Sprachkritik Der Kümmerdichkanzler lässt niemanden allein

Eine Kolumne von Stefan Berg
Das Lieblingsmotto von Olaf Scholz ist ein Satz, der auch von Erich Honecker stammen könnte.
Kanzler Scholz

Kanzler Scholz

Foto: Michael Kappeler / picture alliance/dpa

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Von dem sprachlich meist etwas unbeholfenen Olaf Scholz ist immer wieder ein Satz zu hören, auf den die Strategen und Berater um den Kanzler herum bestimmt mächtig stolz sind. Er lautet: »Wir lassen niemanden allein.« Das ist ein eingängiger Slogan, auch in englischer Sprache: »You’ll never walk alone.« Oft genug wiederholt, wird er schon seinen Weg ins Bewusstsein und Unterbewusstsein der Wählerinnen und Wähler finden. Der Kümmerdichkanzler. Es ist ein Motto weit weg von Gerhard Schröders Formulierungen zum Thema »Fördern und Fordern« und Angela Merkels »Wir schaffen das«.

Der Satz ist ein Versprechen aus dem allzuständigen Staat

Das »Wir« von Scholz meint die Politik, die Ministerialen und die Abgeordneten im Bund und in den Ländern und Kommunen – und von diesen besonders die Sozialdemokraten. Letztlich ist der Satz ein unerfüllbares Versprechen aus dem vormundschaftlichen, allzuständigen Staat; er könnte auch von Erich Honecker stammen, denkbar wäre er als Motto der Staatssicherheit: »Wir lassen niemanden allein.« Das kann man auch als Bedrohung empfinden.

Soll der Staat wirklich »niemanden« allein lassen? Wie muss man sich diesen kümmernden Staat vorstellen?

Tragen die Staatsbürger in diesem Staat ein All-inclusive-Bändchen, mit dem sie – im Ernstfall – aus jeder Ecke dieser Welt zurückgeflogen werden? Haben die Staatsbürger in diesem Land Anspruch auf Zuschüsse beim Kauf von angeblich ökologischeren Limousinen? Und wie viel lassen wir uns dieses Versprechen kosten? Einen »Wumms« oder einen »Doppelwumms«, um noch einmal unseren talentierten Wortakrobaten Scholz zu zitieren?

Schade, dass die Liberalen derzeit so arg mit dem Auto-Lobbyismus ausgelastet sind.

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