Reserve
Die Entscheidungen der sowjetischen Außenpolitik in den letzten Jahren seien weitgehend von der akut-knappen Oelversorgung der Ostblock-Staaten beeinflußt worden, erklärte der aus der Ostzone nach Berlin geflüchtete sowjetische Hauptmann Pjotr Galanin. Galanin war als Beamter der staatlichen Treibstoffkommission der UdSSR tätig. Vorher hatte er mehrere Jahre im Moskauer Ministerium für Treibstoff- und Kraftversorgung gearbeitet. In einem Bericht, den er nach seiner Flucht für die westalliierten Behörden verfaßte, heißt es, daß in der Oel- und Benzinversorgung die Russen den Wettlauf mit der Zeit verloren hätten. Durch die ständig fortschreitende Motorisierung der Roten Armee, die Entwicklung neuer Luft- und Panzerwaffen und die immer noch wachsende Waffenproduktion seien die Benzin-Anforderungen so angewachsen, daß die Nachfrage selbst in Friedenszeiten nicht mehr voll befriedigt werden könne. Wörtlich erklärte Galanin: »Obgleich alle nur erreichbaren Quellen bis zum letzten ausgebeutet werden, die der Satellitenstaaten eingeschlossen, ist die Oelversorgung für jede ernste militärische Operation unzureichend.«
Die Erzeugung synthetischer Treibstoffe, der die Sowjets beträchtliche Aufmerksamkeit gewidmet hätten, habe die Gesamtproduktion nur wenig gesteigert. Nach Galanins Angaben wurden im Jahre 1950 nur 800 Tonnen synthetischer Treibstoffe in der UdSSR produziert. Dagegen waren 39,9 Millionen Tonnen Naturöle gefördert, was einen neuen Rekord bedeutete. Da aber die Verbrauchsquote eines Friedensjahres bei 35,1 Millionen Tonnen liegt, konnten nur 4,8 Millionen Tonnen der strategischen Reserve hinzugefügt werden, die von den sowjetischen Planern für den Kriegsfall auf 75 Millionen Tonnen angesetzt worden ist. Diese Reserve wird in den nächsten Jahren nicht erreicht werden können.