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Briefe

PLATTENWECHSLER
aus DER SPIEGEL 50/1960

PLATTENWECHSLER

... Duft der großen Politik. Elegant von Ausflucht zu Ausflucht eilend, aromatisch das Lächeln, würzig die treudeutschen Reden! Das ist doch der ..? Gewiß!

Hamburg 20 ERNST KELLER

Für den SPIEGEL . . . Jens Briegel.

Nürnberg DR. ARNULF NEUPERT

»Jedermanns-Willy« hat SPIEGEL-Redaktionschef Hans Detlev Becker nichts zu bieten außer einem freundlichen Lächeln und einem Kännchen Kaffee!

Decize (Frankreich) Klaus-D. HERMANN

Das Gespräch mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin sah sehr nach einem Kompromiß mit Brandts Publicity Office aus: Die Fragen waren harmlos, und die Antworten erschienen vorbereitet.

Hamburg-Wandsbek DR. JUR. R. HINTZE

Noch nicht einmal genügend Esprit und Mutterwitz läßt dies Paradepferdehen im SPD-Stall erkennen, um die - zeitweise schon ans Gehässige grenzenden

- Randbemerkungen und Fragen Ihres

Herrn Becker zu parieren. Von Interview darf schon keine Rede mehr sein. Ein Schulmeister beweist in einer Prüfung nicht ohne Zynismus einen schlechten Schüler seine Unfähigkeit.

Hannover WOLFGANG SCHINDLER

... hat mich am meisten »erschüttert«, daß Sie eine mögliche Stellungnahme des Wählers zu Schulfragen als Eingriff in die »Schulmeisterexpertise« abzutun

versuchten. Konsequent fortgesetzt hieße das: Über Steuern möge am besten der Finanzminister befinden, der doch am meisten davon versteht; Entscheidungen über Mobilmachung überlassen wir den fachlich geschulten Militärs, und demnächst hat der Verteidigungsminister das Recht der Kriegserklärung.

Berlin-Wannsee DETLEF GOJOWY

Haben Sie allen Ernstes erwartet, daß der clevere Willy Ihnen schon vor dem Parteitag seine Trümpfe zeigen würde?

Hannover FRED WINTER

Was Herrn Becker gelungen ist, nämlich durch konkrete Fragestellung die Schwächen in den SPD-»Vorstellungen« aufzudecken, trägt wahrscheinlich dazu bei, den Weg für die nächste CDU/ CSU-Regierung zu ebnen.

Paris UWE-JENS KNUDSEN

Aus welchem Grunde sollte ich wohl Brandt wählen, der doch - siehe SPIEGEL-Gespräch - grundsätzlich nichts anderes will als Adenauer? Ich hoffe dennoch, daß sich eine echte Opposition mit wirklicher Alternative zur Bundestagswahl stellen wird.

Frankfurt PETER C. WALTHER

Besser, mit vielen Worten nichts sagen, als greisenhaftes Geschwätz mit darauffolgendem »dat hab ich nich jesacht ....«

Zürich ERNST BOGER

Erscheint auf der Titelseite Ihres Blattes das Konterfei eines Prominenten, so kann man sicher sein, daß Sie diesen Mann auf den Innenseiten Ihres Nachrichten -Magazins in seine Bestandteile zerlegen und ihn bis auf seine Urgroßmutter durchleuchten, ob Sie nicht etwas braune Farbe entdecken können. Bei Willy Brandt »machen Sie eine Ausnahme. Schamhafterweise verschweigen Sie Ihren Lesern, was der Mann bis zum Jahre 1945 getrieben hat, warum und durch wen er heute »Regierender« geworden ist und welches die Verdienste waren, die ihm zu einer hohen Auszeichnung verholfen haben.

Berchtesgaden K. HELFER

Schon da hätte der »Regierende« aufspringen sollen, als der SPIEGEL-Chef behauptete, wir hätten in Westdeutschland einen Wohlstandsstaat. Wo denn und für wen denn? Mehr als jemals zuvor muß heute die deutsche Ehefrau und Mutter mitarbeiten.

Hamburg 26 CHRISTIAN URHAMMER

... hat Brandt für das deutsche Ansehen so viel getan, daß es unfair ist, ihn aufs diese Art abzukanzeln.

Berlin-Dahlem HELLMUT ERLAT

Herr Brandt kommt mir vor wie ein Aal, der in seiner bedingten, schlüpfrigen Art möglichst schnell Kanzler werden will. Alles andere kommt später. Man muß denjenigen Politiker, gleich

welchen Staates und welcher Partei für unfähig erklären, der nicht erkennt, daß die Katastrophe eines Atomkriegs - und das wird der nächste Krieg sein - die Aktualität ist, auf die sich die Politik hauptsächlich beziehen muß.

Stuttgart DIETER DÜSEL

Außerhalb der Partei: Ein Aal. - Innerhalb der Partei: Radikal. - Für den Wähler: Eine Qual.

Großenbrode (Holst.) 0. SCHMER

Ein so honetter, junger Mann wie Herr Brandt wird einen »harten Strauß« auszufechten haben ...

Frankfurt HEINRICH JUNG

Man ist noch kein Kennedy, nur weil man so gern einer sein möchte ...

Starnberg (Obb.) HELMUT KORN

Ein Ausländer sollte sich nicht vermessen, sich in innerdeutsche Angelegenheiten zu mischen. Aber was heißt schon innerdeutsch? Das gespaltene Deutschland liegt in der Mitte Europas, wir sind alle Mitglieder der Nato und von dem Gebrauch oder vielmehr von dem wahrscheinlichen Mißbrauch der »modernsten Waffen« in gleichem Maße bedroht, ob Deutsche oder Norweger.

Es ist wahr, daß die sogenannte Norske Arbeiterparti nunmehr restlos verbürgerlicht ist. Nach 26 Jahren Macht ist sie von den übrigen bürgerlichen Parteien nicht zu unterscheiden, es sei denn durch die unheimliche Gesinnungsdiktatur der immer volksfremder werdenden Parteimaschine. Eben diese Verbürgerlichung scheint Herrn Brandt als Ideal vorzuschweben. Da aber die Bundesrepublik - im Gegensatz zu Norwegen - eine echt bürgerliche Staatspartei besitzt, bleibt mir unergründlich, warum das deutsche Wahlvolk eine zweite herbeisehnen sollte. Glaubt Herr Brandt tatsächlich, bessere Adenauer-Politik treiben zu können als der Bundeskanzler? Einem Sozialisten müßte es jedenfalls völlig egal sein, ob Dr. Adenauer oder Herr Brandt den restdeutschen Vatikanstaat befehligen wird. Der Endeffekt bleibt der gleiche. Es wird für einen jeden gesorgt, von der Wiege bis zum Friedhof - und für die kostenlose radioaktive Einäscherung ist die Nato zuständig.

Übrigens möchte man Herrn Brandt raten, sich nicht vorzeitig auf norwegische Atomwaffen zu freuen. Wir ahnen heute zwar eine zentral gelenkte, schleichende - Aufweichungskampagne und Meinungsmache zugunsten von »modernen Waffen«. Dennoch sind sämtliche Versuchsballons mit Eklat abgeschossen worden, nicht ohne Hilfe von Offizieren der Landesverteidigung. Und wer die Stimmung unter dem Fußvolk kennt, weiß, daß es an dem Tage, an dem die Norske Arbeiterparti Atomwaffen in Norwegen einführt, hierzulande nicht eine, sondern zwei Arbeiterparteien geben wird.

Fredrikstad (Norwegen) JOHN HELLUM

Studienrat

Wenn schon soviel Durcheinander auf klare SPIEGEL-Fragen in bezug auf eine deutsche Verteidigung am »grünen Holz« - sprich Kanzlerkandidat Willy Brandt -, um wieviel mehr dann erst »am dürren« - sprich Kanzlerschatten Herbert Wehner!

Villach (Österreich) JOHANN JAHN

Nach den Spielregeln der Demokratie müssen Sie nun aber auch umgehend ein SPIEGEL-Gespräch über das gleiche Thema mit dem Kanzlerkandidaten der CDU bringen!

Frankfurt WILHELM STUMMER

... zeigte eine Art zu taktieren, die kaum

den Wahlkampfmethoden des »terrible simplificateur« Adenauer in der Wirkung auf das Gros der westdeutschen Wählerschaft gewachsen sein dürfte.

Speyer GERHARD HEIDGER

Die Rechtsschwenkung der SPD erfolgte für die Regierungspartei glücklicherweise so prompt, daß es der Elastizität des Herrn Bundeskanzlers und seiner Getreuen sicherlich gelingen wird, den nächsten Wahlkampf diesmal links von der SPD zu gewinnen.

München DR. HEINZ BRAUN

Hätten Sie die Insassen eines »Heimes zur Aufmunterung verbitterter Schwiegermütter« über die Vorteile selbstgestrickter Strümpfe ausgefragt, die Antworten wären konkreter gewesen.

München DR.-ING. ARTUR HASEL

Hannoversche Presse

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