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SINGAPUR Panik-Wahl im Tigerstaat

aus DER SPIEGEL 43/2001

Singapur, das viele Jahre eine Art Musterland unter den asiatischen Tigerstaaten war, gerät in die Krise. In den Boutiquen an der berühmten Orchard Road bleiben die Käufer aus, den Luxushotels fehlen Touristen. Die jüngsten Zahlen aus der Wirtschaft werden in dem Stadtstaat als katastrophal empfunden. Im September brachen die für Singapur extrem wichtigen Exporte knapp um ein Drittel ein - wobei es den Elektroniksektor, bisher das Paradestück, am härtesten getroffen hat. Die Ausfuhren der Halbleiterfabriken und der Computerhersteller sind um mehr als die Hälfte geschrumpft. Es muss mit 25 000 Arbeitslosen und einem Anstieg der Arbeitslosenrate auf 4,5 Prozent gerechnet werden - für das erfolgsverwöhnte Singapur, das seit der Unabhängigkeit 1965 fast nur den Aufstieg kannte, eine unerhörte Entwicklung. Die Regierung von Premier Goh Chok Tong versucht, Panik vorzubeugen - mit einem Ankurbelungsprogramm in Milliardenhöhe und der Ausgabe von Staatsanleihen, von denen jeder Bewohner, errechnet nach den Einkommen, zwischen 400 und 1700 Stück erhalten soll. Die Papiere werden im Wert je eines Singapur-Dollar (1,19 Mark) ausgegeben und jährlich mit drei Prozent verzinst. So soll die Hoffnung auf eine Wiederkehr des Booms genährt werden. Doch daran scheint die Regierung Goh Chok Tong selbst nicht zu glauben. Obwohl ihre Amtszeit erst im August nächsten Jahres abläuft, hat sie am Donnerstag überraschend Neuwahlen für den 3. November angesetzt. In Singapur komme »der soziale Zusammenhalt unter Druck«, und die wirtschaftliche Perspektive sei »düster«, musste der Premierminister einräumen.

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