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Briefe

RAT FÜR DEUTSCHE
aus DER SPIEGEL 24/1968

RAT FÜR DEUTSCHE

(Nr. 21 1968. Golo Mann über die NPD)

Golo Mann sitzt in der Schweiz und empfiehlt zum Thema NPD: Verbieten oder mitregieren lassen. Ich sitze noch in Deutschland und weiß deshalb zum Thema NPD nur: Auswandern oder mitmachen. Golo Manns Vorschlag, die NPD jetzt in Stuttgart auf einem »kleineren« Ministersessel zeigen zu lassen, was sie kann, wird gewiß nicht zum Abwirtschaften führen. Denn seit zwanzig Jahren haben wir ja in Deutschland eines gelernt: Man kann als Minister nichts tun, was eine Wiederwahl verhindern würde.

Mainz JOHANN PETER

Golo Mann hat in seinem klugen Artikel einer Gefahr ins Auge geblickt, vor der die Verantwortlichen das blaue Auge schließen.

Nur die Stärkung der Linken kann heute das Spannungsfeld der parlamentarischen Diskussion, das wir so elend vermissen, wiederherstellen, indem sie politisch bewegende Kräfte in die Auseinandersetzung bringt, die mehr und mehr in der Gosse verlorengehen. Die zur »Schlange aufgebaute« Rechte wird in ein neues Gleichgewicht gebannt. Die Zulassung der KPD wird uns -- einzig und allein im östlichen Ausland etwas von dem Kredit bringen, um den wir in einem Irrsinnsaufwand im Zickzackkurs buhlen.

Weißbach (Bayern) DR. G. BEJENKE

Mir scheint, diese geniale Vorschlag wurde vom Herrn Professor nicht ganz zu Ende gedacht (möglicherweise stand Golo Mann unter Zeitdruck; solch scharfsinnige Analytiker braucht man heute überall). Der Wähler ist nicht bereit, Leistungen der SPD in der Großen Koalition (Bonn und Baden-Württemberg) zu honorieren. Frage: Wie soll der Wähler in der Lage oder Willens sein, die Leistungen weniger NPD-Minister zu beurteilen? Konsequenter wäre deshalb, der Regierungschef muß ein NPD-Mann sein. Dann erst würde sich zeigen, ob die NPD es »besser kann«.

Aachen GÜNTHER UNSER

Es überrascht mich, daß ein so kluger Mann solche arglosen Gedanken zum Stimmgewinn der NPD in Baden-Württemberg äußern kann. Gewiß denkt er sehr konsequent, wenn er die Bundesregierung vor die Alternative stellt, entweder die NPD zu verbieten oder ihr das »faire Angebot« zu machen, auf ein Ministeramt der Wirtschaft, der Finanzen oder der Landwirtschaft Anspruch zu erheben. -- Golo Mann: dann könnte dieser samtbehandschuhte NPD-Vertreter zeigen, ob er es besser kann als die Lizenz-Parteien. Zeigt er es, wo läge der Schade? -- Welch eine ungedachte Frage! Der Schade läge darin, daß manch ein Wähler in seiner Naivität, es gäbe vielleicht noch andere solch »samtbehandschuhte«, kluge NPD-Vertreter, seine Stimme dieser Partei geben würde. Ein solches Hinnehmen der NPD ist gefährlich. Als Deutscher müßte der Historiker Gab Mann einmal an seine politische Vergangenheit denken. Erinnerung täte gut.

Darmstadt MICHAEL LANDES

Golo Manns prophetischer Diskurs mit politischen Gebrauchsanweisungen angesichts der NPD-Expansion bedarf einiger Ergänzungen: Deutschland 1977

Nach »hartem Ringen« bildet sich eine CDU/CSU/NPD-Koalition unter Bundeskanzler Strauß.

Adolf von Thadden, der Fraktionsführer der Nationaldemokraten, veröffentlicht im Seewald-Verlag eine kritische Studie über Adolf Hitler unter dem Titel »Sein Krampf«. Der bisherige Bundespräsident Krone wird von Paul Lücke abgelöst.

Da der stellvertretende Groß-Bonner Regierungssprecher von Studnitz zum 50. Mal Äußerungen der Professoren Flechtheim, Golo Mann, Maus, Hofmann, Taubes, von Hentig, Weizsäcker, Adorno und Agnoli als »Bösartige Agitation zurückweisen« mußte, wurde diese »Stoßtruppe des SED-Chefs Honnecker« vorläufig ins Sicherstellungslager »Stoltenburg« bei Bebenhausen »eingeliefert«.

München ANTON ZWICKINGER

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