Das Schweizer Fernsehen ist bei Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann in Ungnade gefallen. In einem Interview mit dem CSU-Ressortchef hatte es der Zürcher Fernseh-Journalist Eric A. Peschler geschickt verstanden, den prominenten Gast ins rechte Licht zu rücken. Zimmermann mußte sich über die Parteispendenaffäre, zum Ermittlungsverfahren gegen seine Person wegen Steuerhinterziehung und zu seinem fahrlässigen Falscheid vor über 20 Jahren ausfragen lassen. So richtig in Harnisch geriet der Innenminister, als Peschler wissen wollte, ob es zutreffe, daß »unter Friedrich Zimmermann der Marsch in den Polizeistaat« begänne und was seine frühere Aussage bedeute, man müsse sich »als Politiker manchmal die Hände dreckig machen und sich dann wieder waschen«. Doch erst als die Kamera nicht mehr lief, verlor der Bayer auch äußerlich die Contenance. Wütend giftete er den TV-Mann an: »Solche Fragen würden sich deutsche Fernseh-Journalisten nicht zu stellen wagen.« In dem Interview, erregte man sich im Hause Zimmermann, sei der Versuch unternommen worden, »ein Bild vom häßlichen Deutschen« zu zeichnen, statt - wie angeblich ausgemacht - Fragen zum Umweltschutz zu stellen. Nachträglich versuchten die Minister-Gehilfen daher, eine Kürzung des Gesprächs, das den ungünstigen Eindruck noch vertieft hätte, zu verhindern - mit zweifelhaftem Erfolg: Statt der angesetzten neun Minuten strahlten die Schweizer das subtile Zimmermann-Porträt am Freitag vorletzter Woche fast ungekürzt aus.
Zur Ausgabe
Artikel 4 / 80