PFEIFEN
Als führende deutsche Herstellerfirma elektronischer Orgeln möchten wir den SPIEGEL auf einige Überzeichnungen in seinem Artikel »Konservierte Pfeifen« aufmerksam machen. Daß die Kirchen grundsätzlich gegen alle elektronischen Instrumente eingestellt seien, stimmt nur sehr bedingt. So wurden von uns innerhalb von sieben Jahren allein in Deutschland über 400 elektronische Orgeln in Kirchen und Gemeindesälen verschiedener Konfessionen (Preislage der Instrumente zwischen etwa 3500 Mark bis etwa 20 000 Mark) aufgestellt. Dazu kommen noch Hunderte von Instrumenten für Schulen, Privathäuser, Opernhäuser (Festspielhaus Bayreuth), Friedhofskapellen usw., so daß wir, einschließlich eines erheblichen Exports, die Zahl von 2000 Instrumenten in diesem verhältnismäßig kurzen Zeitraum weit überschritten haben.
Heimerdingen AHLBORN ORGEL GMBH
Ganz so einfach, wie der SPIEGEL und seine Gewährsmänner sich die Lösung des Problems elektronischer Orgeln vorstellen, ist sie nicht. Auch daß die von den Kirchen beauftragten amtlichen Orgelsachverständigen elektronischen Orgeln zum Teil noch mit Zurückhaltung gegenüberstehen, läßt nicht auf pure Böswilligkeit und Ignoranz schließen. (Die Schar derer, die elektronische Orgeln in der Kirche »grundsätzlich« ablehnen, ist trotz ihrer beachtlichen Lautstärke kleiner als man gemeinhin denkt.) Gefordert werden allerdings im, Interesse der Gemeinden von derartigen Instrumenten höchste musikalische Mund technische Qualität und von den Erzeuger-Firmen Werbeargumente, die den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen.
Wenn es dem SPIEGEL um eine unpolitische Unterrichtung der Öffentlichkeit gegangen wäre, hätte er, anstatt sich auf zwei Geschäftsleute mit »verbundenen Augen« zu verlassen, besser den zwar bereits etwas veralteten, immerhin aber sachlichen Hör-Test der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig herangezogen. Dort hätte er etwas über die vielfältigen Erscheinungsformen elektronischer Orgeln und die auffallenden Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Fabrikaten erfahren können.
Gaggenau (Baden-Württ) JOSEF MICHEL Kantor
Es darf geradezu als absurd gelten, Herrn Dereux als Orgelbauer und sein Instrument als Orgel zu bezeichnen, da sich mit dem Begriff Orgel nach wie vor eine feststehende Vorstellung in Gestalt der Pfeifenorgel verbindet, bei der die Tonerzeugung auf mechanischem Wege mittels schwingender Luftsäulen erfolgt. Dieses Faktum fand auch im Verlaufe eines gerichtlichen Verfahrens seine Bestätigung, indem sich der Senat des Oberlandesgerichts Köln mit der Auffassung der Vorinstanz identifizierte. In der Urteilsbegründung heißt es: »... daß unter Orgel auch nach der heute überwiegenden Auffassung der Verkehrsteilnehmer eine Pfeifenorgel verstanden wird«.
Köln BUND DEUTSCHER ORGELBAUMEISTER
Die Probleme der Elektronenorgel sind überwiegend psychologischer Natur. Sie zu erforschen und zu lösen, ist Aufgabe einer »Arbeitsgemeinschaft Elektronenorgel«, deren Gründung bevorsteht.
Neckarelz DR. SIEGFRIED UIBEL
Als Experten bei dem vergleichenden Test zwischen einer Pfeifenorgel und der Dereux-Orgel hätte man besser Organisten nehmen sollen, Leute also, die ein jahrelang geschärftes Ohr für Orgelklänge halben. Akustische Experten wie Lottermoser, Professor Thienhaus, Dr. Th. Kühn, Professor Fritz Winckel und viele andere haben in wissenschaftlich einwandfreien Versuchen nachgewiesen, daß die Klangeigenschaften einer Orgelpfeife, deren Ton sich aus den akustisch sehr wichtigen Komponenten Einschwingvorgang, stationärer Klang und Ausschwingvorgang zusammensetzt, musikalisch brauchbare Klänge erzeugt, die an Qualität mit denen elektronischer Instrumente bisher nicht zu vergleichen sind.
Die von den Konstrukteuren besonders gerühmte »absolute Reinheit und Homogenität« elektronischer Klänge erzeugt bei einem anspruchsvollen und genauen Hörer schon nach kurzer Zeit ein Gefühl von »Langweile«. Ein Chor beispielsweise - und die Tonbildung bei einer Orgelpfeife ist der des menschlichen Kehlkopfes völlig analog! - besteht auch nicht aus »genormten, völlig gleichen Stimmen«, sondern aus höchst individuellen »Tonerzeugern«, deren feine Differenzierungen gerade erst das Lebensvolle eines guten Chorklanges ausmachen. Im Orchester sind: auch nicht zwei Instrumente einander völlig gleich! Die Physiker nennen dies die Ungenauigkeits-Relation. Sie ist entscheidend für einen lebendigen Klang.
Göttingen HANS JENDIS Kantor und Diplom-Kirchenmusiker
Den Kirchengemeinden, die sich eine Orgel à la Dereux anschaffen wollen, wäre zu empfehlen, sich vorher zu erkundigen, ob man das Gerät später auch als Musiktruhe oder Fernsehgerät verwenden kann.
Verden (Aller) HELMUT PERL