FINNLAND Sauna für den General
Der Oberbefehlshaber der finnischen Wehrmacht trat zurück -- aus Protest gegen fortwährende Kürzungen am Wehretat.
Mit dieser Demonstration ergriff General der Infanterie Yrjo Keinonen -- zweifacher Ritter des Mannerheim-Kreuzes. Finnlands höchstem Weltkrieg-II-Orden -- die Herzen der traditionell wehrfreudigen Nation.
Das war Ende April 1969. Doch finnische Zeitungen deuteten alsbald an. daß nicht heller Patriotismus. sondern ein dunkler Punkt in Keinonens Amtsführung der wahre Rücktrittsgrund sein könnte: Mißbrauch von Rekruten für private Zwecke.
Vor kurzem wurde der General in Helsinki wegen Dienstvergehens verurteilt. Wäre er 1969 nicht freiwillig gegangen, hätte er jetzt gehen müssen.
Es ging vor fast drei Jahren um einen Keller, den der Oberbefehlshaber neben seiner Sommervilla ins Urgestein sprengen lassen wollte. Er sah in diesem Projekt ein willkommenes Übungsobjekt für Heerespioniere und überzeugte davon auch den Verteidigungsminister.
Im September 1968 gab Keinonen dem Pionier-Hauptmann Martti Siitonen -- nicht auf dem Dienstweg über dessen Kommandeur, sondern direkt -- den Befehl, Rekruten zum Felsenkellerbau auf seine Sommerfrische zu beordern.
Dann aber wünschte sich der General von seinen Soldaten mehr als nur den Keller: Sie mußten noch seine Sauna abbrechen und das Fundament einer neuen errichten, einen Brunnen graben, Wegplatten verlegen und eine Terrasse. Treppenstufen sowie einen Bootssteg bauen. Das Material hatte der Bauherr selbst eingekauft, jedoch mit Militär-Lastern antransportieren lassen.
Mehrere Wochen lang entzog so der Oberbefehlshaber die Rekruten ihrer militärischen Ausbildung. Dafür zahlte er der Heeresverwaltung -- weit unter Tarif -- 2000 Finn-Mark.
Denn Pionier-Hauptmann Siitonen hatte eingewilligt, die Bauarbeitszeit der Rekruten in seinem Tätigkeitsbericht zu gering einzuschätzen. Und nachträglich nahm er in den Ausbildungsplan seiner Kompanie »Sprengübungen« auf, obgleich dafür ausschließlich eine andere Pionierkompanie zuständig war.
Vielleicht wäre daraus keine Affäre geworden, wenn nicht ohnehin die Karriere des Bauherrn im finnischen Offizierkorps Anstoß erregt hätte. Denn Generalmajor Keinonen hatte, als ihn Staatspräsident Kekkonen 1965 zum OB ernannte. 14 dienstältere Generäle überholt. Der Kasino-Klatsch: Der Präsident habe einen Anhänger seiner Zentrumspartei protegiert und den 14 »reaktionären« Generälen einen »demokratischen« vorgesetzt.
Als Keinonen 1969 demissionierte, hieß es. Kekkonen habe seinem Protegé zuvor privatim empfohlen, rechtzeitig zurückzutreten. Denn die militärgesetzliche Mindeststrafe für eine wissentlich falsche dienstliche Meldung beträgt vier Monate Gefängnis, und darauf wies der Justizbeauftragte des finnischen Reichstags in seiner Anklagebegründung das Gericht denn auch hin.
Weder der OB noch der Kompaniechef müssen ins Gefängnis. Pionier-Hauptmann Siitonen bekam 35 Tage Arrest. General Keinonen hatte schon während des Prozesses eine ihm von der Wehrmacht präsentierte Nach-Rechnung über 8771,59 finnische (7643,56 deutsche) Mark prompt bezahlt. Ihm wurden nur noch wegen »Dienstvergehens aus Gewinnsucht« Geldstrafen von zusammen 2625 Finn-Mark auferlegt.
Davon sind 625 Mark die Strafe für weitere Keinonen-Delikte: Der Oberbefehlshaber hatte auch noch für private Partys und Reisen Dienstspesen kassiert, »teils fahrlässig« -- so das Gericht »teils aus Gewinnsucht«.