.«
An diesem 27. Oktober 1918 standen jedem Normalverbraucher 250 Gramm Brot, zehn Gramm Fett, 25 Gramm Fleisch und ein Pfund Kartoffeln zu -- aber so viel gab es nicht überall zu kaufen. Es war die Zeit, da die Deutschen in kaum brotähnlichem Backwerk »die Kleie aßen, die sonst die Schweine bekamen«, wie Maximilian Harden schrieb. »Fahl, dürr, morsch sind die Männer, schlaff und faltig, wie ungefettete Treibriemen, ist die Haut der müden Frauen ...«
An diesem 27. Oktober erreichte den deutschen Kaiser Wilhelm II. in Berlin die Botschaft des Habsburgers Karl I., daß Osterreich-Ungarn auf »Gnade und Ungnade« Frieden schließen müsse. Da klagte Wilhelm, dem sonst viel Feind viel Ehr bedeutet hatten: »Nun stehen wir allein gegen die ganze Welt! Um Österreich nicht im Stich zu lassen, haben wir den Krieg über uns ergehen lassen müssen, jetzt läßt es uns im Stich.«
Und der »Vorwärts«, das Zentralorgan der deutschen Sozialdemokraten, fühlte wilhelminisch mit: »Nibelungentreue -- Nibelungennot! Wie in grauer Vorzeit der Recken hochgemute Schar an der Theiß von dem Schwert und Dolch der Hunnen gefällt wurde, so verblutete sich des neuen Deutschlands blühende Jugend und beste Mannschaft zur Rettung des Donaureiches ...«
Da sprach Karl Liebknecht anders. »Die verruchte Zeit des Massenmordes geht zu Ende«, rief er an diesem Tage Berliner Arbeitern zu. »Weltrevolution heißt jetzt die Parole.« Jede Aufforderung zur Fortsetzung des Krieges müsse mit dem »Sturz der kapitalistischen Herrschaft« beantwortet werden.
An eben diesem Tage begann die Meuterei der Matrosen. Auf dem kleinen Kreuzer »Straßburg« der deutschen Hochseeflotte, die auf der Schillig-Reede vor Wilhelmshaven lag, löschten des Kaisers Kulis eigenmächtig die Feuer unter den Kesseln. Ein Teil der Mannschaft desertierte an Land.
Aber die Matrosen verweigerten den Gehorsam nicht, weil sie mit Liebknecht die Weltrevolution vorantreiben wollten. Sie taten es, weil sie -- unterernährt, zermürbt, schikaniert -- nicht noch einmal in die Schlacht ziehen wollten, wie es ihre Admirale wünschten.
Ein zweites Skagerrak, bringe es Sieg oder Untergang -- das war in der Vorstellung deutscher Admirale der würdige Abschluß dieses Krieges. Obwohl der Einsatz der Flotte nach Erkenntnis der Seekriegsleitung unter Admiral Reinhard Scheer das Kriegsgeschehen nicht mehr ändern konnte, hielten es die Kriegsmariner »aus moralischen Gesichtspunkten« für eine »Ehren- und Existenzfrage ... im letzten Kampf ihr Äußerstes getan zu haben«.
Ehre und Existenz sahen die Admirale vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson bedroht, den die Reichsregierung am 4. Oktober 1918 auf Drängen der Militärs um Waffenstillstand angegangen war. Als Wilson ("Es muß klar gesprochen werden") am 23. Oktober 1918 die Deutschen praktisch vor die Wahl stellte: Abdankung der Monarchie und Friedensverhandlungen oder bedingungslose Kapitulation, dachten die Admirale sofort an Kampf.
Am 29. Oktober gab Admiral Ritter Franz von Hipper den »Seeklar«-Befehl für die vor Wilhelmhaven stationierte Hochseeflotte: drei Geschwader mit 60 000 Mann Besatzung. Daß es »gegen die englische Flotte« gehen sollte, hielt die Admiralität geheim.
Nur General Ludendorff, der kurz zuvor ebenfalls zum letzten Gefecht aufgerufen hatte ("Das verlangt die soldatische Ehre"), wußte davon. Dem Obersten Kriegsherrn Wilhelm II. gegenüber machten die Admirale nur vage Andeutungen, und den Reichskanzler Max von Baden weihten sie auch nicht ein, was bei Militärs damals durchaus üblich, wegen der schwebenden Waffenstillstandsverhandlungen jedoch grotesk war.
Den Matrosen, die vor Englands Küste siegen oder untergehen sollten, suchte die Seekriegsleitung »Flottenmanöver in der Deutschen Bucht« vorzutäuschen. Aber »auf den plumpen Blödsinn fiel natürlich keiner herein«, schrieb ein Marine-Soldat nach Hause. Und: »Beunruhigt Euch nun nicht, wenn"s auch etwas drüber und drunter geht. Totschießen lassen wir uns nicht mehr die letzten Tage.«
Wie zwei Tage zuvor auf der »Straßburg«, rotteten sich nun -- am Abend des 29. Oktober -- auch auf anderen Schiffen Matrosen zusammen, murrten, pfiffen, johlten. Als der Kommandant des 24 000-Tonnen-Schlachtschiffes »Thüringen« seinen Männern ein heroisches Ende verhieß ("Wir verfeuern unsere letzten 2000 Schuß und wollen mit wehender Flagge untergehen"), tönte es zurück: »Dann fahr mal alleine los.«
»Greift der Engländer uns an, so stellen wir unseren Mann. Aber wir selbst greifen nicht an. Weiter als bis Helgoland fahren wir nicht. Andernfalls wird Feuer ausgemacht.« Flottenchef von Hipper sah sich gezwungen, den Auslaufbefehl um zunächst 24 Stunden -- auf den 31. Oktober -- zu verschieben. Außerdem ordnete er an, die noch gehorsamen Torpedoboote und U-Boote sollten allein in die Nordsee vorstoßen, die Schlachtgeschwader aber am küstennahen Minengürtel halt machen.
Selbst dazu langte die Befehlsgewalt nicht mehr. In der Nacht zum 31. Oktober, als die Schiffe die Anker lichten sollten, demolierten auf der »Thüringen« unbotmäßige Seemänner die Ankerwinden und zerschlugen unter Deck die Lampen. Auf dem Schlachtschiff »Helgoland« machten es die Matrosen ähnlich.
Franz von Hipper befahl, die meuternden Mannschaften mit Gewalt zur Räson zu bringen. Als der Morgen graute, schoben sich die Torpedoboote »B 97« und »B 112« bis auf 200 Meter an die »Thüringen« und die »Helgoland« heran: Torpedo-Rohre und Geschütze wurden auf die Schlachtschiffe gerichtet, und auf der »Thüringen« schwenkte ein von Offizieren bedientes 30,5-Zentimeter-Geschütz drohend gegen die »Helgoland«.
»Lieber Papa«, schrieb ein »B 97«-Matrose nach Hause, »wenn Du wüßtest, wie es mir zumute gewesen ist, als wir die Kanonen auf unsere Kameraden gerichtet hatten, welche ohnmächtige Wut ich hatte. Es war tausendmal schrecklicher wie bei Ösel«, wo ein Jahr zuvor deutsche Schiffe und russische Küstenartillerie aufeinander gefeuert hatten.
Auf den Torpedobooten ging der Stander »Z« in die Höhe -- das signalisierte: feuerbereit. Da, in letzter Sekunde, schwenkte jemand aus einem Bullauge der »Thüringen« die Rote-Kreuz-Flagge. Die Matrosen, rund 400 Mann, ergäben sich -- sie hatten ja gerade gemeutert, weil sie nicht mehr kämpfen wollten. Widerstandslos ließen sie sich an Land schaffen.
»Offensive Flottenhandlungen«, so rekapitulierte später Admiral Reinhard Scheer, waren nun nicht mehr möglich. Die Schlachtflotte wurde detachiert, das 1. Geschwader an die Elbe, das IV. Geschwader an die Jade, das III. Geschwader an die Kieler Förde verlegt, »um sie dort in die Hand der Führer zu bringen« (Scheer).
Doch die Verhaftung der Matrosen in Wilhelmshaven hatte die Unruhe auch auf den anderen Schiffen verstärkt, und nachdem die fünf Schlachtschiffe des III. Geschwaders ("König«, »Bayern«, »Großer Kurfürst«, »Kronprinz« und »Markgraf") vor Kiel Anker geworfen hatten, ließen die Kommandanten mehrere Rädelsführer ins Kieler Arresthaus sperren. In der Stadt kursierte das Gerücht, die Leute sollten erschossen werden.
Daraufhin versammelten sich -- am Freitag, dem 1. November -- im Kieler Gewerkschaftshaus Matrosen und beschlossen, die Freilassung der Kameraden zu verlangen. Die Delegation wurde zurückgewiesen. Am nächsten Tag riegelte Polizei das Gewerkschaftshaus ab: Die Matrosen, die sich dort nicht mehr versammeln durften, zogen quer durch die Stadt zum Exerzierplatz. Werftarbeiter, die gerade von Schicht kamen, schlossen sich an. Der Oberheizer Karl Artelt von der 1. Torpedo-Division rief zu einer Protestkundgebung am folgenden Sonntag auf.
Eine Kompanie Seesoldaten, die alarmiert worden war, um Zusammenrottungen von Matrosen zu zerstreuen, verweigerte den Befehl zum Laden und Sichern. Die Seesoldaten machten kehrt, trotteten in losen Gruppen in die Kasernen zurück und riefen unterwegs den Matrosen zu: »Wir tun niemand was« und: »Lauft weg, wir sollen euch fangen.«
Am Sonntagnachmittag, zwei Stunden vor der geplanten Demonstration, ließ Admiral Wilhelm Souchon, früher Oberbefehlshaber der Osmanen-Flotte, jetzt Chef des Stationskommandos der Ostsee und Gouverneur des Reichskriegshafens Kiel, Stadtalarm geben und alle Soldaten auffordern, sich unverzüglich in die Kasernen und auf die Schiffe zu begeben. Aber Trommelwirbel und Trompetensignale bewirkten nur, daß nun ganz Kiel auf die Demonstration aufmerksam wurde und daß sich immer mehr Matrosen den Demonstranten anschlossen.
Um 18 Uhr strömten 3000 Menschen -- Soldaten, Arbeiter, auch Frauen -- auf dem Exerzierplatz zusammen, forderten die Freilassung der Matrosen und formierten sich, Arm in Arm, zum Zug durch die Stadt. Ziel war die Arrestanstalt in der Kieler Feldstraße.
So weit kamen sie nicht. Vor dem Kaisercafé in der Karlstraße trat ihnen Leutnant Steinhäuser mit 48 Torpedomatrosen entgegen. Die gehorchten noch: Eine Salve ging über die Köpfe hinweg, eine Salve in die heranwogende Menge mitten hinein. Die »Kieler Zeitung« berichtete damals: »Es gab 8 Tote und 29 Verwundete ... um 8 Uhr abends herrschte wieder Ordnung in den Straßen.«
Es war nicht die alte Ordnung. Halb aus Furcht vor Bestrafung, halb im Bewußtsein ihrer Kraft ergriffen die Matrosen die Flucht nach vorn. Im Morgengrauen des 4. November bewaffneten sich die Mannschaften der Werftdivision. Bei der Torpedo-Division riß der Oberheizer Artelt die Initiative an sich, ließ kompanieweise antreten und Vertrauensleute wählen, die einen Soldatenrat unter seinem Vorsitz bildeten. Am Mittag verfügten die Aufständischen über 20 000 Gewehre, abends hatten sich ihnen schon 40 000 Soldaten in Kiel angeschlossen. Über den Schlachtschiffen wehte die rote Fahne.
Admiral Souchon war über Nacht ein Führer ohne Truppe geworden -- Grund genug, den Soldatenrats-Vorsitzenden zu empfangen. In einem requirierten Auto, über dem eine rote Fahne flatterte, fuhr Artelt vor. Stockheiser und verschmutzt nahm er am runden Tisch gegenüber seinem Vorgesetzten Platz. Der Admiral zum Oberheizer: »Sagen Sie nur bitte Ihre Wünsche.«
Was Artelt in Begleitung einiger Soldatenräte dem Admiral vortrug, war -- so später der Historiker Michael Freund -- »ein einzigartiger Vorgang in der Geschichte der modernen Revolution«. Denn: »Die Macht lag den Matrosen zu Füßen, das schreckliche und majestätische Instrument der schimmernden Schlachtkreuzer war ihnen dienstbar. Sie hätten damit die deutschen Küstenstädte zum Gehorsam gegen die revolutionäre Sache zwingen können.«
Doch dies war -- wenn es überhaupt eine Revolution war -- »eine deutsche, eine sehr ordentliche«, wie Maximilian Harden urteilte. Und so nahm denn Matrose Artelt Haltung an und erbat gehorsamst die Freilassung der eingesperrten Matrosen. Zudem ersuchte er darum, daß die Beteiligung an den Vorgängen in Wilhelmshaven keinem von ihnen ins Führungsbuch eingetragen werden möge. Schließlich trug Artelt vor, daß die Anrede der Offiziere in der dritten Person künftig wegfallen solle: »Die Anrede 'Herr Kapitän' hat nur am Anfang eines Satzes zu stehen, im weiteren Verlauf des Gesprächs fällt sie weg.« Admiral Souchon -- so Augenzeugen -- »nickte Gewährung«.
Und er gewährte den Matrosen an diesem 4. November ferner: den Hafen-Aufenthalt der Flotte, die Freilassung der wegen Gehorsamsverweigerung eingesperrten Seeleute, die Abschaffung der Grußpflicht nach Dienstschluß, gleiche Kost für Mann und Offizier. Dafür versprachen die Matrosen dem Admiral, für Ruhe und Ordnung zu sorgen und den Dienst auf den Schiffen wiederaufzunehmen.
Der Soldatenrat erhob zwar politische Forderungen wie »Abdankung des Hohenzollernhauses« und »gleiches geheimes Wahlrecht für beide Geschlechter«. Aber wichtiger waren den Matrosen, wie aus ihrem 14-Punkte-Programm hervorging, »sachgemäße Behandlung der Mannschaft durch Vorgesetzte« und »Aufhebung der Briefzensur«, »straffreie Rückkehr sämtlicher Kameraden an Bord und in die Kasernen« und »unbeschränkte persönliche Freiheit jedes Mannes von Beendigung des Dienstes bis zu Beginn des nächsten Dienstes«.
Das hatte mit revolutionären Forderungen -- wie sie etwa Karl Liebknecht erhob ("Enteignung des Banckapitals ... und des Groß- und Mittelgrundbesitzes") -- »nicht das geringste« zu tun, wie Historiker Professor Arthur Rosenberg, von 1924 bis 1927 kommunistischer Reichstagsabgeordneter, resümierte. Es war nicht mehr »Ausdruck einer Friedensbewegung«, sondern die Aufwallung von Leuten, die genug hatten.
Als Artelt in einem Gespräch mit Admiral Souchon wegen der eisigen Weigerung des Offiziers das Hohenzollern-Thema gar nicht zur Debatte stellen konnte, erhob sich der Soldatenratsvorsitzende, schlug die Hacken zusammen und kuschte, darüber könne man ja immer noch mal sprechen.
Der Oberheizer war ein Mann, der 1917 wegen »revolutionärer Betätigung« zu fünf Monaten Festungshaft verurteilt worden war, aber er wußte immer noch, was sich gehörte. Artelt war Mitglied der »Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei«, aber mit der Kieler USPD-Ortsgruppe hatte er keinen Kontakt. Sein Soldatenrat proklamierte: »Zum erstenmal ist die politische Macht in die Hände der Soldaten gelegt worden« -- aber die Soldaten legten die Macht auch gleich wieder weg.
An dem Tag dieser Kieler Proklamation, am 4. November, trat in Berlin das Reichskabinett zusammen, dem seit vier Wochen auch Sozialdemokraten angehörten. »Unverkennbar sehr aufgeregt« reichte der Chef des Reichsmarineamtes, Admiral Ernst Ritter von Mann, dem sozialdemokratischen Staatssekretär Philipp Scheidemann eine Depesche über die Geschehnisse in Kiel.
»Ein Zweifel war nicht mehr möglich -- das war die offene, organisierte Rebellion«, notierte Scheidemann später über diesen Augenblick. Und ihn beschlich die Furcht, dies könne »mehr sein": »der Funke, der ins Pulverfaß fliegen muß« und Revolution und Staatsumsturz zeitigen würde.
In den Straßen von Berlin war -- wegen der immer noch rigoros gehandhabten Militärzensur -- wenig bekannt über die Geschehnisse in Kiel, als Scheidemann gegen 11 Uhr den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Noske alarmierte. Scheidemann beschwor die Gefahr von Streiks »und anderen Verwicklungen« in der Hafenstadt und legte Noske nahe, sofort nach Kiel zu fahren. Noske blieb »gerade soviel Zeit, um ein paar Sachen zusammenraffen zu können«.
Es war ein hastiger Aufbruch in die Geschichte. Denn von dem Augenblick an, da der Zug nach Kiel abfuhr, blieb Gustav Heinrich Otto Noske, damals 50, für anderthalb wechselvolle Jahre auf der Drehbühne deutscher Irrungen und Wirrungen -- ein Sozialdemokrat, der den einen bald als Vaterlandsretter und den anderen als Arbeiterverräter galt.
Der Redakteur einer SPD-Zeitung in Chemnitz schrieb sich so markig in die Annalen ein, daß er zumal angelsächsischen Historikern wie der verkörperte Typus der deutschen Ordnungs-Berserker vorkommt. Und der Franzose Jacques Benoist-Méchin allegorisiert die Politik Noskes, der in Brandenburg das Korbmacherhandwerk erlernt und später sein Geld als Holzarbeiter verdiente, zu einer spezifischen Form der Holzverarbeitung: »Noske ging der Anarchie mit Axtschlägen zu Leibe.«
Der sozialdemokratische Autor Klaus-Peter Schulz nennt Noske in seinem Buch »100 Jahre deutsche Arbeiterbewegung« einen »tatkräftigen Mann von unbestreitbarem Format«, der freilich zu »brutalsten Vergröberungen neigte« und, wenngleich für kurze Zeit deutscher Reichswehrminister, »der Unteroffiziersperspektive nie entwuchs«.
Doch zu dem Zeitpunkt, da Noske nach Kiel fuhr, sprach nach Ansicht der Sozialdemokraten nichts gegen, alles für ihn. Der gebürtige Brandenburger, seit 1906 im Reichstag, kannte sich aus -- wiewohl nie Unteroffizier, nie Soldat gewesen -- mit Militärischem. Er war der Wehrexperte der SPD-Reichstagsfraktion, und wie viele Sozialdemokraten empfand er eine Art Haßliebe zu Militärs.
»Daß von Offizieren der Hochseeflotte, die nur in der Schlacht am Skagerrak eingesetzt worden war, davon gesprochen wurde, wie unerträglich der Gedanke sei, ruhmlos aus dem langen Kriege hervorzugehen« -- das erschien dem Sozialdemokraten Anfang November 1918 »begreiflich«, wie er später selber schrieb. Was immer da in Kiel geschehen sein oder sich noch anbahnen mochte -- Rebellion oder Revolution -, Noske war für Ordnung.
Beruhigt konnte der Emissär denn auch auf der Fahrt mit Staatssekretär Haußmann und dem schleswig-holsteinischen SPD-Parteisekretär Otto Kürbis feststellen, daß in Deutschland noch längst nicht alles drunter und drüber ging: Der Zugschaffner »entrüstete sich arg«, daß Genosse Kürbis mit einer Fahrkarte 3. Klasse bei Haußmann und Noske Im 1.-Klasse-Abteil saß, und »wollte den Sünder in Kiel bestraft sehen« (Noske).
In Kiel holten Matrosen und Arbeiter derweil die freigelassenen Meuterer aus dem Gefängnis ab. Mit roten Fahnen und Musik zogen sie mit Ihnen durch die Stadt. Für den nächsten Tag, 5. November, wurden Streiks und Demonstrationen beschlossen.
Als Noske am Abend auf dem Kieler Bahnhof eintraf, wurde er unter Hurra-Rufen in ein Auto gesetzt, fünf oder sechs Mann kletterten dazu, ein Mann schwang eine rote Fahne und schrie heiser immer wieder: »Es lebe die Freiheit.«
Den »Eindruck, daß eine große Revolution begonnen habe«, hatte Noske nicht. Matrosen flanierten wie sonst mit Ihren Mädchen. Als er auf dem Wilhelmsplatz eine Rede hielt, fiel ihm als außergewöhnlich nur ein riesengroßer Mann auf, der unter einem Kandelaber hockte, sich eine breite rote Schärpe um den Leib gewunden hatte und einen erbeuteten Offizierssäbel schwang.
Noskes Rede war kurz. Er forderte dazu auf, Ordnung zu bewahren. Als, offenbar aus Begeisterung, ein paar Schüsse in die Luft gefeuert »wurden, fuhr Noske seine Begleiter an, »was das für eine Schweinerei sei
An diesem Abend konstituierte sich in Kiel ein »Provisorischer Zentraler Arbeiter- und Soldatenrat«, dem nicht nur Matrosen, sondern nun auch Werftarbeiter und Vertreter der sozialistischen Parteien angehörten -- aber Noske sah gleichwohl »keine Leitung, keinen Apparat«, und so ging, wie der Historiker Eberhard Kolb beschreibt, das Kommando »ganz selbstverständlich« auf Noske über. Als der Abgeordnete halb Kiel abgesucht hatte, ohne »die inzwischen sagenhaft gewordene Leitung der Revolution entdecken zu können« (Noske), kam er zu dem Schluß, daß das »ein unmöglicher Zustand« sei.
Den zur Streik-Demonstration auf dem Wilhelmsplatz versammelten »Tausenden und Abertausenden von Blaujacken«, die mit roten Fahnen und Musikkorps angerückt waren, teilte Noske am nächsten Mittag In strömendem Regen mit, die »Bewegung« müsse »von fester Hand geleitet« werden, und er sei deshalb bereit, den Vorsitz im Soldatenrat zu übernehmen. Die einzelnen Truppenteile sollten ihm ihre Vertrauensleute schicken.
Es erschienen mehr als 50 Mann. »Mit einer solchen Schar« hielt Noske »irgendein Handeln« für unmöglich. Er sah sich deshalb die Gesichter der Leute an und wählte einige Männer aus, »die mir den Eindruck machten, daß etwas mit ihnen anzufangen sei Danach ließ er durch Anschlag bekanntmachen, daß er nun Vorsitzender des Soldatenrats sei.
Er stimmte auch zu, als die Soldatenräte ihn zum Gouverneur machten und ihm »die Leitung aller militärischen Geschäfte« übertrugen. Zugleich etablierte sich der Arbeiterrat als »provisorische Leitung« (Noske) für ganz Schleswig-Holstein.
Seinen Vorgänger Souchon und dessen Herren des Stabes ersuchte Noske, »sich mit Würde in das Unabänderliche zu fügen«, er selbst quartierte sich im Zimmer des Admirals ein. »Zum erstenmal wohl in der Weltgeschichte war damit einem Mann, der nie Soldat gewesen war«, so Noske über Noske, »das Kommando über rund 80 000 Soldaten übertragen worden.« Es war Donnerstag, der 7. November 1918.
Zwei Tage zuvor war morgens, eine halbe Stunde vor der Flaggenparade, auf allen Kriegsschiffen im Hafen die rote Fahne gesetzt worden. Nur auf dem Schlachtschiff »König« kam es dabei zu ernsten Auseinandersetzungen: Als Mannschaften die kaiserliche Flagge einholen wollten, traten ihnen Offiziere mit gezogener Pistole entgegen. Bei dem Feuerwechsel wurden der Kommandant, ein Leutnant und ein Obermatrose getötet, Es waren die letzten Opfer der Kieler Revolte, weil danach, wie Noske schrieb, »gar kein Feind da war, der hätte bekämpft werden können«.
Da eine »deutsche Revolution ohne unendlich lange Sitzungen und zahllose Reden nicht denkbar« ist, kam Noske kaum zum Essen und zum Schlafen. Er erlebte »Tage und Wochen nervenzerrüttender Tätigkeit«, denn: »Fast jede Entscheidung sollte von mir persönlich getroffen werden. Das galt von den wichtigsten Fragen bis herab zur Stiefel- und Hosenlieferung für einzelne Leute und der Beschaffung verlorener Lebensmittelkarten.«
Seine vordringliche Aufgabe sah der Sozialdemokrat darin, »sobald wie möglich zu einem ordnungsgemäßen Zustand zurückzugelangen«. Er fuhr von Kaserne zu Kaserne und von Schiff zu Schiff, um der »Meuterei, die ich persönlich auf das schärfste verurteilte, ein Ende zu machen«.
Ordnung schien not, auch wenn es nicht mehr die gute, alte war: Von den Schiffen verschwanden Waffen, Munition und Prismengläser in Massen. In den Magazinen waren die Bestände an Kleidern, Wäsche und Stiefeln bald »bedenklich gelichtet«. In den umliegenden Garnisonen wurden von Matrosen, die sich selbst zu Soldatenräten ernannt hatten, »Stadtverwaltungen terrorisiert, Requisitionen vorgenommen, starke Zechen in Kneipen auf Rechnung veranstaltet« (Noske). Bei den meisten »wilden Männern« genügte es, daß Noske sie sich »vorführen ließ und mit Einsperren bedrohte, um sie manierlich werden zu lassen«.
Auch die Leitung des Marinebekleidungsamts hatte ein Soldatenrat übernommen, doch »der revolutionäre Fortschritt« -- so Noske -- bestand im wesentlichen darin, daß nun »fünf neue Leute sich als Beamte ansahen«. Revolutionär war allenfalls die Forderung dieses Soldatenrats« jeder Mitarbeiter müsse »neben anderen Stoffen ein Quantum Seide erhalten«. Noske: »Dagegen erhob ich Einspruch.«
Mit einem seiner ersten Erlasse ordnete der Sozialdemokrat die Einstellung des Kasinobetriebs an. Fortan bekamen auch die Offiziere das Mannschaftsessen, das nach Noskes Erinnerung »gut und reichlich« war, »wenn es nicht infolge Loddrigkelt des Küchenpersonals schlecht zubereitet wurde«.
Auf das Schlachtschiff »König« wurde er von einem Obermatrosen, der zum Kommandanten avanciert war, »im Einverständnis der Offiziere ... zu einem geselligen Zusammensein« eingeladen. Noske bekam den Ehrenplatz neben dem Obermatrosen und belustigte sich: »In strammerer Haltung hat nie ein Mann vor seinem Admiral gestanden, als er vor mir.«
Noskes zupackende Art fand allerorts Gefallen. Von einem Schlachtschiff schrieb ihm ein Kapitänleutnant, er stehe »zur Verfügung, wo Lücken entstanden sein sollten«. Ein Major beim Stab eines Regiments meldete: »Als alter Militär erlaube Ich mir, Euer Hochwohlgeboren meine ganz besondere Anerkennung und Hochachtung für die ganz ungewöhnlich umsichtige und hinreillende Art auszusprechen, mit der Euer Hochwohlgeboren Ruhe und Ordnung in Kiel und Umgebung hergestellt haben.«
Das war in Kiel das Ende vom Anfang dessen, was später euphemistisch als deutsche »Novemberrevolution« bezeichnet wurde: der Sozialdemokrat Noske -- Respektsperson für die Soldaten und »Euer Hochwohlgeboren« für das alte Regime. Das schien absurd, aber es war ganz normal für Deutschlands Sozialdemokraten, die staatstragend sein wollten und es auch waren.
»Gesundung des Volkes durch Arbeit, Verhütung des Chaos« -- das hätte damals auch ein Tirpitz fordern können. Daß es Noske tat, wirkt wie eine sozialdemokratische Paraphrase auf die preußische Mahnung, Ruhe sei die erste Bürgerpflicht.
In seiner letzten Reichstagsrede vor Kriegsende sagte Noske:
Das Haus brennt ... Meine Fraktion will, daß dem deutschen Proletariat das Dach über dem Kopfe erhalten bleibt, Ich teile die Auffassung ... daß große Teile der deutschen Wirtschaft für die Sozialisierung reif sind, Deshalb wollen wir sie aber nicht durch den Bürgerkrieg erst zugrunde richten und dann anfangen, sie neu zu schaffen, sondern wir sind dar Überzeugung, daß die Kraft der deutschen Arbeiterklasse, die reichen Zuzug aus den Kreisen der Angestellten des ruinierten Mittelstandes erhalten wird, groß genug sein wird, um sehr bald eine Mehrheit in Deutschland zu schaffen, die an einem organischen, geordneten Aufbau der sozialistischen Weltordnung arbeiten kann ... Volk und Reich sind in höchster Gefahr. Wir wollen mit dem Aufgebot aller Kraft dem völligen Zusammenbruch vorbeugen.
Das nimmt sich heute aus wie ein Digest von hundert Jahren Sozialdemokratie. Was der SPD damals nicht, zuvor nicht und danach nicht honoriert wurde, artikulieren diese Noske-Worte: Loyalität zum Staat -- und verdiente er auch umgekrempelt zu werden; Absage an die Revolution -- und zugleich die Verheißung einer neuen sozialistischen Gesellschaft.
Und stets ist der Glaube da, daß die Sozialdemokraten durch den Stimmzettel eines Tages an die Macht kommen würden, um die neue Gesellschaft bauen zu können. Noske hielt denn auch nichts davon, wenn Sozialdemokraten sich als »erfolgreiche Revolutionäre aufspielen« wollten. Er fand: »Reformarbeit großen Stils sollte begonnen werden.«
Nur dann ist Revolution für die Sozialdemokraten akzeptabel, wenn sie darunter etwas anderes verstehen als gewaltsamen Umsturz: nämlich Reform. Wie sich Revolution und Reform auf einen Nenner bringen lassen, ergründet etwa der gebürtige Wiener Günther Nenning ("Sozialdemokratie«, 1965) auf eine Weise, die Lenin als Kabarett empfunden hätte: »Reform statt Revolution heißt Reform als Revolution, Reformisten sind Revolutionäre, raschere, gründlichere. Reform ist stille Revolution, gewaltiger als die gewaltsame, laute. Die Sozialdemokratie ist eine Reformpartei im strengsten Sinne des Wortes; das heißt: die Sozialdemokratie ist eine Revolutionspartei im strengsten Sinne des Wortes.«
Zur Macht hat es auf diese Weise nie gereicht. Die Wähler haben die Sozialdemokraten nie in die Lage versetzt, die reformrevolutionäre Verheißung zu erfüllen.
Ob es mit Revolution je zur Macht gereicht hätte, ist ungewiß, weil die Probe aufs Exempel nie stattfand. Gewiß ist aber, daß im November 1918 mehr Umsturz »den Sozialdemokraten mehr Macht, der Republik mehr Demokratie gebracht hätte -- und mehr Umsturz war möglich.
Freilich nicht mit einer SPD, der Wilhelm II. näherstand als Karl Marx. Die Mentalität dieser Partei war nicht beschaffen, aus dem Kaiserreich wirklich eine Republik zu machen. Sie stützte, was wie von selbst ins Wanken geraten war, und biederte sich den alten Generalen und Bürokraten an; die linken Genossen hingegen, »deren Republik sozialistisch sein sollte, ließ sie links liegen.
Im November 1918 wollten Sozialdemokraten und rechte Bürger gleichermaßen Ordnung und »Kartoffeln -- keine Revolution«, wie Schriftsteller Josef Hofmiller damals schrieb. Und sie glaubten, daß allein mit den alten Ordnungshütern Ordnung und Kartoffeln zu haben waren, mit den Linksradikalen nur Chaos und Hunger.
Für die Ultra-Linken, die sich wirklich Revolution wünschten, war die SPD solcherart stets eine Enttäuschung -- 1918 für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, 1968 für SDS und Apo. Damals sprach Karl Liebknecht: »Die SPD hat uns verraten.« Heute rufen deutsche Studenten: »Wer hat uns verraten? -- Sozialdemokraten. Wer hat recht? -- Karl Liebknecht.«
Aber für die Herrschenden reichte die reformrevolutionäre Attitüde aller mal hin, die Sozis zu verteufeln. Konrad Adenauer sah im Falle ihres Wahlsiegs »den Untergang Deutschlands« kommen. Kaiser Wilhelm II. nannte sie »vaterlandslose Gesellen«. Bismarck hielt ihre politischen Bestrebungen für »gemeingefährlich«.
Das war Kalkül der Machthaber, die an der Staatstreue deutscher Sozialdemokraten ernstlich nie zu zweifeln brauchten. Der Begründer der Sozialdemokratie, der »jüdische Kaufmannssohn Ferdinand Lassalle, war ein Bewunderer Bismarcks. Er hielt das Revolutionmachen für eine »Torheit unreifer Menschen, die von den Gesetzen der Geschichte keine Ahnung haben
Als die Lassalle-Sozialisten und die radikalen sächsischen Sozialisten um August Bebel und Wilhelm Liebknecht 1875 auf dem Parteitag in Gotha zur »Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands« fusionierten, forderte die Einheitspartei zwar, im Namen der radikalen Minderheit, »die sozialistische Gesellschaft«, das heißt: »die Verwandlung der Arbeitsmittel in Gemeingut der Gesellschaft«. Aber zugleich verkündete sie im Namen der reformistischen Mehrheit, diese Ziele sollten nur mit »gesetzlichen Mitteln« erreicht werden.
Der radikale Bebel erklärte, die Partei »stehe nach wie vor auf dem Boden des Klassenkampfes«, und es sei die »geschichtliche Aufgabe der Arbeiterklasse, die politische Macht zu erobern«, aber an gewaltsamen Umsturz dachte auch er nicht: »Wir sehen keine Heugabeln vor unseren Augen blitzen.«
Als der Nichtraucher Bebel Im Reichstag die Parole ausgab: »Krieg den Palästen«, nahm ihn niemand ernst. Sogar die bürgerliche »Berliner Börsenzeitung« höhnte: »Bebel zündet keine Zigarre an -- und er sollte Paläste anzünden?«
Fortan stritten auf den Parteitagen die »Radikalen« um Bebel und Liebknecht mit den »Revisionisten« um Eduard Bernstein. Die einen lehnten jegliches Paktieren mit dem kaiserlichen Staat ab, die anderen wollten -- wie Herbert Wehner 1966 -- den Staat umarmen, um ihn eines Tages zu besitzen.
Wilhelm Liebknecht und seine Linken spotteten: »Immer langsam vorB damit der Krähwinkler Landsturm auch nachkommen kann« und beschimpften den bayrischen Revisionisten Georg von Vollmar, er habe sich vom »großen Revolutionär zu einem Sozialdemokraten in Schnallenschuhen und Eskarpins« gemausert. Aber Liebknecht gab selber zu: Immer nur zu protestieren, das ermüde und lähme die Genossen.
1891 schlug sich das Gerangel in dem Erfurter Parteiprogramm nieder, das bis 1921 Geltung behielt: Sozialisierung gab es für die radikalen, Sozialpolitik für die übrigen Genossen. Die linksradikale Genossin Klara Zetkin lamentierte: »Da wird ... die Revolutionstrompete geblasen, aber gleichzeitig auch die Trommel der Dämpfung kräftig gerührt.«
Die dämpfenden Trommeln übertönten stets die gestopften Trompeten. Umbruch -- das war für den Sozialdemokraten Victor Adler 1892 »Arbeit Schritt für Schritt ... 20mal den Berg hinaufzukriechen und 20mal hinuntergeworfen zu werden, und zum 21. Mal hinauf«. Und selbst der Marx-Mitstreiter Friedrich Engels, nach dem Tode von Karl Marx marxistischer Chefideologe, schrieb 1895 im Londoner Exil, die SPD gedeihe weit besser bei gesetzlichen »als bei ungesetzlichen Mitteln und Umsturz« -- für die Revolutionärin Rosa Luxemburg ein »klassisch zusammengefaßtes Dokument für die Auffassung, die in der deutschen Sozialdemokratie lebendig war oder vielmehr: die sie tot machte«.
Aber einstweilen entdeckte Engels an der deutschen Sozialdemokratie durchaus zu Recht »pralle Muskeln und rote Backen«, und schon aus den Reichstagswahlen 1912 ging sie mit 34,8 Prozent als stärkste Partei hervor -- das waren nur knapp fünf Prozent weniger als bei den Bundestagswahlen des Jahres 1965.
Unter Führung von Friedrich Ebert, der ein Jahr später zum Parteichef gewählt wurde, entwickelten sich die gewiß nie vaterlandslosen Gesellen vollends zu Patrioten. Zwar kritisierten sie noch, wie der Politologe Waldemar Besson schrieb, die Art der Kolonialverwaltung und die Höhe der Ausgaben für die Flotte, aber sie lehnten den Erwerb von Kolonien nicht mehr als Imperialismus und Wilhelms schirmende Wehr nicht mehr als Weltmachtpolitik ab.
Als 1914 der Krieg ausbrach, konnte die Polizei davon absehen, führende Genossen zu verhaften, was seit langem vorbereitet war. Ebert, der sich sicherheitshalber mit der Parteikasse in die Schweiz begeben hatte, durfte getrost zurückkehren: Die Sozialdemokraten, die daran glaubten, es gelte das Land vor dem Zaren zu schützen, begleiteten die »zu den Fahnen gerufenen Brüder ... mit heißen Wünschen« und »ohne Unterschied der Partei«, und später besuchten SPD-Führer die Brüder an der Front.
Der Kaiser proklamierte den Burgfrieden: »Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche.« Die Sozialdemokraten machten wahr, was sie immer beteuert hatten: »In der Stunde der Gefahr lassen wir das Vaterland nicht im Stich.«
Gegen die Stimmen von 14 Genossen unter Führung des SPD-Mitvorsitzenden Hugo Haase setzte Ebert das Ja der SPD-Reichstagsfraktion zu den vom Kaiser geforderten Kriegskrediten in Höhe von fünf Milliarden Reichsmark durch. Als Haase protestierte: »Du willst dem Deutschland der Hohenzollern und der preußischen Junker die Kredite bewilligen?« antwortete Patriot Ebert, der drei Söhne ins Feld rücken sah: »Nein, diesem Deutschland nicht. Aber dem Deutschland der schaffenden Arbeit, des sozialen und kulturellen Aufstiegs der Massen. Dieses gilt es zu retten.«
Und als Haase nicht nachließ: »Wir, die 'Rotten der Menschen', die nicht wert sind, den Namen Deutsche zu tragen, wir, die 'vaterlandslosen Gesellen' Wilhelms ... wir sollten? -- Nein!«, beschwor ihn der Parteifreund: »Wir zeigen durch die Tat, daß wir nicht diese Menschen sind ... Wir dürfen das Vaterland, wenn es in Not ist, nicht verlassen.«
Ein einziger Sozialdemokrat, der Parteitheoretiker Karl Kautsky, kam auf den Gedanken, die Bewilligung der Kriegskredite von Bedingungen abhängig zu machen. Die Fraktion war dagegen, und der Rechtssozialist Dr. Eduard David, der in seinem Tagebuch schon für ausgemacht hielt, daß Belgien den Kongo an Deutschland würde herausrücken müssen, warf der linken Minderheit um Haase »gänzlichen Mangel nationalen Empfindens« vor.
Diese Mangelkrankheit breitete sich aus: Im Dezember 1914 stimmten im Reichstag 17 SPD-Genossen gegen die Bewilligung der Kriegskredite; im März 1915 waren es schon 25 und im Dezember 1915 gar 43 -- von insgesamt 110 Mitgliedern der SPD-Fraktion.
Im März 1916 dann, als Haase, nun Führer der linken SPD-Fronde, im Reichstag offen gegen den Eroberungskrieg zu Felde zog, stürmten Ebert und Scheidemann auf den Freund los. Ebert »ballte beide Fäuste«, wie ein zeitgenössischer Bericht überlieferte, war »kirschrot im Gesicht« und stieß »wutverzerrt unartikulierte Laute« hervor.
Nach der Reichstagssitzung teilte der SPD-Vorstand lapidar mit, die Rebellen hätten »die aus der Fraktionszugehörigkeit entspringenden Rechte verwirkt«. Die Linken um Haase bildeten eine »Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft« und definierten ihr Verhältnis zur Parteimehrheit: »Der Vorstand und seine Anhänger haben sich durchgemausert zu national-sozialen Anschauungen und sind so zu einer Gemeinschaft mit der Regierung und den imperialistischen bürgerlichen Parteien geworden. Wir bleiben ... Vorkämpfer für den Weltfrieden und die Befreiung des Proletariats.«
Ein Jahr später wurde der Bruch endgültig vollzogen: Anfang April 1917 gründeten die Radikalen in Gotha, wo sie 42 Jahre zuvor mit den gemäßigten Lassalle-Sozialisten fusioniert hatten, die »Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands« (USPD).
Aber schon jetzt zeichnete sich die nächste Spaltung ab: Die USPD-Gruppe um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die sich nach dem Führer des Sklaven-Aufstands gegen die römische Herrschaft Spartakisten nannten, wollte noch weiter nach links. Inspiriert von der siegreichen Februar-Revolution in Rußland, forderten sie »Krieg dem Krieg« und »direkte Aktionen« gegen die Bourgeoisie.
Rosa Luxemburg schrieb aus der Festung Wronke bei Posen, in die sie 1916 eingeliefert worden war: »Die herrlichen Dinge in Rußland wirken auf mich wie Lebenselixier ... Das ist ja für uns alle eine Heilsbotschaft.«
* Scheidemann (l.); David (2.v.l.); Ebert (r.).
Aber obgleich ihr ein Teil der Abgeordneten davongelaufen war, ließ sich die alte SPD nicht irremachen. Und obgleich die Oberste Heeresleitung die Diktatur errichtete, linksradikale Genossen bespitzeln, einziehen und einsperren ließ und den sowjetischen Russen einen Annexionsfrieden diktierte, wagten die Sozialdemokraten keinen Widerspruch.
Schon 1916, als aufgewiegelte Arbeiter zu einem Streik in den Munitionsfabriken aufriefen, hatte Ebert gewarnt: »In einer Zeit, in der die englischen Munitionsarbeiter auf Feiertage und Sonntage
verzichten,., und unsere Söhne und Brüder an allen Fronten im furchtbarsten und mörderischsten Trommelfeuer liegen, in dieser Zeit wollte der deutsche Munitionsarbeiter streiken? Wäre das nicht Wahnsinn?«
Und als schließlich im Januar 1918 in deutschen Großstädten Hunderttausende Munitionsarbeiter tatsächlich streikten und gegen das starrsinnige Regiment der Obersten Heeresleitung aufmuckten, verkündete Ebert: »Ich denke nicht daran, in diese Bewegung einzutreten. Mögen doch die Leute die Suppe auslöffeln, die sie sich selbst eingebrockt haben.« Dann trat er doch ein -- »um den Streik zu beenden«.
»Könnte ich wenigstens bessere Kunde von dem Leben innerhalb der deutschen Arbeiterwelt senden«, klagte der Unabhängige Sozialdemokrat Franz Mehring den siegreichen Bolschewiki in Rußland. Und Spartakist Ernst Meyer schrieb an Lenin: »Sie werden ebenso ungeduldig wie wir selbst auf die Zeichen revolutionärer Bewegungen in Deutschland gewartet haben und noch warten.«
Die Zeichen waren spärlich. So fand sich in einer Geldsendung für das Landsturm -- Infanterie -- Ersatzbataillon 1. B 21 ein Zweimarkschein mit dem Aufdruck: »Ohne Revolution kein Friede«, und beim Löhnungsappell des Zentralpferdedepots Nr. 5 wurde eine Banknote mit der Parole sichergestellt: »Mutter, mich hungert, Mutter, mich friert.«
Vereinzelt verteilten Landser an der Front auch Flugblätter mit Texten wie: »Der Herrgott der Armen«; »Nieder mit dem wahnsinnigen Völkermord« oder: »Volk, nimm dir selbst den Frieden«. Aber die radikale Propaganda war mager. Die Spartakisten, denen noch heute der Dolchstoß in den Rücken der Armee angelastet wird, waren nur ein kleiner und ein armer Haufen. Sie konnten monatlich höchstens 3000 Reichsmark für die Parteiarbeit lockermachen.
So blieb die Obrigkeit zufrieden. »Die Arbeiterschaft selbst wird«, berichtete der Berliner Polizeipräsident, »voraussichtlich in ihrer weitaus größten Überzahl weiterhin Ruhe halten«. Und: »Alle diese Linksradikalen zusammengenommen, haben nur eine verhältnismäßig recht geringe Anhängerzahl.« Der liberale Friedrich Naumann konstatierte: »Das deutsche Volk war diszipliniert bis zum äußersten. Es wollte brav sein.
Erst als 1918 die Front zusammenbrach und -- als erste -- die Militärs aufgaben, erst als sich die hungernden Millionen daheim um den von den Generalen bis zuletzt prophezeiten Sieg betrogen sahen -- erst jetzt begann die revolutionäre Propaganda zu wirken. In Flandern jagten Infanteristen ihre Offiziere davon, in der Champagne malten Soldaten »Nieder mit dem Krieg, es lebe die Revolution« an die Transportzüge, die zur Front rollten. General Hermann von Kuhl meldete nach oben: »Mit diesen Soldaten kann man nicht mehr lange Krieg führen.«
Die Friedenssehnsucht war so »ungeheuer groß«, berichtete der sächsische Gesandte in Berlin seiner Regierung, »daß die Arbeitermassen gemeinhin weder entrüstet noch entsetzt über die angebliche Lage an der Front sind, sondern vielmehr eine bestenfalls traurige, oft auch hämische Genugtuung darüber empfinden, daß der Krieg nun enden müsse, wenn auch mit Deutschlands Unterwerfung.«
SPD-Chef Ebert dagegen wollte noch nichts von Resignation und Niederlage wissen. »Die militärischen Dinge sind schwierig«, sagte er am 23. September vor der SPD-Fraktion, »aber es ist nicht daran zu zweifeln, daß wir schließlich wieder Festigkeit erlangen werden.«
Sechs Tage später gab die einst mächtige Oberste Heeresleitung unter Hindenburg und Ludendorff die Niederlage endgültig zu: Sie forderte die Reichsregierung auf, unverzüglich Waffenstillstand zu schließen. Hindenburg: »Es ist geboten, den Kampf abzubrechen.«
Das Militär rief die Politiker zur Hilfe, um nicht selber die weiße Fahne hissen zu müssen. Ludendorff riet seinem Kaiser, »jetzt auch diejenigen Kreise an die Regierung zu bringen, denen wir es in der Hauptsache zu danken haben, daß wir soweit gekommen sind«. Er meinte die Sozialdemokraten, die sich so wacher für das Kaiserreich geschlagen hatten: »Sie sollen die Suppe jetzt essen, die sie uns eingebrockt haben.«
Der Kaiser tat, was der General durchtrieben empfahl, um die Sozialdemokraten an seiner Pleite zu beteiligen. Wilhelm II., sanguinisch; »Ich werde versuchen, mir mit Hilfe der Sozialdemokraten ein neues Reich aufzubauen.«
Zum Liquidator des Krieges bestellte der Kaiser den Prinzen Max von Baden, einen leidlich liberalen Doktor der Rechte, seit 1914 Kavalleriegeneral, laut SPD-Scheidemann »der gescheiteste unter den deutschen Fürsten. was an sich nicht viel sagt«.
Am 1. Oktober 1918 traf der Prinz in Berlin ein, um eine Regierung auf parlamentarischer Grundlage zu bilden und Reichskanzler zu werden. Schon am nächsten Morgen empfing er den SPD-Chef Ebert und forderte ihn auf, Sozialdemokraten sollten sich an der Regierung beteiligen.
Am 3. Oktober trat Ebert vor seine Fraktion und plädierte für Regierungsbeteiligung. Die Genossen stimmten zu: »Jetzt muß aber unser bester Mann in die Regierung«, forderte ein Zwischenrufer. Die Abgeordneten riefen: »Ebert, Ebert.«
Doch Ebert wollte nicht: Als Parteichef müsse er auf Distanz zur Regierung bedacht sein. So delegierte die SPD-Fraktion den schlesischen Reichstagsabgeordneten Gustav Bauer und Philipp Scheidemann, der eigentlich auch nicht »in ein bankrottes Unternehmen« einsteigen wollte. Später begründete Ebert: »Gewiß, es wäre bequemer für uns, draußen zu stehen und unsere Hände in Unschuld zu waschen. Aber in der Schicksalsstunde des deutschen Volkes wäre eine solche Politik vor der Geschichte, vor der Nation und nicht zuletzt vor der Arbeiterklasse nie und nimmer zu verantworten.«
Am 21. Oktober 1918, auf den Tag genau 40 Jahre nach Erlaß des Sozialistengesetzes, mit dem Bismarck die Sozialdemokraten au knebeln suchte, empfingen die SPD-Männer Scheidemann und Bauer aus den Händen des Kaisers die Ernennungsurkunde. Der Text war immer noch der gleiche: »Wir, Wilhelm von Gottes Gnaden, Deutscher Kaiser, König von Preußen, tun kund und fügen hiermit zu wissen ...«
Der erste Akt der Revolution war vollzogen -- von oben. Deutschland war nun eine konstitutionelle Monarchie. Erkämpft hatten das die Sozialdemokraten nicht. Wie die ebenfalls an der Regierung beteiligten National -- liberalen, Zentrumsleute und Fortschrittler waren sie -- so der Politologe Theodor Eschenburg -- zur »Machtübernahme befohlen« worden.
Sieben Tage später tat der Kaiser den zweiten Revolutionsakt kund: »Das deutsche Volk soll an Freiheit keinem anderen Volk der Erde nachstehen.« Er reglementierte,
* daß künftig der Reichskanzler dem Reichstag verantwortlich sei;
* daß Kriegserklärung und Friedensschluß der Zustimmung der Parlamente bedürften;
* daß die Kommandogewalt der Krone eingeschränkt würde: Künftig sollten Offiziere nur mit Gegenzeichnung des Reichskanzlers oder der Kriegsminister der einzelnen Länder ernannt, befördert und entlassen werden können.
Das Gewerkschaftsblatt »Der Schuhmacher« triumphierte: »Herrlich ist das eingetroffen, was unsere Alten verheißen haben.«
Daß gesetzestreue Beharrlichkeit -- Reform immer, Revolution nimmer -- zum Ziele führe, die Alten hatten es verheißen. Wiederum ließen die Sozialdemokraten das Vaterland nicht im Stich -- wie 1914, als sie dem Kaiser das Geld für den Krieg bewilligten, wie 1966, als sie die abgewirtschaftete CDU sanierten und in Bonn die Große Koalition machten.
Am 4. November 1918, als Sozialdemokrat Noske nach Kiel fuhr, um Ordnung zu schaffen, rief die Große Koalition des Prinzen Max von Baden das Volk im ganzen Reich auf: »Selbstzucht und Ordnung tun not.«
Am gleichen Tage warnte die SPD-Führung »Arbeiter und Parteigenossen« vor spartakistischen Umtrieben: »Durch unterschriftslose Flugblätter und durch Agitation von Mund zu Mund ist an euch die Aufforderung ergangen, in den nächsten Tagen die Betriebe zu verlassen und auf die Straße zu gehen. Wir raten euch dringend, dieser Aufforderung nicht zu folgen ... Jetzt gilt es, ruhig Blut und Disziplin zu wahren.«
Die SPD, jetzt selber Obrigkeit, stand bereit, das Reich zu wahren
wie es war. Wohl erkannte sie jetzt, daß der Kaiser als Person gehen müsse, weil im Volk, von US-Präsident Wilson genährt, der Glaube aufgekommen war, ohne Wilhelm gebe es einen milderen Frieden. Aber die Monarchie wollte sie nicht preisgeben.
Am 6. November trafen die SPD-Führer Ebert, Scheidemann, David und Albert Südekum in der Reichskanzlei mit dem Ludendorff-Nachfolger Generalleutnant Wilhelm Groener zusammen. Stundenlang sprachen sie über Kaiser und Krone, Revolte und Revolution, und dem Reichskanzler Max von Baden ging später folgender Bericht über die Begegnung zu:
»Es war, als wollten die Herren sagen: Wir, die Arbeiterführer und der General, haben schon einmal im Interesse des Landes unsere Bundesgenossenschaft bewährt. Wir sind gekommen, um sie in dieser Stunde zu erneuern. Groener ist unsere letzte Hoffnung; wenn er sich versagt, ist der Staat verloren.«
Sozialdemokrat Ebert beschwor den General: »Ich rate Ihnen, Herr General, dringend, noch einmal die letzte Gelegenheit zur Rettung der Monarchie zu ergreifen und sogleich beschleunigt die Betrauung eines kaiserlichen Prinzen mit der Regentschaft zu veranlassen.«
Ebert empfahl, Kaisersohn Oskar oder Kaisersohn Eitel Friedrich mit der »Vertretung« des Monarchen zu beauftragen -- nicht den Kronprinzen, der »bei den Massen zu verhaßt« sei.
Dem Sozialdemokraten Südekum traten die Tränen in die Augen, als er dem General beteuerte: »Wir sind keine Gegner der Monarchie an sich« die Abdankung des Kaisers solle keineswegs auch die »Abschaffung der Monarchie« bedeuten.
Doch Groener lehnte es »auf das allerentschiedenste ab, in der Abdankungsfrage irgendeinen Schritt zu unternehmen«. Er war nicht einmal bereit, dem Kaiser »Derartiges« auch nur vorzutragen: »Wo die Armee in schwerem Ringen mit dem Feinde steht, ist es unmöglich, ihr den Obersten Kriegsherrn zu nehmen.«
Ebert war enttäuscht und sprach zum General: »Von nun scheiden sich unsere Wege, wer weiß, ob wir uns je wiedersehen werden.«
Am selben Tag wurden die Sozialdemokraten noch um eine weitere Hoffnung ärmer. Scheidemann wurde ans Telephon gerufen und verließ den Konferenzsaal in der Reichskanzlei. Als er zurückkehrte, war er -- so Konferenzteilnehmer Oberst Hans von Haeften -- »kreidebleich und am ganzen Körper zitternd": »Meine Herren, wir wissen nicht, ob wir morgen noch auf diesen Stühlen sitzen werden.«
Es war die Kunde von der sich ausbreitenden Unruhe im Reich. Die Revolution, die Noske in Kiel schon unter Kontrolle gebracht hatte, schien nun doch auf dem Marsch zu sein. Jetzt hing »das Schicksal Deutschlands daran«, fand Reichskanzler Max von Baden, daß SPD-Chef. Ebert die Tat Noskes »im großen wiederholte« und »die Bewegung im ganzen Lande zurückrollte«.
»Jetzt heißt es handeln«, fand auch Scheidemann. Der durch die Telephon-Botschaft verschreckte Sozialdemokrat verkündete der Groener-Runde: »Die Kieler Matrosen haben auch in Hamburg und Hannover die Staatsgewalt an sich gerissen.« IM NÄCHSTEN HEFT
Matrosen tragen die Revolte ins Reich -- Deutschlands Fürsten danken ab -- Konrad Adenauer verhandelt mit Soldatenraten -- Bayern wird Republik