In einer großangelegten Aktion hat die bundesdeutsche Abwehr einen Spionagering zerschlagen - und damit wohl gemeinsam mit der Karlsruher Bundesanwaltschaft den sowjetischen Geheimdienst KGB empfindlich getroffen.
Bis Freitag letzter Woche erließ der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof gegen mindestens vier Bundesbürger Haftbefehl wegen des Verdachts der »geheimdienstlichen Tätigkeit für eine fremde Macht«, weitere neun Personen wurden vorläufig festgenommen.
Mit der Affäre Falk (siehe Seite 32) hat die unter strengster Abschirmung durchgeführte Fahndung nichts zu tun, obwohl die Agentenjäger selbst solche Spekulationen streuten. Damit habe der »hochangesiedelte Informant« über das KGB-Netz geschützt werden sollen, hieß es in Bonner Sicherheitskreisen.
Erste Hinweise auf den Spionagering gab es bereits im Herbst 1985, wenige Wochen nachdem sich der Kölner Verfassungsschützer Hansjoachim Tiedge in die DDR abgesetzt hatte. Damals waren mehrere Mitarbeiter des Bonner Büros der sowjetischen Nachrichtenagentur Tass überraschend in die Heimat zurückgekehrt - wohl auf Weisung. Sie werden nun verdächtigt, KGB-Offiziere zu sein.
Ermittlungen nach einem neuen Raster, über das die Sicherheitsexperten noch keine Angaben machten, führten schon vor Monaten auf die Spur von Agenten in mehreren deutschen Städten und im Ausland, beispielsweise in der Schweiz. Ursprünglich sollten die Spionage-Verdächtigen bereits Ende letzten Jahres festgenommen werden, doch war die Aktion verschoben worden.
Bei den Verdächtigten, zu denen ein Ingenieur, ein Student und ein Lehrer der Bundessprachenschule in Hürth bei Köln gehören, handelt es sich zum Teil um Übersiedler aus der UdSSR.