Zur Ausgabe
Artikel 71 / 71

PERSONALIEN Roberto Guevara, Kurt Georg Kiesinger, Charles de Gaulle, Mohammed Ajub Khan

aus DER SPIEGEL 45/1967

Roberto Guevara, 36, argentinischer Rechtsanwalt und Bruder des Anfang Oktober in Bolivien erschossenen kommunistischen Guerillaführers und Ex-Castro-Adjutanten Ernesto Che Guevara, reiste in der vergangenen Woche von Buenos Aires über Madrid nach Kubas Hauptstadt Havana. Grund der Reise: Roberto zweifelt am Tod seines Bruders, nachdem man ihm in Bolivien die Leiche nicht zeigen wollte (die angeblich schon verbrannt war), und will nun in Kuba bei den Angehörigen und Freunden von »Che« nachforschen ob der Revolutionär noch lebt. Hinterbliebener Roberto ist sich des Ergebnisses seiner Nachforschungen gewiß: »Ich kann versichern, daß die Leiche des Guerrilleros »Ramon« nicht die meines Bruders ist Das Ganze ist eine geschickte Täuschung, eine Farce, inszeniert von der bolivianischen Regierung.«

Kurt Georg Kiesinger, 63, Bundeskanzler, der sich am vorletzten Freitag vor seinem England-Besuch von BBC-Fernsehreportern im Bonner ARD-Studio interviewen ließ, wurde nach der Aufnahme vom stellvertretenden Studioleiter Friedrich Novotny gebeten, aus einer Reihe verdeckter Photos das Bild des möglichen Kandidaten für den freigewordenen Staatssekretärsposten im Auswärtigen Amt zu ziehen Der Kanzler zierte sich: »Was soll ich? Novotny: Sie sollen den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes wählen Kiesinger zog ein Bild -- und hielt das Konterfei seines Kanzleramtschefs Werner Knieper in der Hand. Der Kanzler wehrte ab: »Der nicht.« Noch beim Abschied von Novotny wunderte sich Kiesinger: »Nein, wie wir nur mf den Knieper kommen konnten. Erich Mende, 51, FDP-Vorsitzender und Deutschland-Manager der US-Firma Investors Overseas Services (105), ziert als »Der Herr von IOS« das Titelblatt der neuesten Ausgabe des Kölner Wirtschaftsmagazins »Capital in Vertreterpose. Für dieses Photo stellte sich der Politiker im Garten seiner Bad Godesberger Villa eine Stunde lang dem Düsseldorfer Prominenten- und Werbephotographen Charles Wilp, auf dessen Wunsch er als distinguierter Herr in dunklem Mantel Homburg-lüftend posierte. Das Mende-Motiv auf dem »Capital«-Titel illustriert ein Interview, in dem der FDP-Chef unter anderem versichert, sein Entschluß. zu 105 zu gehen, sei nicht ohne Vorbilder: »Ich kenne eine ganze Anzahl tüchtiger Leute auf der mittleren Ebene der (Freien Demokratischen) Partei, von denen zu meiner Überraschung übrigens eine ganze Anzahl schon bei der los tätig ist.«

Charles de Gaulle, 76, französischer General-Staatschef, konnte sich in der vorletzten Woche während einer Sonder-Filmvorführung im Elysée-Palast als Akteur auf der Leinwand bewundern: Der Dominikanerpater und Schriftsteller ("Die Geschichte Jesu Christi") Raymond-Léopold Bruchberger führte seinen Dokumentarfilm über die Besetzung und Befreiung Frankreichs (Titel: »Wer Wind sät, wird Sturm ernten") vor. Nach der Sonderschau lobte der Staatschef den Pater: »Ihr Film ist bewundernswert. Alle jungen Franzosen sollten ihn sehen.« De Gaulles Ehefrau Yvonne, die ebenfalls der privaten Vorführung beigewohnt hatte, schluchzte vor Rührung. Während eines Essens vor der Aufführung hatten der ehemalige Résistance-Kämpfer Bruckberger und sein Gastgeber Erinnerungen an den Krieg ausgetauscht und über Israels diesjährigen Sechs-Tage-Feldzug diskutiert. Bruckberger zum General: Im Grunde waren es ja die Ideen des Obersten de Gaulle, die (Israels Verteidigungsminister) Mosche Dajan zu seiner Blitztaktik inspirierten. In gewisser Weise verdanken Ihnen die Israelis den Sieg.« Daraufhin de Gaulle. »Sie haben zweifellos recht, mon père. Aber das beweist wieder einmal, daß der Prophet im eigenen Lande nichts gilt. Ach. hätten die Franzosen 1939 doch auf den Obersten ~e Gaulle gehört.«

Mohammed Ajub Khan, 60 (r.), Staatspräsident, Premierminister und Armee-Oberbefehlshaber von Pakistan, verschreckte am vorletzten Sonntag während einer Jagd in Marly bei Paris, zu der ihn während seines Staatsbesuches in Frankreich die französische Regierung eingeladen hatte, seine Begleiter General Jean-Gabriel Revault d'Allonnes, 53 (4. v. l.), der Direktor der Präsidenten-Jagd. Francois Vidron, 68 (3. v. r., gebückt), und die zur Jagd abkommandierten Gendarmen gingen bei jedem Schuß des Politikers in Deckung. Grund: Ajub Khan, passionierter Jäger und Schütze, feuerte schnell und unangekündigt, oft aus einer vollen Körperdrehung heraus, sobald er jagdbares Wild ausmachte. Als General-Staatschef de Gaulle am späten Nachmittag seinen Gast überraschend in Marly besuchte, konnte ihm der Jäger eine beachtliche Strecke vorweisen: 253 Fasane und zwei Hasen.

Zur Ausgabe
Artikel 71 / 71
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren