PROZESSBERICHT
Endlich bringen Sie den langersehnten Bericht über die Auseinandersetzung zwischen der DM und dem VW-Werk. Auch ich dachte, daß Sie mit Rücksicht auf die verwandtschaftlichen Beziehungen des VW-Anwalts uns diesen Streit vorenthalten wollten. Um so mehr ist Ihr objektiver Bericht zu begrüßen, ohne irgendwelche polemische Äußerungen; wie wir sie bei den Beteiligten finden.
Berlin BERND RANDOW
Als ständiger SPIEGEL- und DM-Leser habe ich die heutige SPIEGEL-Ausgabe mit gemischten Gefühlen gekauft, erwartete ich doch Hetztiraden gegen die DM. Um so überraschter war ich, als ich den objektiven Bericht las.
Essen ALOIS GASSMANN
Nach VW kontra DM und DM kontra Bild nun auch noch SPIEGEL kontra DM. Ist das nicht ein bißchen viel? Trotz vorgeblicher Freude des SPIEGEL über die Abweisung in Hannover ist der SPIEGEL wenig glaubwürdig.
Stuttgart ALEXANDER SCHNITT
Der letzte SPIEGEL meines Lebens hatte ein großes rotes DM auf der Titelseite. Sonst hätte ich ihn nicht gekauft. Na ja, in mir verlieren Sie nur einen gelegentlichen SPIEGEL-Leser. Berlin GERRIT PLÜMECKE
Daß Sie sich in Sachen VW nicht sehr engagiert haben, mag wohl an dem profitreichen Anzeigengeschäft mit dem VW-Werk liegen. Nur schade, daß Sie die zweifellos negativen Momente der Zeitschrift DM groß herausgestellt, die vielen positiven aber am Rande verschwiegen haben.
Wien DIETER ROTTER
Mit diesem Artikel haben Sie sowohl den Freunden wie den Feinden der DM einen großen Dienst erwiesen.. Denn was man bisher über die Testmethoden erfuhr, stammte entweder von der DM selbst, dann war es nicht viel und vor allem kaum etwas Negatives, oder aus Äußerungen von Prozeßgegnern der DM, dann war es genausowenig objektiv.
Geismar (Nieders.) PETER KESSLER
Ich hatte schon an Ihnen gezweifelt, aber sie kam - die Geschichte VW-DM.
Carolinensiel (Nieders.) MANFRED PETERS
Ihr seid eben doch eine gute Zeitung! Ich habe mich ehrlich über den VW -DM-Bericht gefreut, dachte ich doch zuerst, Ihr würdet diese ganze Sache totschweigen. Eben deshalb, weil der VW-Anwalt Augstein heißt. Ich weiß nicht, ob ich den Artikel gedruckt hätte, wenn ich eine Zeitung herausgeben wurde und mein Bruder Rechtsanwalt in dieser Sache wäre. Aber das hat mir gerade an
Euch gefallen, diese Objektivität. Sie verrät den guten Zug, der ja nun mal in Euch steckt.
Stuttgart SIEGFRIED TÄUBERT
Der Bericht hat mich enttäuscht. Ich finde ihn sogar in vielen Punkten
unfair. Das, was Sie für sich so gerne beanspruchen, sollten Sie doch auch der Verbraucher-Zeitschrift DM in vollem Umfang zubilligen.
Braunschweig KARLHEINZ KLARE
Es ist erstaunlich gewesen, in dieser Sache einen neutralen und sachlichen Bericht zu lesen.
Düsseldorf GÜNTHER BRIESE
DM mag Fehler gemacht haben, niemand verlangt von Ihnen ein falsches Zeugnis. Aber wenn Sie schon nicht Treue vergelten wollten, konnten Sie wenigstens anständig schweigen, anstatt beim Niederknüppeln einer mutigen Zeitung des kleinen Mannes, die sich nach Ihrer klugen Art nach beiden Seiten windet, mitzuhelfen. Ich schäme mich für Sie!
Bielefeld FRANK KALTEWEIND
Laß die DM in Ruh, sie ist die einzige aktuelle satirische Zeitschrift auf dem Markte.
Hechingen (Bad.-Wurtt.) DR. M. RIESTER
Es stimmt, daß sich die DM-Tester mit ihrem von keinerlei Fachkenntnis getrübten 1500-S-Bericht selbst disqualifiziert haben. Andererseits hat unser Nationalheiligtum VW schon längst einen ordentlichen Rüffel verdient, denn die arrogante Selbstbeweihräucherung einer dummdreisten Werbung (auch von keinerlei Fachkenntnis getrübt) stank langsam gen Himmel. Der VW-Mythos entwickelte sich über VW-Fimmel zum öffentlichen Ärgernis. An dieser Entwicklung ist natürlich König Verbraucher nicht ganz unschuldig, aber die laienhafte Test-Information hat er trotzdem nicht verdient.
Aachen JOHANN ZEIKE
Ingenieur
Professor Nordhoff war sehr schlecht beraten, als er diesen Prozeß startete.
Hamburg RICHARD HOLTZBERG
Die Klage des VW gegen die DM verrät dem Kundigen, daß Geist und Instinkt, in dem das Imperium aufgebaut und gehalten wurde, nicht mehr die alten sind. Ein deutliches Zeichen beginnender Unsicherheit, das stumme Eingeständnis, daß der Zenit überschritten ist. Die Klage war weder politisch richtig noch wirtschaftlich-notwendig, Herr Prof. Nordhoff hätte nicht den Juristen Augstein, sondern den Kaufmann Krupp, die Bankiers- Rothschild oder von Bethmann befragen sollen.
Allendorf (Hessen) GÜNTHER STEINGRAEBER
Es gibt keine Test-Problematik. Die ausgesprochenen Fachtester (wie die Redakteure von »Auto, Motor und Sport« oder das mit Akribie arbeitende Testteam der Schweizer »Automobil Revue") leisten hervorragende Arbeit. Aber sie liefern keine Pauschalurteile - ganz einfach, weil solche Wertstufungen bei einem Automobil nicht möglich sind. Werten, urteilen und entscheiden muß der Leser dieser Testberichte selbst. Und das ist der wunde Punkt: Das macht Mühe, da muß man nachdenken, da muß man abwägen und vergleichen. Wie dankbar muß schon aus diesem Grunde die weithin kritiklose Verbraucherschaft sein, wenn sie fertige und dem Anschein nach hart erarbeitete Urteile serviert bekommt?
Jöllenbeck (Ndrh.-Westf.) L. SIEBZEHNRÜBL
Sowohl der SPIEGEL, als auch die Richter in Hannover fordern fachgerechte Autotests, Materialprüfungen, Spezialisten als Testfahrer usw. Damit lassen beide erkennen, daß sie den Wert und Sinn der ganzen DM-Testerei nicht verstanden haben. DM-Leser interessiert z. B. nicht, aus welchem Material etwa die Bremsbeläge der Autos gemacht sind, sondern: Welches Auto läßt sich stets sicher bremsen? Auch wollen sie nicht wissen, wie die Ventile beschaffen sind, sondern: Welches Auto ist zuverlässig?
Die DM sollte auch in Zukunft ihre Testwagen von Laien und Fachleuten fahren lassen, sonst sind die Tests wertlos. Jeder Normalfahrer macht auch hin und wieder Bedienungsfehler.
Weiler zum Stein (Bad.-Württ.) D. SUKOWSKI
Sie hätten erwähnen müssen, daß auf den Testwagen während der 50 000 Kilometer teilweise 20 normale Reifen und vier MS & S-Reifen kaputtgefahren wurden. Wer das hört, kann selbst beurteilen, ob es sich um einen wirklichen Autotest gehandelt haben kann.
Hannover E. HÖHLER
Auf die SPIEGEL-Frage über die Versicherung der DM-Testwagen wich die DM auf das Gebiet der Haftpflichtversicherung aus, die auf Grund des Versicherungsgesetzes von - keinem Versicherer abgelehnt werden-darf. Es handelte sich aber bei der zitierten Meldung von - »Auto, Motor und Sport« selbstverständlich um die Kaskoversicherung. Sie wurde außer von anderen deutschen Versicherungen auch von
der »Albingia«, die von der DM als Versicherungsgesellschaft ihrer Testwagen genannt wurde, abgelehnt.
Stuttgart REDAKTION »AUTO, MOTOR
UND SPORT«
Wie konnte man nur so unsachlich sein, z. B. einen BMW 1500 und einen VW 1500 S zur gleichen Zeit unter etwa gleichen Bedingungen zu testen und sogar Vergleiche anzustellen? Als Testfahrer würde auch ich die Wagen mit der wesentlich höheren PS-Zahl und dem größeren Komfort vorziehen. Mainz DR. D. KUHLMANN
Sie weisen der DM Widersprüche in der Berichterstattung nach und wundern sich über das Zustandekommen der Testurteile. In wohlabgewogener Zurückhaltung sprechen Sie dabei von »Unachtsamkeiten« und von »Unbekümmertheit«. Verbirgt sich hinter diesen Worten nicht gerade das, was andere Presseorgane mit »DM-Laien-Spielschar« ausdrücken wollten?
Münster (Westf.) B. P. J. GARSTKIEWICZ
Vielleicht 'sind die DM-Testmethoden nicht der Weisheit letzter Schluß - der VW 1500 S ist es sicher auch nicht.
Offenbach HERMANN GIMPEL
Zu Ihrer Titelgeschichte über DM und VW: Das DM-Prädikat »empfehlenswert« weist seinem Wortsinn nach ein unvermeidliches Quantum erkennbarer und deshalb vertretbarer Subjektivität auf; seinen objektiven Gehalt bezieht es aus Vergleichen, deren Ergebnis keineswegs identisch ist mit der Prognose eines zwangsläufigen vorzeitigen Ruins des als relativ anfälliger befundenen Testobjektes. - »Im Gericht und auf den Straßen« wird allenfalls ein Rechtsstreit beziehungsweise über die Zufriedenheit von VW-Fahrern entschieden, keineswegs aber über den Wert der DM. Ihre Behauptungen, ein VW 1500 S nach dem anderen »müsse« demnächst »kaputtgehen«, wenn die DM recht hätte, und, im Gericht und auf den Straßen würde entschieden, ob die DM empfehlenswert sei, sind also unsinnig - zwei erhebliche logische Fehlleistungen in den nur neun Zeilen Ihres Schlußabsatzes. Hat da nicht doch etwas zuviel Familiensinn für den Bruder Josef die gewohnte Sachlichkeit verdrängt?
Bad Kissingen DR. MED. N. WILLERDING
Gut, daß Sie DM einmal ironisch beim Wort nahmen und in Ihrem Schlußabsatz mit DM-Logik argumentierten, jetzt müßten alle VW 1500 S kaputtgehen. Besser hätten Sie die Problematik nicht aufzeigen können.
Berlin LEONHARD ERBE
Für Ihren Artikel bin ich Ihnen sehr dankbar. Ich hatte schon Komplexe, daß bei mir oder bei meinem VW 1500 etwas nicht in Ordnung sein könnte, denn er läuft, läuft und läuft seit 40 000 Kilometern ohne jegliche Reparatur. Dabei bin ich sportliches Fahren gewöhnt und schenke einem Wagen nichts. Bis heute hat noch kein vergleichbarer Mittelklassewagen meine »lahme Ente« zu überholen vermocht.
Hockenheim DIPL.-ING. A. PFÜTZNER
An dem wirklichen Problem wird vorbeigeredet. Natürlich kann man einen Stoßstangenmotor mit' einigen simplen Kniffen auf eine höhere Leistung bringen. Autofans tun das seit je. Aber sie wissen dann auch ihre Maschine zu behandeln. Der VW-Motor, als Neukonstruktion ein Anachronismus ohnehin, hätte für eine höhere Leistung einen anderen Ventiltrieb nötig. Wohlweislich hat sich das Werk in Kenntnis der Problematik der Leistungserhöhung durch Zweivergaseranlagen etc. beim 1200er solcher Maßnahmen enthalten. Beim 1500er hat man es, wohl um der Konkurrenz etwas entgegenhalten zu können, dann doch getan - und zwar auf die billigste Art - und den Fahrern damit das Betriebs- und Haltbarkeitsrisiko aufgebunden. Als Persilschein dienen einige Hinweise in der Betriebsanleitung.
Die Maschinen von Ford und Opel - ebenfalls noch Stößelstangenmaschinen alter Bauart - sind in den letzten Jahren systematisch durch Verbesserungen von unten her auf höhere Leistungen gebracht worden. Den »Mordversuchen« der DM-Leute haben sie erfolgreich standgehalten. Qualitätsbeweise, über die man sich in Köln und Rüsselsheim ehrlich freuen kann.
Wiesbaden HELMUT KRÖCK
Bei Glas in Dingolfing sah ich die Kupplungsscheibe eines Glas 1204, die war nicht etwa zerbrochen, sondern ein DM-»Tester« hatte nach eigener Bekundung den Wagen bei 100 Stundenkilometern aus dem vierten in den ersten Gang geschaltet. Man kann das machen, aber es ist eine sichere Methode, meist nicht nur die Kupplung, sondern den ganzen Motor zu zerstören. Man kann den Wagen auch gleich einen Abgrund hinunterwerfen und dann behaupten, er sei nicht empfehlenswert, weil er das nicht aushält. Wenn solche Methoden der Pressefreiheit entsprechen, dann sollten wir lieber gegen die Pressefreiheit sein.
Bad Godesberg ERICH BOYER
DM-Titel
Simplicissimus
»Am liebsten würde ich in Piastern oder sonst was auszahlen - D-Mark kann ich einfach nicht mehr hören.«