SPD-Kanzler empfängt Himalaja-Premier Scholz fasziniert von Bhutans »Bruttonationalglück«

Die Bundesrepublik ist groß, wohlhabend und politisch einflussreich. Aber was sagt das schon über das allgemeine Wohlbefinden aus? Nicht genug – meint der Kanzler. Er ist an diesem Montag begeistert von seinem Gast aus dem Himalaja.
Kanzler Scholz und der Regierungschef von Bhutan

Kanzler Scholz und der Regierungschef von Bhutan

Foto: Bernd Elmenthaler / IMAGO

Olaf Scholz hat sich dafür ausgesprochen, den Wohlstand Deutschlands nicht nur am Bruttoinlandsprodukt zu messen. Beim ersten Besuch eines Regierungschefs aus dem Himalaja-Königreich Bhutan zeigte er sich am Montag beeindruckt von dem dort erhobenen »Bruttonationalglück«, das neben der Wirtschaftskraft auch andere Faktoren des Wohlbefindens einbezieht. »Bei der Messung von Wohlstand spielt Bhutan eine Vorreiterrolle«, sagte der SPD-Kanzler auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Ministerpräsident Lotay Tshering. »Bhutans Idee, das Glücksgefühl seiner Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, ist faszinierend.«

Die Idee für das Bruttonationalglück hatte in den frühen Siebzigerjahren der damalige König Jigme Singye Wangchuck. Es basiert auf Indikatoren wie gutes Regieren, nachhaltige soziale und wirtschaftliche Entwicklung, Kulturförderung und Umweltschutz. Scholz sagte dazu: »Ich finde es sehr sinnvoll, unseren Wohlstand nicht nur anhand von ökonomischen Größen zu messen, sondern auch nicht materielle Faktoren einzubeziehen.« Mit dem ersten Jahreswirtschaftsbericht der Ampelregierung sei ein Schritt gemacht worden, indem man dort auch soziale und ökologische Indikatoren berücksichtigt habe. Das war im Koalitionsvertrag so vereinbart worden und von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) so umgesetzt worden.

»Wenn die Regierung kein Glück für ihr Volk schaffen kann, dann gibt es keinen Grund für den Bestand dieser Regierung.«

Zitat aus einem Rechtskodex des Königreichs Bhutan – aus dem 17. Jahrhundert

In Bhutan hat das Glück als Staatsziel eine jahrhundertelange Tradition. Schon in einem Rechtskodex aus dem 17. Jahrhunderts ist der Satz zu finden: »Wenn die Regierung kein Glück für ihr Volk schaffen kann, dann gibt es keinen Grund für den Bestand dieser Regierung.« Heute ist das Bruttonationalglück ein echtes Alleinstellungsmerkmal des kleinen Staates mitten im Himalaja-Gebirge.

Ob er es für übertragbar auf Deutschland hält, wollte Tshering nicht sagen. »Das weiß ich wirklich nicht«, räumte er ein. »Ich renne übrigens auch nicht durch die Gegend und predige Glück. Es ist eine Regierungsphilosophie oder ein Konzept, dem wir folgen.« Alle Regierungsmitglieder würden dieser Philosophie im Alltag folgen und sie dann auch auf ihre Regierungsarbeit übertragen.

Bhutan liegt zwischen den beiden Großmächten Indien und China, hat weniger als 800.000 Einwohner und ist etwa so groß wie Baden-Württemberg. Das Land mit seinen mehr als 7000 Meter hohen Gipfeln, das in der eigenen Sprache »Land des Donnerdrachens« heißt, ist sehr abgeschottet. Mit Deutschland hat es erst im November 2020 diplomatische Beziehungen aufgenommen.

dop/dpa
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