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Briefe

Ozonbelastung ist out
aus DER SPIEGEL 15/2005

Ozonbelastung ist out

Nr. 14/2005, Titel: Fahrverbot, Rußfilter, City-Maut - Das Feinstaub-Gespenst

Matthias Klingner vom Dresdner Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme sagt: »Über zwei Drittel der Staubbelastung weiß man fast nichts«, unter anderem, weil bei ihren Messungen der Grenzwert in der Stadt zehnmal so oft überschritten wurde wie auf der Autobahn, obwohl dort wesentlich mehr Verkehr stattfand. Man kann das Wissen aufmöbeln: Autobahnen befinden sich nie in Häuserschluchten - der Dreck wird also sofort verteilt. Diese scheinbare Ahnungslosigkeit halte ich für ein Ablenkungsmanöver.

KARLSRUHE KLAUS BUGGISCH

Angesichts unseres hypochondrischen Messwahns und notorischen Analysedenkens frage ich mich, wann wir die Gaskonzentration eines Furzes für die Umwelt für lebensbedrohlich halten.

INGOLSTADT (BAYERN) PETER PORATH

Ozonbelastung ist out, Feinstaub ist in, und das tumbe Volk kann endlich wieder einem Hype hinterherlaufen. Wie glücklich haben wir vor dem 1. Januar gelebt, bevor der EU-Grenzwert in Kraft trat und man noch richtig durchatmen konnte. Irgendwie erinnert mich das alles an die Hysterie mit dem Acrylamid, Tausende von Jahren wurde am offenen Feuer gebrutzelt, doch dann wird ein Grenzwert festgelegt, und schon waren unsere Pommes giftig. Aber was soll's, in einigen Jahren wird eine neue Geißel die Menschheit drangsalieren, ausgelöst durch die Festlegung eines Grenzwertes unserer EU-Beamten, und keiner wird mehr vom Feinstaub reden.

MENGKOFEN (BAYERN) ERICH STOLLER

Man hat zu danken für die Versachlichung des Themas und die Einordnung in größere Zusammenhänge. Die unerträgliche Panikmache in NRW - federführend einmal mehr die als grünes Muttchen agierende Bärbel Höhn - ist natürlich auf den Wahlkampf zurückzuführen: Frau Höhn prügelte gleich mit 65 000 Feinstaubtoten und Sonntagsfahrverbot auf eine ängstliche Wählerklientel ein und tat so, als hätten die Grünen schon wieder einmal die Rettung parat.

DUISBURG JÜRGEN SABARZ

Ich habe mir im letzten Sommer einen Honda Accord Diesel für 30 000 Euro gekauft. Mit einem Partikelfilter ist das Fahrzeug nicht ausgestattet. Im »ADAC Eco-Test« 04/2004 erhielt der Accord Diesel vier Umweltsterne und gehörte damit zu den besten Fahrzeugen überhaupt - ein Peugeot mit Partikelfilter erhielt nur drei Sterne. Jetzt bekomme ich durch die hysterische Feinstaubdiskussion den Eindruck vermittelt, ein übler Umweltsünder zu sein und verliere etwas den Spaß an dem Fahrzeug, obwohl ich eigentlich weiß, dass die Diskussion übertrieben ist. Ihr Artikel über das Gespenst Feinstaub hat mir sehr gefallen, da hier endlich mal eine umfassende Information zu dem Thema gegeben wurde. Eigentlich hätte man aber nur den letzten Satz lesen müssen: Eine Zigarette erzeugt mehr Feinstaub als ein Dieselmotor in 100 Minuten.

OPPENHEIM (RHLD.-PF.) GERHARD WALLBRECHT

Feiner Staub ist ärger als grober Dreck. Allmählich und fast unbemerkt hat die »Nachhaltigkeit« (der Profite) den Umweltschutz abgelöst. Die vielgerühmte »Nachhaltigkeit« ist zum Schutz des Wirtschaftswachstums vor dem Umweltschutz verkommen.

WIEN DR. ERICH SCHÄFER

Mich wundert, dass niemand auf den Gedanken kommt, die Dieselfahrzeugkäufer und -besitzer die Kosten für den Rußfilter selbst übernehmen zu lassen. Das wäre ihnen doch zuzumuten. Schließlich profitieren sie bei jedem Tanken von der unsinnigen Mineralölsteuerermäßigung. Es ist nicht einzusehen, dass der Staat sich an diesen Kosten beteiligen soll. Das bedeutet letztlich nichts anderes, als dass jeder Bürger, ob er nun ein Dieselauto hat, ein benzinbetriebenes oder gar keines, die Aus- und Nachrüstung finanziell mittragen muss. Ist das nicht eine verkehrte Welt? Das oft zitierte Beispiel der Katalysatoreinführung taugt hier nicht, denn die damals gewährte finanzielle Förderung war politisch genauso falsch und sozial genauso ungerecht, wie die jetzt diskutierte es wäre.

METZINGEN (BAD.-WÜRTT.) ROLF VEIT

Ich finde es entsetzlich, wie sich eingespielte Seilschaften von Verbalökologen, politischen Hinterbänklern und Weltuntergangsjournalisten nicht scheuen, dem Bürger zu suggerieren, der Tod stünde in Form einer Feinstaubwolke vor bundesdeutschen Türen. Die Freihändigkeit, mit der Todesfallzahlen hochgerechnet und

Scheinlösungen präsentiert werden, ist widerlich, und die Unverfrorenheit, mit welcher die Feinstaubdiskussion als Alibi für Steuererhöhungen und als Vehikel für die deutsche Regelungswut bemüht wird, ist haarsträubend. Politiker, die angesichts der deutschen Gesamtsituation mit dem Thema Feinstaub Profilübungen veranstalten, anstatt sich mit ihrer ganzen Energie für Arbeitsplätze einzusetzen, sollte man nicht wählen.

HÖHR-GRENZHAUSEN (RHLD.-PF.) STEPHAN BLÄSNER

Je kleiner die Teilchen, desto mörderischer ihre Wirkung? Dann sind ja wohl gar nicht vorhandene Teilchen absolut tödlich! Im Übrigen erinnert mich die ganze Aufregung daran, dass ein großer Teil der Bevölkerung über Nacht krank wurde, als die Experten den Cholesteringrenzwert willkürlich auf 200 herabsetzten.

ESSEN KLAUS MÜLLER

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