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Politik mit DDR-Handel?

aus DER SPIEGEL 34/1973

Staatssekretär Günter Gaus, Brandts erster Bevollmächtigter in Ost-Berlin, kämpft um Kompetenz: Die Wirtschaftsminister Hans Friderichs unterstellte Treuhandstelle für den Interzonenhandel -- bislang allein zuständig für den Kommerz mit der DDR -- will Gaus auflösen lassen; ihre Aufgaben sollen zukünftig von der Mission in Ost-Berlin übernommen werden. Grund: Würde die Treuhandstelle nach Arbeitsaufnahme der Bonner DDR-Vertretung weiterbestehen, dann könnte, so Befürchtungen im Kanzleramt, die DDR doppelgleisig fahren -- den Handel mit der Bundesrepublik würde sie über die Ost-Berliner Dependance Bonns abwickeln, die Transaktionen mit West-Berlin über die dort ansässige Treuhandstelle. Vor der Sommerpause hatte Friderichs dem Gaus-Plan zugestimmt. Doch inzwischen will der Wirtschaftsminister von der Auflösung der Treuhandstelle nichts mehr wissen -- mit dem Argument, das Karlsruher Urteil zum Grundvertrag erlaube es nicht, die Ost-Berlin-Vertretung wie eine normale Botschaft auszustatten, Tatsächlich aber war Friderichs von Lobbyisten weichgeklopft worden. Industrielle intervenierten, weil sie zu Handelsgesprächen nicht nach Ost-Berlin fahren wollen und überdies fürchten, daß -- so ein Friderichs-Beamter -- »das Kanzleramt mit dem DDR-Handel Politik macht«.

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