Queen-Besuch: Ganz nahe
Aufmerksam beobachteten die diskreten Männer im Dienste Ihrer Majestät, wie Bonn über seinen Staatsgast Leonid Breschnew wachen ließ. Kaum war er aus Hamburg abgeflogen, beschieden sie die regierungsamtlichen Sicherheitsexperten: »Not in this way.«
Die peniblen Absperrungen, mit denen in Bonn und Hamburg die Bevölkerung zum obersten Sowjet auf Distanz gehalten wurde, das Heerlager der Polizei und des Grenzschutzes in den Nebenstraßen und das steife Programm -- dies alles stieß bei den hoheitlichen Bediensteten von Elizabeth II. auf Mißfallen. Sie hatten sich für den Besuch ihres Staatsoberhaupts etwas ganz anderes ausgedacht: Wenn Majestät und ihr Mann vom 22. bis zum 26. Mai in der Bundesrepublik weilen, dann sollen ihnen Land und Leute möglichst ganz nahe sein. Ein Mitglied des Vorauskommandos: »Die Queen ist eine couragierte Frau.«
Aber wie »bei fast völliger Unsichtbarkeit totale Sicherheit« (Vorgabe des Ministeriums) gewährleistet werden soll, wenn die Königin partout die Mainzer Innenstadt sehen und an einer volksfestähnlichen Musikschau teilnehmen will, wenn sie auf dem Berliner Ku"damm einkaufen geht oder auf Axel Springers Landgut Schierensee Zuchttiere und das Kieler Landeskabinett besichtigt, dafür gibt es in den Schubladen kein passendes Sicherheitsmodell.
So sind den Experten bislang vornehmlich nur Tricks eingefallen, wie sich für die Queen eine Art von potemkinseher Öffentlichkeit herstellen läßt.
Den Bummel durch Mainz ließen die rheinland-pfälzischen Sicherheitsgaranten auf 65 Meter Freigang zusammenschnurren, 60 Meter vom Bahnhof zum eigens eingeflogenen kugelsicheren Rolls-Royce und später dann noch einmal fünf Meter von der Straße zum Gutenberg-Museum.
Ansonsten soll der Staatsgast schön im Wagen sitzen bleiben. An besonders uneinsichtigen Stellen des Weges wird ohnehin die »Bevölkerung nur von Staatsschützern mit ihren Familien dargestellt«, wie Mainzer Staatskanzlisten spotten.
In Berlin jedoch reichen versteckte Scharfschützen und zivil gekleidete Beamte zur Sicherheit nicht aus, wenn die Königin die knapp 200 Meter von der Gedächtniskirche zur Joachimstaler Straße auf dem Ku"damm abschreitet. Da müssen schon andere ran.
Im Sicherheitskonzept wird deshalb jenen Männern besondere Bedeutung beigemessen, die bei dem kurzen Gang die unmittelbare Begleitung des Gastes darstellen. Die Namen der als »Kugelfang« mitsehreitenden Leibwächter: Bundeskanzler Helmut Schmidt und der Regierende Bürgermeister Dietrich Stobbe.