MEDIENPOLITIK Privatsender attackieren ARD
Die geplante kostenlose »Tagesschau«-App auf dem iPhone sorgt auch bei den privaten Nachrichtenkanälen für Unmut. Die ARD bedrohe damit einmal mehr »ein Geschäftsmodell für Verlage und Nachrichtensender und damit den privat finanzierten Qualitätsjournalismus«, sagte Hans Demmel, Geschäftsführer des zur RTL-Gruppe gehörenden Senders n-tv. Auch N24 sieht in den Plänen einen Beleg, »dass der gebührenfinanzierte Rundfunk immer weiter expandiert und private Nachrichtenangebote erschwert, wo er nur kann«, so N24-Chef Torsten Rossmann. RTL und ProSiebenSat.1 versuchen derzeit, die Politik zu Zugeständnissen zu bewegen, um die Finanzierbarkeit ihrer Nachrichtenangebote zu verbessern. ProSiebenSat.1 sorgte dabei zuletzt für Aufregung, weil der Konzern drohte, sich womöglich sogar ganz von N24 zu verabschieden. »Es setzt schon einen beachtlichen Abstand zur Realität voraus, wenn die Politik es der ARD gestattet, jeden denkbaren Medienkanal zu besetzen, und sich gleichzeitig wundert, dass private Nachrichtenanbieter in Bedrängnis kommen«, so Tobias Schmid, Leiter Medienpolitik bei RTL und Vizepräsident des privaten Rundfunk-Verbands VPRT. Noch bieten n-tv und N24 ihre Apps kostenlos an, doch auch sie überlegen, wie sich mit Inhalten im Netz Geld verdienen lässt. Kritik an der ARD übt auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann: Mit einer Gratis-App der »Tagesschau« werde ein neuer Markt mit Gebührengeldern »auf problematische Art und Weise verzerrt«.