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Performance Scheusale mit System

aus DER SPIEGEL 29/1994

In Zeiten, in denen Hexerei von Scharlatanen und kommerziellen Zaubermeistern verwaltet wird, vollbringt die Hamburger Künstlerin Lili Fischer mit jedem ihrer Projekte ein wirkliches Wunder: Nur mit Sprache und Zeichen, mit Tönen, Bewegungen und dem magischen Charme ihrer Persönlichkeit versetzt die zierliche Frau, halb Kobold, halb Grazie, ihr Publikum fort von seinen Schreibtischen und Ladentheken, beispielsweise in die Welt der Wikinger. »Scheusalgesänge« heißt eine von Fischers Performances; Hunderte von Prominenten und Unbekannten, Freunde, Kollegen, Politiker und ganz normale Menschen hat sie auf dünnes Vlies gelegt, ihre Umrisse genommen und mit Graphit zu lebensgroßen Schatten gemacht. Bei internationalen Veranstaltungen wie der Hamburger »Mediale« oder dem »Steirischen Herbst« hat die Beuys-Schülerin mit diesem Geisterkabinett alltägliche Räume in bizarre Theater verwandelt, wo sie gleichzeitig Vergnügen und Nachdenklichkeit erzeugte. In der Ausstellungsserie »Vierfalt« der nordrhein-westfälischen Gemeinde Schwalenberg waren ihre Scheusale vor kurzem zu sehen. Ein Buch mit Zeichnungen, Grafiken, Fotos, Textentwürfen dokumentiert, daß, was so hingeworfen aussieht, systematisch erforscht, komponiert und choreographiert wird (Hrsg.: Institut für Lippische Landeskunde, Detmold; 120 Seiten; 37 Mark).

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