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Briefe

RADIESCHEN-HANDEL
aus DER SPIEGEL 47/1970

RADIESCHEN-HANDEL

(Nr. 44/1910, SPIEGEL-Interview mit dem BDK-Vorsitzenden, Oberkommissar Reiter)

Wenn auch zugegebenermaßen Herr Reiter durch seine zum Teil ungeschickten Äußerungen eine schlechte Figur gemacht hat, so sollten Sie doch nicht verkennen, daß es der Kriminalpolizei ernst damit ist, wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Verbrechensbekämpfung zu fordern.

Darmstadt FRANZ GEHRIG

Kriminalbeamter im leitenden Dienst Wenn sich aber der Kriminaloberkommissar über »unnötige Dinge« ausläßt, die den jungen Menschen heute in der Bereitschaftspolizei beigebracht werden, dann sei einem nahezu 40 Jahre im Beruf stehenden Schutzmann doch die sachliche Frage gestattet, ob Lehrfächer wie Staatsbürgerkunde, Staatsrecht, Polizeirecht, Strafrecht, Strafprozeßrecht, Ordnungswidrigkeitenrecht, Sicherheits- und Ordnungsdienst, Wirtschaftsgeographie, Psychologie, Englisch und so weiter nicht auch den künftigen Kriminalbeamten dienlich sind. Selbst die eineinhalb Wochenstunden Ordnungsübungen im ersten Ausbildungsjahr dürften für ihn Dauerschäden kaum zur Folge haben.

Bonn CARL BOYSEN

Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder im Bundesministerium des Innern

Jetzt fehlt nur noch, daß man den guten Reiter mit der bundesdeutschen Kripo gleichsetzt!

Hiltrup (Nrdrh.-Westf.) EGON RÖSSMANN

Kriminaldirektor am Polizei-Institut Bisher war ich immer ein Verfechter für eine einheitliche Polizeigewerkschaft, in der sowohl Schutzpolizei als auch Kriminalbeamte integriert sind. Nun bin ich doch froh, daß es für Polizeibeamte mehrere Möglichkeiten gibt, sich gewerkschaftlich vertreten zu lassen. Daß der BDK nicht das Alleinseligmachende ist, hat sein Vorsitzender Reiter in dem SPIEGEL-Interview wohl ausreichend bewiesen.

Karlsruhe NORBERT PEHLKE

Polizeibeamter

Die SPIEGEL-Reporter demaskieren sich dabei einwandfrei als Kriminellenfreunde! Sie bemühten sich krampfhaft, Herrn Reiter den »Schwarzen Peter« anzuhängen. Vermutlich haben Ihre Reporter das Dritte Reich gar nicht erlebt?

München GEORG WALDSCHÜTZ

Was soll die Schwarzweißalternativdarstellung, entweder Wohnungsbau oder Schutz der Frauen vor Sittenstrolchen und entweder Schulbau oder Schutz der Kinder vor Verbrechern? Gedacht ist doch an ein vernünftiges Verhältnis in bezug auf die Realitäten. Tatsächlich hatten wir im Jahre 1969 »nur« noch 170 000 Fälle von Kindermißbrauch. Obwohl diese Menge doch schon schlimm genug ist, sollte man sich nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Dunkelziffer um ein Vielfaches darüberliegt. Da wir nicht mit Radieschen handeln, sondern Verbrechen verfolgen und zu verhindern haben, müssen wir uns zwangsläufig mit der Frage auseinandersetzen, ob die BRD der Ganoven Wunderland ist. Wenn auch die NPD diese Vokabeln zufällig in ihrem Parteiprogramm verwendet, ist dies kein Grund, uns auch nur in die Nähe dieser Leute zu bringen.

Kempen (Nrdrh.-Westf.) HANS HOUCHE

Wer unsere Demonstration nicht ernstgenommen hat, wird möglicherweise schon bald eines anderen belehrt werden. Die Kriminalisten haben nämlich außer Trommeln auch andere -- sehr »scharfe« -- »Munition«. Wenn wir diese zum »Einsatz« bringen, wird selbst dem SPIEGEL schaudern. Den Bund Deutscher Kriminalbeamter in die NPD-Ecke zu drängen, haben schon andere -- vergeblich -- versucht.

Schenefeld (Schl.-Holst.) ROLF F. W. GRUNERT

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