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Briefe

»Nun mal halblang«
aus DER SPIEGEL 25/2004

»Nun mal halblang«

Nr. 23/2004, Musikbetrieb: Der neue Kulturstolz des Ruhrgebiets - Essen eröffnet diese Woche seine neue Philharmonie

Es ist schon reichlich arrogant und ignorant, wenn Klaus Umbach einem jeden Ästheten das Urteil bezüglich Essens in den Mund legt: »hässlich, potthässlich, kohlenpotthässlich«. Man muss schon mit Scheuklappen durch Essen und die Region laufen, um nicht einer breiten kulturellen Vielfalt und dem überaus begeisterungsfähigen Publikum zu begegnen. Erfreulich außerdem, dass viele Weltstars die Reize dieser Muse anders einschätzen und sich gern von ihr küssen lassen.

ESSEN DR. DIRK WEBER

Ausgesprochen subtil, wenn als Erster Chris Barber erwähnt wird, an Stelle eines der großen Weltorchester, die hier im Programm sind. Vor lauter Kohlenpöttlern, die offenbar erst mal auf den Geschmack gebracht werden müssen, alle 30 Kilometer »irgendein Kulturetablissement« im Pott (Pott und Kohlenpöttler sind lange out), flächendeckende Kulturschaffe, große philharmonische Dröhne, überliest man fast die wenigen zutreffenden Fakten über Aalto-Theater, Essens Philharmoniker, Klavierfestival-Ruhr - nicht gelogen -, weltweit größtes Ereignis der Klaviermusik. Zur Beruhigung: Es gab hier auch schon vor der neuen Philharmonie ein bisschen Kultur.

ESSEN REINHART TEUSCHER

Im Ernst: »Nun mal halblang.« Der erste Absatz in Ihrem Bericht über den neuen Kulturstolz des Ruhrgebiets hat bei mir fast zu einem Herzstillstand geführt. »hässlich, potthässlich, kohlenpotthässlich« sind »böse Wörter«, die nun wirklich nicht mehr den Tatsachen Essens entsprechen. Zwar relativieren Sie die Aussage später, dennoch behaupte ich sogar: Essen zählt zu den schönsten Großstädten Deutschlands. Rund die Hälfte unseres Stadtgebiets besteht aus Grün- und Freiflächen. Auch waren wir nie der »Hochofen der Nation«, der Schwerpunkt lag in der Vergangenheit stets im Bergbau. Wo einst Bergleute arbeiteten, finden heute Kongresse, Konzerte und Ausstellungen aller Art statt. Hier muss nichts mehr kultiviert werden, hier können Sie Kultur in ihrer ganzen Vielfalt erleben, sogar in einem Weltkulturerbe.

ESSEN DETLEF FEIGE PRESSESPRECHER DER STADT ESSEN

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