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Sex Politisch korrekte Märchen

aus DER SPIEGEL 29/1994

Kritische Pädagogen, die seit langem darüber lamentieren, daß Märchen ein Mittel zu repressiver Erziehung seien, können aufatmen. Der amerikanische Autor James Finn Garner hat die finsteren, vorurteilstiftenden Geschichten von Rotkäppchen, Rapunzel, dem Froschkönig, Cinderella und anderen Fabelwesen ins Licht politisch korrekter Aufklärung gezerrt. In seinem Buch »Politically Correct Bedtime Stories« (80 Seiten, 8,95 Dollar) räumt Garner mit stupiden Klischees auf. Rotkäppchen unterstellt dem Wolf keine bösen Absichten, weil er einer benachteiligten Randgruppe angehört. Rapunzels Vater ist nicht arm, sondern ökonomisch benachteiligt. Und die Prinzessin will ihren zum Frosch verwunschenen Prinzen nicht per Kuß retten, weil sie fürchtet, sie könne in einen Fall von sexueller Belästigung verwickelt werden. Garner, der versucht hat, alle möglichen phallozentrischen, rassistischen und sozioökonomischen Vorurteile aufzuspüren, fürchtet trotzdem, voll politisch korrekt, daß er einige übersehen hat.

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