PARFÜMIERTER TOPF
(Nr. 50/1970, Titel über: »Ist das Krankenhaus pleite?")
Ihr Artikel über Krankenhäuser trifft ins Schwarze, denn die Bundesrepublik ist gegenüber zum Beispiel der DDR unterentwickelt.
Baden-Baden HEINZ GEISELER
Warum nur erschüttert, ja zerstört man das Vertrauen zwischen Arzt und Patient pausenlos in den letzten Monaten mit Berichten in Illustrierten und im Fernsehen? Warum greift man Einzelfälle auf und verallgemeinert so sehr?
Bad Segeberg (Schl.-Holst.) REGINA KOST Arzthelferin
Das Wort sozial ist, so scheint es mir, nur vor den Wahlen aktuell.
Deizisau (Bad.-Württ.) GERHARD BAYER
Zu Ihrem Artikel möchte ich bernerken: Wenn nicht bald ein »sozialistisches Donnerwetter« in unser Krankenhaussystem einschlägt, bleibt einem nur eines übrig: niemals krank zu werden.
Sennelager (Nrdrh.-Westf.) WINFRIED BOROWYZAK
Man kann nicht von einem Konkurs des Krankenhauses sprechen, solange die Millionensummen an Defiziten weit übertroffen werden von den Millionenbeträgen, die die Chefärzte als »Honorare« den Krankenhäusern entziehen.
München GUNTER FRIEDRICH
Aus Unfähigkeit zu einem modernen Management und teilweise aus reinem Prestigedenken verbuttern die Träger deutscher Krankenhäuser jährlich Millionenbeträge und unterhalten überflüssige Arbeitskraftkapazitäten, allein in den anstaltsinternen Wäschereien. Gewerbliche Großwäschereien, die zumindest in der Nähe jeder Krankenanstalt zu finden sind, könnten ausnahmslos die aus Krankenhäusern anfallende Wäsche billiger waschen als dies in den Krankenhäusern geschehen kann. Für viele Oberinnen aber ist es geradezu eine Prestigefrage, auch über eine anstaltsinterne Wäscherei mit möglichst großem Personalaufwand zu gebieten.
Pirmasens GERHARD DIEBOLD
Gerne möchte ich einen Ihrer Herren Chefredakteure oder gar Herrn Augstein persönlich neben einem knoblauchstinkenden Muselmann auf dem Pfännchen drücken sehen. Neben Elke Sommer wäre Ihnen sicher wohler. Wollen wir wetten, daß Sie die letzten sind, die auf ihr parfümiertes Töpfchen verzichten?
Bremen INGRID GABELE
Ich habe mich sehr gefreut, daß Sie in Ihrer Titelgeschichte die schwierige Situation unserer Krankenhäuser so eindrucksvoll geschildert haben und dringend Reformen fordern. Nach Anhören einer Kommission von Sachverständigen hat die Hessische Landesregierung bereits am 12. August 1970 Grundsätze für die Struktur der Krankenhäuser gebilligt. Sie sind den Krankenhausfinanzierungs-Richtlinien als Anlage beigefügt worden und bilden damit eine der Voraussetzungen zur Förderung der Krankenhäuser mit Landesmitteln.
Die vorstehend erwähnten Grundsätze sehen im wesentlichen folgendes vor: 1. Keine Fachabteilung soll mehr als 100 bis 120 Betten haben.
2. Die Kliniken erhalten grundsätzlich nur 3-, 2- und 1-Bett-Zimmer. 3. Privatstationen gibt es nicht; die Betten für Selbstzahler sind in die Allgemeinstationen Integriert. 4. Bei der Unterbringung, Behandlung und Versorgung (zum Beispiel Verpflegung, Tagesablauf und Besuchszeit) wird nicht mehr zwischen Kassenpatienten und Selbstzahlern unterschieden.
5, Die ärztlichen Mitarbeiter erhalten einen gerechten Anteil an den Privateinkünften der Chefärzte.
Wiesbaden DR. HORST SCHMIDT
Hessischer Sozialminister
Ich danke für die publizistische Ehrenpromotion zum Mediziner. (Viele Freunde sind seit langem der Meinung, daß ich einen Dr. med. h. c. verdient hätte.) Um aber die Öffentlichkeit nicht irrezuführen, lege ich Wert auf die Feststellung, daß ich zwar möglicherweise sozial, aber jedenfalls kein Mediziner bin, sondern schlichter Soziologe (oder auch komplizierter, wie man will), der sich nur etwas intensiver mit Problemen der Medizin und besonders des Krankenhauses beschäftigt. Es wäre mir außerordentlich arg, wenn echte Sozialmediziner sich dadurch insultiert fühlten, daß Sie, der SPIEGEL, in den so viele hineinschauen, um nicht sich selber, sondern andere zu sehen, mich in einen Topf mit ihnen werfen. Geheimtip für die Redaktion: In Zukunft »Medizin-Soziologe« oder »Krankenhaus-Soziologe« schreiben.
Hannover DR. JOHANN JÜRGEN ROHDE