REVANCHISTEN
Nun lese ich Dich schon seit 13 Jahren. Was mich aber fast von den Beinen riß, war die Zuschrift des Herrn P. H. Munck aus Frankfurt über den »Fall Frenzel«. Es ist richtungweisend für alle künftigen Geschichtsschreiber, was man in einen Sechszeiler an wissenschaftlicher Akribie des Deutens der letzten 200 Jahre deutscher Kolonisation im Osten, an Schicksal und Tragik von Millionen Pfälzern und Schwaben hineinpressen kann.
Frankenthal (Pfalz) THEO ANWEILER
Diese »mehr oder minder oberflächlich germanisierten Wasserpolacken, Maghrebinier, Galiziendeutschen und Böhmakeln« kommen zum Teil aus 800- bis 1000 jährigen deutschen Siedlungsgebieten. Falls Ihr Spatzengehirn davon noch nichts gehört hat, tun Sie mir leid, Sie Supergermane!
Bonn FRANZ SPECHT
Diese Zuschrift macht mir endlich klar, warum ich seit dem verlorenen Krieg traurig bin: Ich bin als mehr oder minder oberflächlich germanisierter Wasserpolack ein großes nationales Unglück. Wenn ich daraus die Konsequenzen zöge und in meine jetzt von den Polen besetzte Heimat zurückginge, wäre ich dort als mehr oder minder polonisiertes deutsches Schwein für seinen in Warschau lebenden geistigen Bruder, Pan Munckczinsky, ein großes polnisches Unglück.
Düsseldorf OSWALD OBERHOF
Hör zu, Urgermane! Als Durchschnittsmensch würde ich mich schämen, einen solchen Gedanken auch nur zu fassen, viel weniger ihn in dieser primitiven Art vor die Öffentlichkeit zu tragen.
Osterode (Harz) ERICH SCHOLZE
Als mehr oder minder oberflächlich germanisierter Wasserpolack mit böhmakelschem Einschlag möchte ich dem Geschichtsphilosophen Munck nur gratulieren zu seiner ebenso überraschenden wie neuartigen Deutung unseres nationalen Unglücks. Im Namen meiner beiden großen Landsleute Antek und Franzek muß ich ihm zurufen: Munck, Munck! Das gibt Stunk! Wirscht Du noch haben viel Ärger mit Äußerung.
Wiesbaden DR. H.-E. MANDERA
Hand aufs Herz - Ihr habt doch den Leserbrief des vom Gröfaz allzu gründlich germanisierten Herrn Munck nur deshalb abgedruckt, um ihn Euren Lesern zum Fraß vorzuwerfen und um zu zeigen, mit welchen nazistischen Pestbeulen der deutsche Volkskörper fünfzehn Jahre danach noch behaftet ist.
Hagen (Westfalen) EMIL F. PELIKAN
... Auslassungen dieses Ur- und Edeldeutschen aus Frankfurt, die es als dringlich erscheinen lassen, endlich auch für die Unterentwickelten im eigenen Land etwas zu tun.
München DR. JUR. GUSTAV HÜBNER
Die Re-reeducation hat gewirkt: Kratze am deutschen Spießer, und hervor kommt ein wasch- und farbechter Nazi!
Berlin SIEGFRIED BURMESTER