BERLIN / ERHARD Opfer fürs Volk
Denn der Mensch, der zur schwankenden Zeit auch schwankend gesinnt ist, der vermehret das Übel und breitet es weiter und weiter.
Ludwig Erhard (nach Goethe)
Regierungserklärung 1963.
Ludwig Erhard mag nicht mehr Kanzler der Deutschen sein. Denn die Deutschen mögen Ludwig Erhard nicht mehr. Und seine Partei, die CDU, wird ihn nicht noch einmal als Kanzlerkandidaten präsentieren. Erhard ist zum Bundeskanzler auf Abruf geworden.
50 Jahre war er ein unbekannter Bürger seines Volkes. Zwölf Jahre sahen die Nachkriegs-Deutschen in ihm den Schöpfer und Garanten ihres Wirtschaftswunders. Vier Jahre bangten sie mit ihm um seinen Aufstieg an die Spitze des Staates. Zwei Jahre genossen sie seine Kanzlerschaft und bestätigten ihn 1965 im Amt.
Aber im siebzigsten Jahr seines Lebens, zwischen Frühling und Herbst 1966, verspielte der Liebling des Volkes sein höchstes Gut: das Vertrauen des Volkes und seiner Partei.
Auf dem Höhepunkt der Erhard-Krise im schwülen rheinischen Spätsommer dieses Jahres, nach der verlorenen Wahl in Nordrhein -Westfalen (SPIEGEL 30/ 1966), ward ihm guter Rat von einem alten Kampfgenossen, dem Wirtschaftsminister Kurt Schmücker,
einst Stabschef der Bonner Brigade Erhard, die ihrem Kommandanten im Kampf gegen Konrad Adenauer 1963 den Weg ins Palais Schaumburg Freischoß. Schmücker zu Erhard: »Sie müssen endlich Ihr Haus in Ordnung bringen und Ihren Nachfolger bestimmen. Das ist das Wichtigste, was Sie jetzt noch zu tun haben.«
Ludwig Erhard blickte stumm. Enttäuscht von der Undankbarkeit seines Volkes, zerrieben von den Auseinandersetzungen mit den selbstsüchtigen Interessenvertretern aller Stände, bedrängt vom drohenden Bankrott des Staatshaushalts, eingekreist von den machthungrigen Widersachern in der eigenen
Partei, war er in die Resignation geflüchtet.
Engsten Mitarbeitern gab er zu erkennen, daß er seiner Kanzlerzeit ein vorzeitiges Ende setzen und noch vor den Bundestagswahlen 1969 das Palais Schaumburg Verrassen weide.
Erhard: »Ich bin bereit, mich für das deutsche Volk zu opfern.«
So schnell - zwischen dem strahlenden Kanzlersieg in der Bundestagswahl vom September 1965 und der düsteren Kanzlerdämmerung ein Jahr später - war Erhards Macht verfallen.
Alle, die ihn einmal gerufen hatten, wandten sich nun von ihrem Wunschprinzen ab:
- die Wirtschaft, die mit einem ununterbrochenen Aufschwung rechnete,
- die Jugend, die an einen Aufbruch aus Adenauers Patriarchen-Zucht in eine neue Zeit glaubte,
- die Intelligenz, die das Ende des rheinischen Klüngels und eine moderne Politik im Stile Kennedys erwartete, und
- der einfache Bürger, der sich von dem Wirtschafts -Wundermann einen verläßlichen Schutz vor jeder Krise erhoffte.
In drei Jahren Erhard -Regime war den Deutschen klargeworden, daß sie von Erhard zuviel erträumt hatten.
Statt eines plausiblen Programms für die Zukunft bot Erhard nur sentimentale Erinnerungen an eigene Verdienste der Vergangenheit: »Ich habe das deutsche Volk nach der Währungsreform aus dem Zwangssystem in die Freiheit geführt. Als Währung und Wohlstand in Gefahr gerieten, sahen sie vom Kanzler keine Taten, sondern hörten nur Maßhalteappelle: »Wenn wir uns nicht endlich bescheiden lernen, dann werden wir alles gefährden, was wir aufgebaut haben.«
Die Deutschen entbehrten die feste Führungshand, der sie sich hätten anvertrauen können. Statt dessen mußten sie sich Schimpf und Rüge gefallen lassen: »Wenn das deutsche Volk nicht hören will, dann muß es eben fühlen.«
Die einst am lautesten gegen den autoritären Adenauer aufgemuckt und den legeren Erhard herbeigesehnt hatten, beklagten nun das schwache Regiment in Bonn und verlangten wieder nach einem starken Mann. Die CDU, die diesen starken Mann nicht präsentieren konnte, bezahlte die Zeche.
Erstmals verlor die Christenunion, seit Gründung der Bundesrepublik 1949 führende Staatspartei in Bonn, die traditionelle Wählergunst.
Westdeutschlands Meinungsforscher meldeten einen steilen Stimmensturz der CDU seit dem Erhard-Wahlsieg vom Herbst 1965 und einen rapiden Anstieg der SPD-Zahlen. So registrierte das Bad Godesberger Institut für angewandte Sozialwissenschaften (Ifas) eine abfallende CDU-Kurve von 84 Prozent Ende 1965, über 46 Prozent im Februar 1966, 38 im Mai/Juni, auf 35 Prozent im August. Die SPD-Kurve kletterte in derselben Zeit von 33 über 36 auf 44 Prozent.
Im seit Jahrzehnten roten Hessen erwarten die Parteien für die Landtagswahl am 6. November noch weiteres Anwachsen der SPD-Anhängerschaft. In Straußens bayrischer Hochburg ist am Wahltag des 20. November nicht nur die absolute Mehrheit der CSU in Gefahr. Vorige Woche schockierte das Emnid-Institut mit dem bayrischen Testergebnis: SPD 44, CSU 43 Prozent.
Ebenso alarmierend wirkten im CDU -Hauptquartier in der Bonner Nassestraße die Prognosen fürs schwarze Rheinland-Pfalz, unter CDU-Veteran Peter Altmeier ältester Erbhof der Christdemokraten. Dort droht bei der Landtagswahl im nächsten Frühjahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD. Ifas-Prognose für den Wahlausgang: Jede der beiden großen Parteien kann mit einem Stimmanteil von 43 bis 44 Prozent rechnen.
Im CDU-Lager brach Panik aus. CDU -Wahlkampfstratege Elschner von der Bundesgeschäftsstelle schockte seine Parteigenossen mit der Prophezeiung, wenn dieser Abwärtstrend anhalte, werde die Christlich-Demokratische Union bei der Bundestagswahl 1969 weniger als 25 Prozent der Wählerstimmen für sich gewinnen können.
Konrad Adenauer, der Ehrenpräsident der Partei, sah noch schwärzer. »Die CDU steht in Gefahr, zu einer untergeordneten Mittelpartei zu werden, während wie in Weimar die großen Kräfte auf der Linken und der Rechten anwachsen.« Allerschwärzesten Pessimismus pflegte Adenauers Jungmann Rainer Barzel, Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag: »Wenn das so weitergeht, werden wir wohl alle Wählerstimmen verlieren.«
Franz-Josef Strauß, der Führer der bayrischen Schwester-Union, lamentierte nicht, sondern schritt zur Tat. Vom CSU-Landesausschuß ließ er sich vorletztes Wochenende in München autorisieren, dem Kanzler ein Ultimatum zu stellen: Bis zum nächsten Frühjahr müsse Erhard sein Kabinett organisatorisch und personell neu formieren seine Außenpolitik auf Frankreich-Kurs bringen. Andernfalls werde die CSU Erhards Ablösung verlangen.
Alle »starken Männer« der Regierungspartei - neben Adenauer, Barzel und Strauß auch Gerstenmaier, Kiesinger und Dufhues - begannen, sich außerhalb der Regierungssphäre eigene Machtzentren aufzubauen, in denen sie sich auf Erhards Ende einrichten. Denn: Stürzen können sie Erhard nicht, sie können ihn nur zermürben.
Die CDU-Diadochen sind untereinander zu sehr zerstritten, als daß sie sich bisher auf einen gemeinsamen Kanzlernachfolger und ein gemeinsames Regierungsprogramm hätten einigen können. Deshalb darf Erhard darauf bauen, daß er nicht mit Hilfe des konstruktiven Mißtrauensvotums wider seinen Willen abgewählt wird*.
Erhards politisches Überleben hängt vorerst von der Uneinigkeit seiner Gegenspieler ab. In der Stunde der ersten wirklichen Parteinot erwies sich die CDU als eine lose Interessengemeinschaft, die nur vom Erfolg zusammengekittet wird, nicht vom vielbesungenen hohen C.
Die greifbaren Erfolge, die Ludwig Erhard für die CDU errang und die allein ihm die Kanzlerschaft einbrachten, verdankt er seinem politischen Phlegma. Nachdem er die deutsche Wirtschaft aus den Zwangsfesseln der Nachkriegsnot befreit hatte, zog er sich auf seinen liberalen Olymp zurück: Der Wiederaufbau Westdeutschlands gedieh nach Erhards Rezept am besten ohne staatliche Eingriffe.
Den eigenen Aufstieg zum Kanzlerthron schaffte er nach dem gleichen Fahrplan. Widerstandslos ließ er sich jahrelang von seinem Vorgänger Adenauer bis zur Demütigung kujonieren und erwarb so den Ruf des »Gummilöwen«. Doch die Zeit arbeitete gegen den inzwischen zum Greis gewordenen Adenauer. Ohne eigenes Zutun, weil die Partei ihn als Wahllokomotive anspannte, wurde Erhard Kanzler.
Oben angelangt, mußte er aber mehr vorweisen als immobiles Zuwarten. Ohne eigenes Handeln konnte er nicht Kanzler bleiben.
Der neue Mann an der Staatsspitze erkannte anfangs durchaus, daß sich nicht nur seine Lage, sondern auch die Lage der Nation geändert hatte. Erhard vor dem Bundestag: »Unser deutsches Modell einer modernen Wirtschafts- und Sozialordnung gerät aus dem Höhenflug des einstmals als Wunder, erschienenen Erfolges in die natürliche Phase allgemeiner, alltäglicher Bewährung.«
In dieser Stunde der Bewährung fand Ludwig Erhard im Palais Schaumburg einen Berg politischer Hypotheken vor: das Erbe Adenauers. Der Vorgänger hatte in den letzten Jahren seiner Regentschaft die schwierigsten Probleme ungelöst vor sich her geschoben.
In der Außenpolitik hinterließ er seinem ungeliebten Nachfolger
- ein im Streit mit Kennedy abgekühltes Verhältnis zu Amerika,
- die vernachlässigten Beziehungen zu
England,
- eine halbfertige EWG und das Ende der Träume von Europas politischer Einigung.
- die durch Freundschaftsvertrag vernebelten Spannungen zum Frankreich de Gaulles.
Auch auf dem innenpolitischen Acker lag alles im argen: Die mit viel Eifer begonnene Sozialreform war steckengeblieben, die längst gebotene Neuverteilung der Steuern zwischen Bund, Ländern und Gemeinden nicht angefaßt worden. Der Staatshaushalt der Bundesrepublik, des drittgrößten Industrielandes der Erde, wurde noch immer wie die Etatkasse eines Duodezfürstentums nach dem Ein-Jahres-Kalender verwaltet, nicht in moderner langfristiger Planung.
Zu einer Zeit, da sich das Ende des deutschen Wiederaufbau-Wunders ankündigte, wirtschafteten Bund, elf Länder und 24 438 Gemeinden weiter aus dem vollen und aneinander vorbei. Der von den alliierten Besatzern befohlene Föderalismus verwehrte der Bonner Zentralgewalt, Ziele für alle zu setzen und in die Zukunft zu planen. Die Gemeinschaftsaufgaben der Nation-Wissenschaft und Bildung, Straßenbau und Gesundheitswesen, klares Wasser und blaue Luft - hatte keiner angepackt.
Statt dessen rangelten Interessenklüngel um Wahlgeschenke. Alljährlich wucherten die Subventionsmilliarden. Das Klima zwischen Regierung und Opposition, zwischen CDU-Staatspartei und FDP-Koalitionsgenossen und zwischen CDU und CSU war vergiftet.
Ludwig Erhard verhieß Besserung. Nach dem Kanzlereid im Oktober 1963 präsentierte er sich dem Bonner Parlament nicht als Parteikanzler wie Adenauer, sondern als Volkskanzler, dem »das Parteiengezänk herzlich unsympathisch« ist.
Noch einmal wie in seinen besten Tagen 1948/50 begann der Neukanzler mit dem Schuttaufräumen. Er
- offenbarte de Gaulle die von Adenauer verschleierte Wahrheit, Freundschaft zwischen Bonn und Paris bedeute nicht deutsche Unterwerfung, sondern gleichberechtigte Partnerschaft ohne Abkehr von Amerika,
- gab die Senkung des deutschen Getreidepreises frei, die Adenauer aus Rücksicht auf die Bauern hinausgezögert hatte, und überwand damit die EWG-Lähmung in Brüssel,
- nahm diplomatische Beziehungen zu Israel auf, denen Adenauer mit Blick auf seine Wählerschaft und mit Hilfe geheimer Waffengeschäfte ausgewichen war,
- aktivierte die Bonner Politik in Osteuropa und lud Chruschtschow zu Deutschlandgesprächen an den Rhein,
- schloß Frieden mit den Regierungschefs der Bundesländer, um endlich die Finanzreform in Gang zu bringen.
Freilich, der Bonner Reformator mußte bald erkennen, daß die Politik ihren Preis fordert. Die offene Sprache mit de Gaulle spaltete die CDU in Gaullisten und Atlantiker. Das Getreidepreisopfer kostete ihn den Bruch mit seiner heiligen Regel, Interessengruppen zu überzeugen und nicht mit Geld zu kaufen. (Westdeutschlands Bauern erhalten seither zusätzlich zum Grünen Plan Subventionen von über einer Milliarde Mark jährlich.) Der Botschafteraustausch mit Israel verdarb die Freundschaft zur arabischen Welt.
Der Mensch Erhard stand dein Politiker Erhard im Wege. Die geradezu physische Abneigung des Kanzlers gegen jede Machtpolitik und sein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen bestimmten seine Arbeitsmaxime, das, was als vernünftig erkannt sei, müsse sich auch politisch durchsetzen lassen. Aber je weniger die in 15 Jahren Adenauer-Pragmatismus gewachsenen Interessengruppen bereit waren, dem überzeugungsprofessor auf den Pfaden der reinen Vernunft zu folgen, desto verbissener flüchtete sich Ludwig Erhard in weltfremden Missionseifer.
Der neue Kanzler verlor sich in Kreuzzügen gegen Interessentenwünsche, Parteienstreit, Länderpartikularismus und schließlich sogar gegen die öffentliche Meinung. Der für Erhard lebensnotwendige Zusammenhang zwischen moralischem Anspruch und faktischem Durchsetzungsvermögen kam ihm abhanden.
Schon die erste große Kraftprobe zwischen Kanzlerüberzeugung und Gruppenansprüchen ging zu seinen Ungunsten aus. Kaum hatte Erhard sich Ende 1963 im Palais Schaumburg etabliert, da traten die Kriegsopferfunktionäre, wie in langen Jahren gewohnt, zum Sturm auf die Bonner Staatskasse an. Sie forderten eine Rentenerhöhung um 1,2 Milliarden Mark.
Der fußverletzte Weltkrieg-I-Artillerist Erhard begegnete den Petenten in einer für Funktionärsohren unverständlichen Sprache: »Ich persönlich beziehe seit 25 Jahren keine Rente mehr, weil ich es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, das Portemonnaie anderer in Anspruch zu nehmen, wenn ich für mich allein sorgen kann. Ich glaube, das ist immerhin eine moralische Haltung.«
Erhard wollte ein Maßhalte-Exempel statuieren: Die Kriegsopfer sollten sich zunächst mit der Hälfte der geforderten Summe bescheiden. »Wenn ich jetzt nachgebe«, so gestand er Freunden, »dann kann ich gleich wieder zurücktreten.«
Wenig später erhielten die Kriegsopfer ihr Geld, aber Erhard trat nicht zurück. Volkstribun Strauß hatte den ersten Stein gegen den neuen Kanzler geworfen. Bei der Regierungsbildung außen vor geblieben, setzte sich der Bayer an die Spitze der Kriegsopfer-Lobby, suchte und gewann die Machtprobe. Die Erosion der Erhard-Macht begann.
Eine zweite Schlappe erlitt der Kanzler unerwartet auf abseitigem Terrain: Erhard verlangte höhere Telephongebühren, um die Bundespost zu sanieren. Aber als diese Pfennigaffäre - von »Bild« und wieder von Strauß angeheizt - sich zum Politikum auswuchs, wurde die Telephongebühr, erst von 16 auf 20 Pfennig angehoben, nach drei Monaten auf 18 Pfennig ermäßigt.
Alle guten Vorsätze des Jahres 1963
waren schließlich vergessen, als die Wahl 1965 näherrückte, in der das deutsche Volk Ludwig Erhards Kanzlermandat erstmals direkt bestätigen sollte. Einst hatte er stolz zu Konrad Adenauer gesagt: »Was kümmern mich die Wahlen, ich weiß, daß ich es richtig mache.« Jetzt ließ er sich des Altkanzlers Uralt-Rezept verschreiben: Wahltag ist Zahltag.
Im letzten Halbjahr vor der Wahl schüttete der Bundestag, von der Regierung angestiftet, soviel Geldgeschenke aus wie nie zuvor: sechs Milliarden Mark aus Steuergeldern. Es regnete Bauernsubventionen, Beamtenzulagen, Muttergeld, Pennälergehalt, Sozialzuschüsse, Wehrsolderhöhungen. Allein dreieinhalb Milliarden Mark Ausgabenbeschlüsse trugen die Unterschrift des Regierungschefs, den Rest legten die Abgeordneten zu.
Finanz-Staatssekretär Grund beschwor den Kanzler, den vom Etat ungedeckten Wechsel zu stornieren. Erhard möge den Artikel 113 des Grundgesetzes benutzen, der die Bundesregierung ermächtigt, vom Parlament beschlossene Gesetze zu stoppen, die den Staatshaushalt gefährden.
Als einziges Kabinettsmitglied mahnte Wirtschaftsminister Schmücker vergeblich vom Krankenbett, des Kanzlers Prestige stehe auf dem Spiel, wenn er nicht seine hochheiligen Maßhalteversprechen erfülle.
In seiner ersten Regierungserklärung anderthalb Jahre zuvor hatte Erhard beteuert, wenn seine Warnungen vor weiterem Finanzschlendrian in den Wind geschlagen würden, »dann erwächst mir aus meinem Diensteid die Verpflichtung, um das deutsche Volk vor Schaden zu bewahren, den Artikel 113 des Grundgesetzes anzuwenden. Ich würde mich auch nicht scheuen, den zunächst vielleicht unpopulär anmutenden Weg des Einspruchs zu beschreiten«.
Aber das Wahlroß Erhard scheute.
Chef-Berater Westrick hatte den Kanzler vollends unsicher gemacht: Man
könne doch nicht kurz vor dem Wahltag so populäre Vorlagen wie Beamtenbesoldung, Mutterschutz und Lastenausgleich fallen lassen.
Nach der verfassungsrechtlichen Konstruktion jenes Veto-Artikels 113 kann immer nur das beanstandete Ausgabengesetz als Ganzes gestoppt werden, nicht die vom Parlament zusätzlich beschlossene Erhöhung allein. Also hätte die Regierung ihre eigenen Vorlagen zu Fall bringen müssen.
Ludwig Erhard verzichtete auf die Anwendung dieses Paragraphen und verspielte die Chance, moralischen Anspruch und praktisches Durchsetzungsvermögen wieder in Einklang zu bringen. Ungenutzt ließ er die Stunde der Wahrheit verstreichen.
Damit war der auslösende Stein jener Lawine losgetreten, unter der Erhards Ansehen in den nächsten zwölf Monaten vollends verschüttet werden sollte.
Statt zum einschneidenden Gesetzesstrich raffte sich das Bundeskabinett acht Wochen vor der Wahl zu einem betrügefischen Beschluß auf, den Erhard-Ratgeber Westrick, diesmal hellsichtig, als »ganz großen Blödsinn« aburteilte: Erhard rechtfertigte sich mit der verblüffenden Ankündigung, man werde die eben auf dem Gabentisch ausgebreiteten Geschenke nach gewonnener Wahl wieder einsammeln.
Gleichwohl zog Erhard als zigarrenrauchendes Symbol deutscher Redlichkeit durch die Wahllande.
Aus dem blauen Rauch seiner Brasil-Importe »Schwarze Weisheit« stieg Erhards Fata Morgana einer »Formierten Gesellschaft« auf, in der sich deutsche Menschen fernab von »Parteiungen, Gruppierungen und Egoismen« auf der grünen Wiese der Eintracht atzen.
Diese Vision einer Menschheitsidylle, in der jeder kraft inneren Antriebs den Eigennutz dem Gemeinwohl unterordnet, pries der Professor nicht nur seinen Deutschen an, er machte sie zum Exportartikel für die Welt: »Die Formierte Gesellschaft ist geeignet, eine Leitidee für die Neugestaltung unseres Erdteils wie auch für die Entwicklung anderer Völker zu sein.«
Intellektuelle Kritiker seiner Phantasmagorien wie Graß und Hochhuth verwies der Kanzler in den Hundezwinger: »Da hört der Dichter auf, da fängt der ganz kleine Pinscher an.«
Dennoch: Am 19. September 1965 konnte Ludwig Erhard das Dankopfer der Nation entgegennehmen. Mit 47,6 Prozent errang der liberale Kandidat der Christenunion nahezu die absolute Mehrheit zurück, die der christliche Parteivater Konrad Adenauer vier Jahre zuvor verloren hatte.
Willig hatten die Deutschen ihrem Wundermann alle Fehler und menschlichen Schwächen nachgesehen. Fest vertrauten sie darauf, daß er wie einst nach dem Kriege gegen Chaos und Hunger auch gegen neue Unbill Wunder wirken könne.
Sie hatten eines übersehen: daß die Verhältnisse sich ändern können, Erhard aber nicht. Außenminister Schröder sieht es so: »Man kann von einem 69jährigen Mann nicht erwarten, daß er in diesem Alter noch seine Methoden ändert, mit denen er zeit seines Lebens-Erfolg hatte.«
Wie Erhard auch schon vor der Wahl alles hatte treiben lassen, so verpaßte er nun die Chance, durch eine zügige und attraktive Regierungsbildung dem Parlament und dem Volk zu zeigen, daß er des Handelns mächtig sei. Obwohl der unerwartet hohe Wahlerfolg es ihm ermöglicht hätte, sich von allen Einflüssen freizuhalten, geriet er bereits während der Kabinettsbildung wieder in den Strudel der widerstreitenden Partei -Interessen. Sein Vorsatz, das Kabinett zu verkleinern, scheiterte ebenso wie seine vage Absicht, neue Leute ins Kabinett zu holen. Erhard heute: »Die Kabinettsbildung damals war mein größter Fehler. Da habe ich alles falsch gemacht.«
Obendrein mußte der Kanzler mit einem Haushalts-Sicherungsgesetz eine ganze Serie der kostspieligen Wahlversprechen widerrufen. Zwar gelang es ihm, die Koalitionsfraktionen mit dem Gespenst drohenden Staats- und Wirtschaftsbankrotts zu diesem Akt nachträglicher Selbstverleugnung zu treiben. Aber er hatte den Anschluß bereits verpaßt:
- Eine Preiswelle, die größte seit der
Korea-Krise, entmutigte das Heer der Hausfrauen,
- der Mietenauftrieb erregte die Hausväter,
- steigende Hypothekenzinsen lähmten gleichermaßen die Baulust der Eigenheimer wie die Investitionsfreude der Unternehmer,
- wachsende Kapitalarmut stoppte den
Modernisierungsdrang der Städte und Gemeinden.
Vergeblich empfahlen die von Bonn eingesetzten Konjunkturweisen um die Jahreswende 1965/66 eine »konzertierte Aktion« von Tarifpartnern und öffentlichen Hände gegen die drohende Wirtschaftskrise und mahnten die Regierung, endlich zu schaffen, was seit Jahren überfällig war: Instrumente zur Lenkung der bedrohten Wirtschaft.
Über das ganze Frühjahr hin rang Erhard mit eigenen Skrupeln, Ressortegoismen, Länderwiderständen und Sonderwünschen aus der eigenen Partei, um die Inflationsgefahr durch ein Stabilisierungsgesetz abzufangen.
Vom Rumoren im Land beunruhigt, vertraute er sich Bayerns CSU-Ministerpräsident Goppel an: »Man muß doch irgend etwas tun. Ich habe keine Zeit mehr zu warten.«
Aber die kostbare Zeit zerrann, und nichts geschah. Derweil geriet Erhard auch auf einem anderen Schauplatz in Not. Um den durch Adenauers Abtritt frei werdenden CDU-Vorsitz bewarb er sich wie immer nur zaudernd. Erst als der junge Fraktionschef Barzel die eigenen Kanzlerambitionen durch Bewerbung um das oberste Parteiamt untermauern wollte, wurde Erhard aktiv.
Zwar vermochte der Kanzler die Blitzkarriere Barzels im letzten Augenblick zu bremsen, indem er sich widerwillig selber auf den Parteistuhl heben ließ. Barzel aber, mit dem er bis dahin väterlich zusammengearbeitet hatte und der sich nun um die frühen Früchte seines eifrigen Strebens geprellt sah, wurde Erhards Feind.
Nach dieser Partei-Affäre kaum zu Atem gekommen, sah Erhard sich schließlich von einem Gegner überholt, der bisher immer weit hinter ihm zurückgeblieben war. SPD-Stratege Wehner forderte Ulbrichts SED zu einem öffentlichen Rede-Duell mit der SPD -Führung in Chemnitz und Hannover.
Die Deutschen diesseits und jenseits der Elbe sprachen zum Staunen Bonns und der Welt plötzlich wieder über die Wiedervereinigung. Zu spät merkten Erhards Berater, daß die Wehner-Aktion am Vorabend des Wahlkampfes im volksstärksten Bundesland Nordrhein -Westfalen der SPD eine Welle von Sympathie zutrug.
Andere Unterlassungssünden des Kanzlers verschafften den Wahlgegnern der CDU weiteren Zulauf. Schon seit langem hatte Bonn kommen sehen, daß die traditionelle Energiequelle Kohle im Wettbewerb mit dem modernen Energiespender Öl unterliegen würde. Dennoch halfen halbherzige Hilfsgelder den Ruhrzechen nur von einer Haldenkrise zur andern.
Die Kumpel im Pott, die in der Notzeit nach dem Krieg mit Sonderrationen und Eigenheimen zurück in die Pütts gelockt worden waren, fühlten sich verraten. Sie bangten um Arbeitsplätze und sozialen Besitzstand, weil mehr und mehr Zechen stillgelegt werden mußten. Ihnen gesellten sich Stahlarbeiter bei, deren Werke wegen der allgemeinen Auftragsflaute zu Schließung und Kurzarbeit gezwungen waren.
Schwarze Fahnen demonstrierender Bergleute empfingen Erhard im letzten Sommer auf seinen Wahlkampfreisen.
Frühzeitig, doch vergeblich hatte Politiker Adenauer den unpolitischen Wirtschaftsprofessor vor den politischen Gefahren solcher Volksempörung gewarnt: »Die Krise der Weimarer Zeit war eine Frage der Lage an der Ruhr. Wenn es dort nicht mehr stimmt, wählen die Leute rot.«
Parteifreund Grundmann,Vorsitzender der rheinischen CDU, beschwor Erhard noch vierzehn Tage vor der Juli-Wahl: »Sie unterschätzen die Stimmung im Lande, Herr Bundeskanzler.«
Der sendungsbewußte Erhard wollte es nicht wahrhaben: »Ach was, ich war jetzt gerade in Hagen und Hohenlimburg und hatte überall großen Beifall.«
Als der Beifall in Buh-Rufe und Protestchöre umschlug, verlor Erhard die Nerven Der ehemals erfolgreiche Massenredner, der aufgebrachte Versammlungen auf seine Seite ziehen konnte, zeigte sich als dünnhäutiger Übelnehmer.
Der Kanzler beschimpfte seine Zuhörer ("schamloses Gesindel«, »Uhus") und ließ sie stehen: »Bevor ich gehe, möchte ich Ihnen sagen, Sie Lümmel, Sie würden in Ihren Windeln verkommen sein, wenn ich nicht gewesen wäre und meine Politik.«
Ludwig Erhard bekam die Quittung. Wie von Konrad Adenauer prophezeit, wählte das Land an Rhein und Ruhr am 10. Juli rot. Erstmals nach dem Krieg erlebte Deutschland einen politischen Erdrutsch. Die Sozialdemokraten zogen an der CDU vorbei, errangen fast die Hälfte aller Wählerstimmen und ließen die bis dahin immer führende CDU weit hinter sich.
Erhards klassenlose Gesellschaft hatte sich beim Gegner formiert.
Die Suche nach dem Sündenbock dauerte nicht lange. Die CDU schob alle Schuld auf Erhard, der sich in diesem Landeswahlkampf als Bundeskanzler exponiert hatte.
Erhard flüchtete in hilflose Ausreden. Wirtschaftsminister Schmücker habe die Ruhrkrise nicht rechtzeitig abgefangen und die Stabilitätsgesetze verzögert. Überdies hätten die unteren Parteigliederungen versagt: »Da hätte man doch Musikkapellen aufstellen können, die Zwischenrufer übertönten.«
Bei dem im Rheinland beheimateten Links-Flügel der CDU verfingen solche Sprüche nicht. Ihn schreckte der Absprung vieler katholischer Wähler. Auf einer Tagung der von Bundesarbeitsminister Katzer geführten CDU-Sozialausschüsse kam es nun zum ersten Aufruhr gegen Partei- und Regierungschef Erhard.
Sozialpolitiker ("Sopo") Josef Mick aus Köln proklamierte »erbitterten Widerstand gegen den Versuch, aus der CDU eine liberale Wirtschaftspartei« zu machen. Vorwurf an die Adresse Erhards: »Liberalismus ist schlimmer als der Herzinfarkt.«
Die CDU-Sopos, die in der Abkehr von christlichen und sozialen Grundsätzen Erhards größte Sünde wider die Partei sehen, gründeten im Bundestag einen 15-Mann-Stoßtrupp. Auftrag: den Protestanten Erhard unter linkskatholische Kontrolle zu nehmen.
Sopo-Führer Katzer, den Erhard im Herbst 1965 zum Minister gemacht hatte, um ihn in der Kabinettszucht zu bändigen, ließ sich beim Kanzler melden. Den CDU-Linken wurmte schon lange, daß der Regierungschef ihn noch nie zu vertraulicher Abendrunde in den Schaumburg-Bungalow eingeladen hatte und daß dort immer nur Wirtschaftsbosse wie Bankier Abs und Industrie -Präsident Berg beim Whisky sitzen dürfen.
Katzer zu Wahlverlierer Erhard: »Sie lassen sich von den falschen Leuten beraten. Wenn einer Ihnen helfen kann, dann sind es meine Massen.«
Doch Erhard wollte sich schon gar nicht von der Partei-Linken helfen lassen, sondern Urlaub machen und ausschlafen. Böse auf die ungetreue Wählerschaft, verschanzte er sich im Ferienbungalow am Tegernsee.
Unterdessen begann der Kampf der Diadochen. Der erste Dolchstoß richtete sich gegen Erhards »Entscheidungshelfer«, den Kanzleramtsminister Westrick (SPIEGEL 24/1966). Die Junge Union proklamierte: Westricks unheilvoller Einfluß auf Erhard habe die NRW-Katastrophe verschuldet. FDP -Fraktionsführer von Kühlmann-Stumm echote: »per böse Geist, der auf dem besten Wege ist, die Kanzlerschaft Erhards zu beenden, heißt Westrick.«
Aber alsbald ging es nicht nur um Westrick. In der Bundeshauptstadt wurden Namenslisten herumgereicht, auf denen das halbe Erhard-Kabinett neu
besetzt war. Altregisseur Adenauer meditierte auf seinem Bundeshaus-Altenteil, eigentlich habe Herr Erhard abgewirtschaftet und sollte durch einen Mann wie den Bundestagspräsidenten Gerstenmaier ersetzt werden. Mit diesem Stichwort war die Kanzler-Krise erstmals offen angesprochen.
Nun wurde auch die FDP unruhig. Die Koalitionsfreunde Mende und Scheel offenbarten Erhard im Urlaubsmonat August ihre Sorgen. Die Freidemokraten seien bereit, der CDU zu helfen, aber: »Wenn die CDU sich weiterhin selbst zerfleischt, dann werden wir bestrebt sein, wieder sicheren parlamentarischen Boden zu gewinnen.« Zu deutsch: Notfalls könnte die FDP auch mit der SPD gegen Erhard koalieren.
Dem Kanzler wurde klar, daß seine weitere Kanzlerschaft auch von der Partei der Liberalen abhing, die ihn seit den Tagen des Frankfurter Wirtschaftsrates 1948 gestützt hatte und in die er fast eingetreten wäre, wenn der damalige FDP-Chef Heuss ihm ("Ach, gehen Sie doch lieber zu einer größeren Partei") nicht abgeraten hätte.
Um sich zu retten, plante Erhard bei Urlaubsende ein machtvolles Comeback: eine Kabinettsumbildung großen Stils. Alle Versager wie von Hassel und Dahlgrün sollten ausscheiden, alle Widersacher wie Strauß, Barzel und Gerstenmaier in die Regierung aufgenommen werden.
Aber Erhards Kontakte und Sondierungen ergaben, daß seine Macht nicht mehr ausreichte, um eine solche Konzentration der Außenstehenden zu erzwingen.
Barzel versagte sich ihm; eine Berufung Gerstenmaiers hätte die Entlassung des Außenministers Schröder bedeutet, und eine Rückkehr des CSU -Chefs Franz-Josef Strauß das Ende der kleinen Koalition heraufbeschworen, da die Freien Demokraten über dieser Frage auseinanderzubrechen drohten. Zudem war Erhards Abneigung gegen den Bayern noch ungebrochen, und auch Strauß selbst war sich nicht schlüssig, ob er dem Kanzler die Stabilisierungshand reichen sollte.
So ließ Ludwig Erhard den Gedanken einer großen Kabinettsreform fallen. Er wollte dann aber wenigstens den Bundeshaushalt in Ordnung bringen.
Das ministerielle Bonner Streichquintett und Finanzminister Dahlgrüns beharrliches Kungeln hatten es zwar fertiggebracht, im Ringen mit den Ressortchefs die Etatzahlen für 1967 von rund 78 auf 73,9 Milliarden Mark herunterzureden. Dennoch lag der neue Ansatz mit einer Steigerungsrate von 7,2 Prozent gegenüber 1966 weit über dem volkswirtschaftlich vertretbaren Maß und immer noch über den verfügbaren Mitteln.
Dem Kanzler wurde bewußt, daß er die widerstrebenden Bundesländer für seine noch immer nicht fertigen Stabilisierungsgesetze nur dann gewinnen könne, wenn der Bund sich selber ins Maßkorsett zwänge.
Am Tag vor seiner Rückreise nach Bonn, am 24. August, schrieb Erhard allen Ministern einen Brief: Er sei gewillt, bei den bevorstehenden »schicksalhaften Haushaltsberatungen« die an ihm oft kritisierte freizügige Führung des Kabinetts zu straffen, und erwarte jedermanns bereitwillige Mitarbeit. Auf roten Begleitzetteln mußten die Minister Empfang des Briefes und Verschwiegenheit bestätigen.
Anderntags bereitete Erhard seinen großen Kabinettsauftritt vor. Mit den Ministern Dahlgrün und Schmücker schmiedete er ein Komplott gegen Katzers Sozialetat.
Um eine Milliarde Mark sollten die Staatszuschüsse zur Rentenversicherung beschnitten werden, um eine halbe Milliarde - wie zu Beginn des Erhard -Regimes 1963 - die gerade anstehende Aufbesserung der Kriegsopferrenten.
Ahnungslos kam Katzer am 26. August an den ovalen Kabinettstisch im Palais Schaumburg. Ungewohnt herrisch eröffnete Erhard die Runde. Vorher hatte ihm einer seiner Kanzleramts -Vertrauten noch den Rücken gesteift: »Herr Bundeskanzler, Sie müssen bereit sein, Rücktrittserklärungen entgegenzunehmen.«
Eine Stunde lang hielt der Kanzler seine harte Kabinettsführung durch. Dann brach der Krach los. Katzer lief rot an und drohte: »Sie können das ruhig hier so machen, aber ohne mich.«
Soviel wollte Erhard freilich nicht riskieren. Denn seine Lage war inzwischen so labil geworden, daß ein Abbröckeln des Kabinetts den Kanzlersturz eingeleitet hätte. »Aber nun gehen Sie doch nicht etwa noch aus dem Saal, Herr Katzer.« Der Minister höhnte: »Das nicht, aber morgen schreibe ich Ihnen den Rücktrittsbrief.«
Erhard gab nach. Nach vierzehn Stunden Kabinettszank alten Stils verließ Katzer ungerupft des Kanzlers Schlachtbank. Tags darauf verkündete Finanzminister Dahlgrün unter dem Gelachter der Bonner Journalisten, die Bundesregierung habe sieh zu einer Etatkürzung um 100 Millionen Mark entschlossen - genau 1,4 Milliarden weniger, als Erhard noch am Vortag anvisiert hatte.
So wie Erhards, erste Sparversuche im Kabinett scheiterten, so zerschellten die folgenden an der eigenen CDU und dem Koalitionspartner FDP: Die Kürzung der Kilometergeld-Pauschale für Arbeitnehmer will die Unionsfraktion nicht hinnehmen, den Abbau der Sparförderung lehnt die FDP ab.
Aus der Haushaltskrise taumelte Erhard ohne Übergang in die Hassel -Krise. Der Rücktritt des Bundeswehr -Generalinspekteurs Trettner und des Luftwaffeninspekteurs Panitzki hatte katastrophale Mißstände im Bundesverteidigungsministerium aufgedeckt. Deutschlands Öffentlichkeit - bewegt von der Starfighter-Tragödie - forderte Hassels Kopf.
Da traf den strapazierten Kanzler ein weiterer Schlag: Mitten in der Bundestagsdebatte über die endlich vorgelegten Stabilisierungsgesetze Anfang September kündigte sein getreuester Gefährte, Ludger Westrick, das Dienstverhältnis. Zu tief hatte ihn getroffen, daß sein Chef ihn gegen die Kampagne von CDU, FDP und Presse nicht mehr deckte.
Westrick zu Freunden: »Ich bin ein Herr, ich bin kein Knoten.«
Damit war eingetreten, was Erhard um jeden Preis hatte verhindern wollen: Seine Mannschaft begann auseinanderzulaufen.
Erhard-Freund Schmücker schlug dem Kanzler vor: Alle Minister sollten gemeinsam zurücktreten und dem Kanzler freie Hand zu Kabinettsumbildung und Kabinettsreform geben. Schmückers Radikalplan: Halbieren der Ministerzahl.
Doch Schmückers Rat kam zu spät. Statt mit neuen Leuten trat Erhard Ende letzten Monats mit dem angeschossenen Hassel und dem abgedankten Westrick den außenpolitischen Bittgang nach Washington an. Es war die schwerste Auslandsreise eines deutschen Kanzlers nach dem Krieg.
Im Weißen Haus eröffnete ihm Freund Johnson, daß
- Amerika für lange Zeit den Gedanken an Deutschlands Wiedervereinigung aufgegeben hat und sich statt dessen mit den Sowjets auf der Basis des Status quo in Mitteleuropa zu arrangieren sucht,
- Bonns Streben, über den Mitbesitz an Amerikas Atombomben doch noch Politik der Stärke nach Osten betreiben zu können, keinerlei Aussicht mehr besitzt,
- der fünfzehn Jahre als Sicherheits -Faustpfand erwirkte Verbleib
amerikanischer Truppen in Deutschland auf die Dauer nicht mehr durchsetzbar ist,
- die Nato nach dem Ausscheren de Gaulles künftig nur noch auf Sparflamme betrieben wird, zumal die Amerikaner eine akute sowjetische Aggressionsgefahr in Europa nicht mehr einkalkulieren.
Am empfindlichsten traf den säumigen Bonner Wechselschuldner Erhard freilich die Härte, mit der Johnson auf der Einhaltung der deutschen Zahlungsverpflichtungen für Rüstungskäufe in den USA bestand. Das Flehen um einen Aufschub fruchtete trotz aller Freundschaft nicht. Bonn muß bis Ende 1967 rund 3,6 Milliarden Mark nach Amerika überweisen, für die in der Steuerkasse noch keinerlei Deckung in Sicht ist.
Obendrein erklärten die Bundesländer dem Kanzler offenen Steuerkrieg. Sie wollen dem Bund vom nächsten Jahr an nicht mehr wie bisher 39, sondern nur noch 35 Prozent der Einkommen- und Körperschaftsteuer abtreten, also runde zwei Milliarden weniger als Dahlgrün im Bundeshaushalt auf der Einnahmeseite veranschlagt hat.
Auf einer Ministerpräsidenten-Konferenz in Berlin hatte Baden-Württembergs CDU-Landeschef Kiesinger den Auftrag erhalten, Erhard jede Hoffnung auf einen Kompromiß mit den Ländern zu nehmen.
Bonns nächstjähriger Bundesetat steuerte damit in einen Abgrund von Unsolidität. Der Mann, der ausgezogen war, Adenauers Gefälligkeitsdemokratie zu beseitigen, suchte nun sein Heil im Taschenspieler-Metier.
Erhards Kabinettsrunde beschloß, das vor der Wahl 1965 versprochene Mutterschaftsgeld mangels Bonner Finanzmasse künftig aus der Arbeitslosenversicherung zu bestreiten. Und damit die Arbeiter nicht um ihre Beitragsgroschen zu bangen brauchen, will Bonn von Januar 1967 an auch die Arbeitnehmer mit mehr als 1800 Mark Monatsverdienst, die bisher für den Fall der Arbeitslosigkeit selbst vorzusorgen hatten, zwangsweise in die Kollektivversicherung eingemeinden.
In seiner Finanznot gab Neo-Liberalist Erhard damit die letzte Bastion seiner Philosophie - Eigenverantwortung geht vor Kollektivschutz - kampflos auf.
Nun formierten sich auch die letzten Anhänger gegen ihn: allen voran der Unternehmerflügel der CDU. Selbst Gustav Stein, Präsidiale des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, verlangte eine drastische Kabinettsumbildung.
Ludwig Erhard bekam den Eiseshauch des Verlassenen zu spüren.
Nicht nur die Politiker rückten von ihm ab - sogar die Ministerialbürokratie bekundete ihre Abneigung gegen den glücklosen Kanzler.
Jeder Bonner Spitzenbeamte hätte es sich früher zur Ehre angerechnet, als Amtschef im Palais Schaumburg das Erbe von Globke und Westrick anzutreten. Jetzt mußte der Kanzler auf der Suche nach einem neuen Führungsgehilfen eine Absage nach der anderen hinnehmen. Erst in Bundesratsdirektor Albert Pfitzer fand er einen Hilfswilligen.
Der CDU-Intellektuelle Rüdiger Altmann witzelte: »Die Blume auf Erhards Sarg.«
Die Blume welkte schnell. Pfitzer scheiterte an seiner SS-Vergangenheit. Den schwarzen Flecken in Pfitzers Personalakte hatte der CDU/CSU-Fraktionschef Barzel aufgedeckt und erst
dem Kanzler, dann dein Bundespräsidenten gemeldet, bei dem er mehr NS -Empfindlichkeit voraussetzen konnte.
Es blieb nicht Barzels einziges Geschoß. Am selben Tag, an dem Erhard seine erfolglose Amerika-Reise antrat, war der Fraktionschef nach dem Süden aufgebrochen. In der Villa Collina am Comer See beriet er Kanzler-Krise und Parteinot mit dem unentwegten Erhard -Widersacher Konrad Adenauer.
Der Memoirenschreiber in Caddenabbia hatte fernab der Bonner Szene den Anschluß ans politische Geschäft nicht verloren. Vor Barzel waren schon zwei andere Besucher in der See-Villa eingekehrt: sein altvertrauter Gehilfe Hans Globke und Spitzen-Bankier Josef Abs.
Dem Chef der Deutschen Bank, der nächstes Jahr in Pension geht, machte der Alte ein neues Betätigungsfeld schmackhaft. Er möchte Abs bei der nächsten Gelegenheit ins Bundeskabinett einschleusen - entweder auf den Sessel des dem Alt-Kanzler verhaßten AA-Chefs Schröder oder auf den Stuhl des immobilen Finanzministers Dahlgrün, auf daß Abs, wie einst Hjalmar Schacht, die deutsche Währung kuriere. Der alte Herr weihte Barzel in seine neuen Personal-Pläne ein.
Eine Woche später erschien Adenauer zur Abendstunde im deutschen Fernsehen und beklagte die »Not des Vaterlandes«.
Der Interview-Krieg zwischen CDU -Prominenten - traditionelles Instrument parteiinterner Auseinandersetzung - war von neuem entbrannt. Auch Gerstenmaler, Franz-Josef Strauß und CSU-Baron Guttenberg feuerten auf Erhard und seine Mannschaft.
Altmeister Adenauer: »Man muß nur einen Stein ins Wasser werfen, dann gibt's auch Wellen.« Drei Steine warf der alte Mann - zweimal im Fernsehen, einmal in Springers »Welt am Sonntag«. Dann wartete er zu.
Mit torbedacht verschob er seine Rückkehr ins brodelnde Bonn um acht Tage. Freunden, die in der Urlaubsklause vorbeischauten, vertraute er seinen schlauen Plan an: »Lassen Sie sich das mal setzen. Der Herr Strauß wird in München auch noch das Nötige sagen, und dann komme ich nach Bonn zurück. Dann werden wir über manches zu reden haben.«
Adenauers politische Wasserwellen brachen sich Ende vorletzter Woche auf Straußens CSU-Parteitag in München. In einem Hinterzimmer des Restaurants auf dem Münchner Ausstellungsgelände gab es auf der Sitzung der Landesvorstandschaft nur ein Thema: Erhards Versagen.
Die Stimmung in der bayrischen Schwesterpartei artikulierte sich in Zweifeln und in Resignation. Zwischenruf während der Debatte über die Bonner Führungskrise: »Vor einem Jahr haben wir Erhard in der Wahl doch groß herausgestellt. Soll das alles falsch gewesen sein?« Gegenruf: »Ja.«
Straußens Prätorianergarde drängte auf Abzug der CSU-Minister aus dem angeschlagenen Kabinett Erhard, um den Kanzler zur Aktion zu zwingen. Selbst Schatzminister Dollinger, der noch einmal die Loyalität gegenüber dem Kanzler beschwor, schickte sich:
»Wenn ihr das wirklich wollt, dann muß ich eben mitmachen.«
Die Entscheidung stand auf des Messers Schneide. Schließlich verzichteten die CSU-Kohorten auf den sofortigen Bruch, weil ein solcher Eklat die Chancen bei den Landtagswahlen weiter verschlechtert haben würde. Statt dessen legten die Bayern eine Zeitbombe: Wenn Ludwig Erhard nicht binnen sechs Monaten Erfolge vorweisen könne werde die CSU ihm ihre Unterstützung entziehend
Keinen Tag länger soll Erhards Bewahrungsfrist dauern, damit notfalls ein neuer Kanzler vom Frühjahr 1967 an zwei Jahre lang als Spitzenkandidat der Unions-Parteien für die Bundestagswahl 1969 aufgebaut werden kann.
Die CDU-Kanzler-Kürer waren schon am Werke.
Die »Not des Vaterlandes« hatte sie bereits elf Tage vor Straußens Heerschau an der Isar in den dunklen Hunsruck-Wäldern zusammengeführt.
Am Kamin des Grünrocks Eugen Gerstenmaier im Jagdhaus »Vierherrenwald- bei Idar-Oberstein sprach der Lausherr ("Die ganze Hirschbrunft ist im Eimer") mit seinen Gästen Bruno Heck, Geschäftsführender Präsidiale der Christenpartei, Josef Hermann Dufhues und Helmut Kohl, CDU-Landesvorsitzende von Westfalen und Rheinland -Pfalz, über das große Bonner Treiben.
Die Vierer-Runde war sich einig: Trotz aller Misere sei ein Kanzlersturz undenkbar. Er würde die Partei bei den Wählern vollends in Mißkredit bringen. Deshalb müsse Erhard durch gütliches Zureden bewogen werden, seinen Platz im Palais Schaumburg freiwillig zu räumen. Schließlich könne es nicht in des Kanzlers Absicht liegen, sein Bild vor der Geschichte mit einer verlorenen Bundestagswahl 1969 zu verdunkeln.
Gerstenmaier, der selber den heimlichen Wunsch hegt. Kanzler zu werden, aber vor der entscheidenden Aktion scheut wie Hamlet vor dem Königsmord: »Ich komme mir vor wie einer, der Bald in den Krieg einrücken muß.«
Allerdings, nicht der wackere Schwabe allein, auch andere CDU-Kämpen bereiten sich auf den Marsch an die Front vor:
- Außenminister Gerhard Schröder, der durch strikte Loyalität gegenüber Erhard im zweiten Anlauf zu erreichen hofft, was ihm bei Adenauer 1963 nicht gelungen war, nämlich vom abdankenden Kanzler zum Kronprinzen designiert zu werden. Aber: Die CSU lehnt den Strauß -Feind ab, und auch die CDU nimmt ihm den harten, inzwischen allerdings abgeschwächten Kurs gegen Frankreich übel.
- Fraktionsführer Rainer Barzel, der auf seine parlamentarische Hausmacht baut und sich in der Kanzlerkrise durch Maklergesehide empfiehlt. Aber: Die Partei vergißt dem jungen Mann nicht so schnell die karrierebewußten Alleingänge wie zum Beispiel den voreiligen Griff nach dem Parteivorsitz und die verunglückte 17.-Juni-Rede in New York.
- Innenminister Paul Lücke, der das Vertrauen des nach oben drängenden linken Parteiflügels besitzt, Präsident des Katholikentages war und ein gutes Verhältnis zu Wehners SPD hat. Aber: Er gilt als Befürworter einer schwarz-roten Koalition, die von der großen Mehrheit der CDU/ CSU-Fraktion nach wie vor abgelehnt wird.
- Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger, den die CDU dank seiner früheren Strahlkraft eher als andere für eine neue Wahllokomotive hält und der wie schon in seiner Bonner Zeit als außenpolitischer Chefsprecher der CDU/CSU ein versöhnliches Zusammengehen mit den Franzosen verspricht. Aber: Nach achtjähriger Abwesenheit von Bonn ist es für ihn schwer, sich aus der fernen Provinz ins politische Spiel der Bundeskapitale wieder einzuschalten.
Vorläufig neutralisieren sich die CDU -Kanzleraspiranten gegenseitig. Solange sie sich noch alle Hoffnungen aufs höchste Regierungsamt machen können, kann einer allein den Marsch aufs Kanzlerpalais nicht antreten. Doch schon eine Interessenpaarung zweier Marschierer könnte das Pendel der Kanzlerchancen zugunsten eines der beiden ausschlagen lassen.
Tatsächlich haben zwei der fünf Bewerber sich schon in einer geheimen Vorabsprache gefunden. Gerstenmaler und Kiesinger stehen im Wechselwort. Entweder will Kiesinger unter einem Kanzler Gerstenmaier Außenminister werden oder Gerstenmaier AA-Chef in einem Kabinett Kiesinger.
In Bonn trieben die Ereignisse in den letzten beiden Wochen weiter und schneller voran, als das Parteivolk ahnte. Unmittelbar nach dem abendlichen Lagegespräch im Vierherrenwald bereitete einer der vier Akteure, CDU-Präsidiale Heck, bereits den Fahrplan des Kanzlerwechsels vor:
Der angeschlagene Erhard soll sich keinem CDU-Parteitag mehr stellen. Für 1967 will Heck das Familientreffen der Kanzlerpartei ausfallen lassen. Erst im Frühjahr 1968, wenn Erhards zweijähriges Mandat als Parteivorsitzender abgelaufen ist, soll der Parteitag wieder zusammentreten. Dann könne man Erhards Ablösung auf den Posten des Partei- und Regierungschefs gleichzeitig vollziehen.
Erhard verstand den Wink. Der innerparteiliche Nervenkrieg seit seiner Niederlage an Rhein und Ruhr hatte Wirkung gezeigt. Der Kanzler entsann sich Schmückers Rat: vor dem Abgang aufs Altenteil das Haus in Ordnung zu bringen.
Im engsten Kreis offenbarte Erhard, daß er auf die große Kabinettsumbildung verzichten und nach der Bayern -Wahl nur noch ein kleines Revirement vornehmen wolle: Ablösung der am ärgsten lädierten Minister Dahlgrün und von Hassel und vielleicht Zusammenlegung der Ressorts Familie und Gesundheit. Im übrigen aber wolle er sich dem Willen der Partei fügen und 1968 auf Parteivorsitz und Kanzlerschaft verzichten.
Der Alterswunsch des dann Einundsiebzigjährigen: Erhard möchte 1969, wenn Heinrich Lübke ausscheidet, Bundespräsident werden.
Deutschlands derzeitiger Bundespräsident Heinrich Lübke freilich hält nicht viel von diesem Nachfolge-Kandidaten: »Wir haben da einen, der fühlt sich gesandt ...«
So stark sei das Sendungsbewußtsein dieses Herren, daß er besserer Einsicht gar nicht mehr teilhaftig werden könne. Deshalb habe er, Lübke, damals mit der Unterzeichnung der Ernennungsurkunde bis »kurz vor zwölf« gewartet, sei aber leider von allen Seiten dermaßen gedrängt worden, daß er habe unterschreiben müssen.
Lübke: »Noch einmal würde ich das nicht machen.«
* Artikel 67 des Grundgesetzes Schreibt vor, daß ein Kanzler vom Bundestag nur gestürzt werden kann, wenn der Bundestag mit absoluter Mehrheit einen neuen Kanzler wählt.
Bundeskanzler Erhard auf der Regierungsbank im Bundestag »Soll alles falsch gewesen sein?«
Frankfurter Allgemeine
»Was wolltet ihr mit den Dolchen, sprecht?« - »Blumen schneiden, o Herr, für dich!«
CSU-Parteitag*: Dem Kanzler ein Ultimatum
CDU-Wahlkampf-Stratege Elschner: Bei der nächsten Wahl nur noch 25 Prozent?
Kriegsopfer Erhard (1918)
»Wenn ich jetzt nachgebe ...
... kann ich gleich wieder zurücktreten": Kriegsopfer-Demonstration 1963 in Bonn
Erhard-Berater Westrick, Chef: »Ganz großer Blödsinn«
Telephongebühren-Streit*
»Herr Bundeskanzler, Sie unterschätzen ...
Ruhr-Krise**
... die Stimmung im Lande«
Wahlkämpfer Erhard*: »Was kümmern mich die Wahlen,
ich weiß, daß ich es richtig mache«
Erhard-Widersacher Katzer
»Das können Sie machen, aber ohne mich«
de Volkskrant, Amsterdam
Geheimwaffe: »... Wir sind verpflichtet, für 3,6 Milliarden Kaugummi zu kaufen ...!«
Erhard-Gegner Barzel, Adenauer
»Man muß nur einen Stein werfen«
Adenauer-Freund Abs: Ein Großbankier an die Spitze des AA?
Kanzler-Kandidaten Gerstenmaier, Kiesinger: Gegenseitig im Wort?
Erhard im Bundeskanzleramt: »Ich bin bereit, mich zu opfern«
* CSU-Vorsitzender Strauß mit Bayerns Kultusminister Huber (2. v. l.) und EWG-Präsident Hallstein (3. v. l.).
* SPIEGEL-Titel 32/1964.
** SPIEGEL-Titel 26/1966.
* Auf einer CDU-Wahlkundgebung in Nordrhein-Westfalen im Sommer 1966.