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Briefe

SCHEINSICHERHEIT
aus DER SPIEGEL 17/1960

SCHEINSICHERHEIT

Sie befaßten sich kürzlich mit der Frage, ob der Citroen den Anspruch, der sicherste Wagen zu sein, zu Recht erhebe. Ihre Ausführungen sind zweifellos richtig. Dennoch müssen sie notwendigerweise ein etwas schiefes Bild geben, da Sie allein von der Frage ausgehen, was geschieht, wenn man mit dem Wagen einen Unfall erleidet. Wesentlicher erscheint mir dagegen die Tatsache, daß es - dank ungewöhnlicher Fahreigenschaften - oft dort gar nicht zu einem Unfall kommt, wo andere Normalfahrzeuge unhaltbar Bruch gemacht hätten. Der Frontantrieb in glatten oder zu schnell gefahrenen Kurven, die Scheibenbremse und die wunderbare Federung geben schon sehr viel zusätzliche Sicherheit, wie sie in dieser Vollständigkeit in anderen Fahrzeugen nicht geboten wird.

Berlin-Zehlendorf KARL RUPRECHT

Der Kauf eines Citroen versichert einen nicht gegen Idiotie. Und es ist idiotisch, mit 100 km/h in eine Kurve zu gehen. Gegen normale Gefahren wie plötzliches Bremsenmüssen, glatte und nasse Straßen, Seitenwind, ungleiche Belastung und so weiter bietet dieses herrliche Auto wirklich die größte Sicherheit.

Viersen (Rheinland) INGEBORG BECKERS

Gestatten Sie uns bitte zu Ihrer Schilderung des »Tiroler Unfalls« folgenden Hinweis:

Der Unfall ist nicht auf ein Versagen der Lenkhydraulik zurückzuführen. Vielmehr ist der Fahrer des Citroen mit hoher Geschwindigkeit in eine Linkskurve gegangen, hat offensichtlich Angst vor seiner eigenen Geschwindigkeit bekommen und dann die so oft schon als Unfallursache bekannte Fehlreaktion gehabt, bei eingeschlagenen

Vorderrädern voll zu bremsen, anstatt weiter Gas zu geben. Es erfolgte die unvermeidliche Blockierung der Vorderräder und das Rutschen des Kraftfahrzeuges in gerader Richtung auf den Straßenrand der Kurve zu. Die breite Bremsspur beweist es. Sogar nach Bergung des Kraftfahrzeuges erwies sich die Hydraulik noch als einwandfrei.

München CITROEN-GENERALVERTRETUNG

Auto-Blomberg KG

Nur der Fahrer, der auf den gelieferten Tasten zu spielen versteht, macht die Theorie zur Praxis, niemals jedoch ein Auto an sich. Als ich den Bildbericht vom Spanien-Unfall brachte, stand als Resümee folgendes zu lesen: »Wir vergessen nicht, daß hier ein Schutzengel seinen Daumen dazwischengehalten haben könnte, wir wissen aber, daß eine Reihe von konstruktiven Maßnahmen diese positive Kettenreaktion ausgelöst hat.« Nur aus dieser Sicht sollte man den Komplex der DS-19-Sicherheit betrachten. Auch der DS-Fahrer lebt gefährlich, der sich seines Wagens wegen für unfehlbar hält. Wenn ich den DS 19 also nicht für den sichersten Wagen der Welt halte, so ist dennoch der Verdacht, daß ich die Türbefestigungen des DS 19 für die schwächsten Punkte halte, mit allen Vorbehalten gegeben. Er wurde vor der zahlenmäßig begrenzten und fachkundigen Leserschaft des »Zentralblattes für Verkehrsmedizin« geäußert. Wissenschaftler setzen voraus, daß eine Bekundung, die sich lediglich auf drei Fälle stützt, cum grano salis zu betrachten ist. Ich bin also nicht vermessen genug, ein technisch überaus gekonntes Automobil der Nichterfüllung einer der elementaren Voraussetzungen für die Sicherheit zu zeihen, nämlich, daß die Vordertüren ihrer Aufgabe, die Insassen bei Zusammenstößen vor dem Herausgeschleudertwerden zu schützen, nicht genügen.

Alfeld (Leine) HEINZ KRANZ

Chefredaktion

»automobil-Technik und Sport«

Ihr Katastrophen-Bericht über den Umgang mit der »Göttin« wird den Konkurrenten der Citroen-Werke und herkömmlich denkenden Justizbeamten wahrscheinlich gefallen haben. Wenn aber Menschen am Straßenrand sterben, so sind bei rund 70 von 100 Unfällen auf der Landstraße Bäume, Masten oder Leitsteine aus Basalt oder Beton unmittelbar beteiligt. In vielen Ländern hat man daraus die Konsequenzen gezogen und die Straßenränder von Requisiten aus dem Postkutschenzeitalter gesäubert. Bei uns jammert man über die Rekordzahlen an Unfalltoten und baut fleißig weiter Todesfallen. Solange die Opfer dieser heiligen deutschen Tradition von den Gerichten schuldig gesprochen werden, haben ihre beamteten Hüter keine Ursache, die Straßen so verkehrssicher wie möglich zu machen.

Rheydt HERBERT MAEGER.

Citroen verkauft Sicherheit wie andere Weißwandreifen und Heckflossen. Das Streben nach Sicherheit wurde hier konstruktiv gelöst. Sicher sind allen anderen Fabrikanten diese konstruktiven Merkmale bekannt. Aber was haben sie getan? Den Hupenknopf mit Schaumgummi gepolstert!

Porz-Urbach (Rhld.) GÜNTHER KADLUBEK

Kranz

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