SCHLÜSSEL-SPIELE
(Nr. 28/1968, Automobile)
Wo der Schlüssel zu diesem Düsseldorfer Mysterium zu suchen ist, haben wir freilich vergeblich zu ergründen versucht. Daß Citroën-Schlösser diebstahlfreundlicher gebaut wären als andere, kann nicht stimmen. Unsere Fahrzeuge würden dann nämlich in der Bundesrepublik Deutschland quasi »verboten«.
Dennoch müssen wir wohl oder übel davon ausgehen, daß die Geschichte in Düsseldorf sich ungefähr so abgespielt hat, wie der für seine exakten Recherchen berühmte SPIEGEL es berichtet. Ein Glaube, in dem uns ein gestern angestelltes Experiment auf dem Werksgelände in Porz noch bestärkt hat. Von der Geschichte beflügelt, schritt Citroën-Vorstand Raison persönlich mit seinem Dienstwagen-Schlüssel an 50 abgestellten Citroën-Neuwagen vorbei und probierte und probierte ... Erfolg: Alle Türen blieben zu. Mag sein, daß Direktoren in solchen Fällen eine besonders glückliche Hand haben.
Köln DR. H. LINNEBORN
Citroën Automobil AG.
Auf Ihren Artikel über die Citroën-Schlüssel hin versuchte ich in meinem Bekanntenkreis, an sechs Wagen die Schlösser mit dem Schlüssel meines vier Wochen alten ID 19 zu öffnen. In vier Fällen gelang es mir mühelos. Da Tür- und Zündschloß bei Citroën identisch sind, bleibt abzuwarten, was die Diebstahlversicherungen dazu sagen.
Schaffhausen (Saarland)
THEO HERTEWICH
Im Juli letzten Jahres befand ich mich mit meiner ID 19 auf der Insel Elba. Vorübergehend suchte ich meinen Schlüssel. Zigeuner beobachteten mich. Halfen mir, jedoch vergeblich, bei der Suche. Sie sagten mir in französischer Sprache, ich möchte mich einen Augenblick gedulden. Innerhalb von zirka zwei Minuten fertigten diese Zigeuner aus einem Ölsardinen-Dosenöffner einen »Schlüssel« für die ID 19. In Sekunden »schlossen« sie mir meinen Wagen ganz nach Wunsch auf oder zu. Nur am Lenkradschloß versagten sie. Frage von mir: auch an neueren Modellen? Antwort: Ja. Diesen Schlüssel besitze ich heute noch, als Souvenir. Ich bin bereit, ihn für Experimente zur Verfügung zu stellen, sofern Interesse Ihrerseits besteht.
Köln WOLFGANG R. KRUG
Es ist nicht nur die von Ihnen genannte Automarke, die derartige »Fehlkonstruktionen« aufweist. Jeder deutsche Personenkraftwagen verleitet aufgrund der mangelhaften Türschlösser zum Diebstahl! Die Zahlen der Kriminalstatistik sprechen für sich: »1967 wurden in der Bundesrepublik Deutschland 58 418 Kraftfahrzeuge gestohlen und in 162 943 Fällen Diebstähle aus Kraftfahrzeugen ausgeführt« Würde eine Herstellerfirma den Anfang machen, nicht nur Autos mit Komfort, sondern auch Fahrzeuge zu verkaufen, die über ausreichende Diebstahls-Sicherungen verfügen, bald wären die vorstehend aufgeführten 221 361 Straftaten (über zehn Prozent der Gesamtkriminalität) beträchtlich gesunken.
Hannover EGON WESTPHAL
Nach Lektüre Ihres Artikels konnte ich meinen Citroën ID 19, Baujahr 1967, nirgendwo mehr ohne Herzklopfen stehenlassen, und es kam kaum noch unerwartet, daß ich dann zwei Tage später den Wagen geöffnet und um einige Dinge von minderem Wert erleichtert fand. Dieses Mal ist es also glimpflich abgelaufen, aber was soll man auf einer Urlaubs- oder Geschäftsreise machen, wo es kaum immer möglich ist, den Wagen ohne Dinge von einigem Wert stehenzulassen. Die Vertragswerkstatt in Saarbrücken erklärte sich außerstande, Abhilfe zu schaffen, und ich meine, es sollte für Sie ein Akt der Wiedergutmachung sicherlich zahlreichen Betroffenen gegenüber sein, daß Sie kraft Ihrer erheblichen publizistischen Mittel einen Fabrikanten für zuverlässige Schlösser ausfindig machen oder wenigstens durch Veröffentlichung dieses Schreibens einen solchen dazu bewegen, sich dieser Angelegenheit anzunehmen.
Brebach (Saarland) HELMUT RUDOLF
Als positiv muß zweifelsohne anerkannt werden, daß die Polizei wenigstens über ein Publikationsorgan von potentiellen Neu-Straftaten erfährt. Die Polizei sollte hierfür dankbar sein und erforderliche Initiativen nicht vermissen lassen. Publikationen dieser Art führen andererseits sicherlich nicht nur dazu. Diebstähle von Kraftfahrzeugen oder ähnliche Delikte zu verhüten, sondern unter anderem auch dazu, unsere reisenden Täter auf solche Konstruktionsfehler hinzuweisen. Vielleicht wäre es in Zukunft wesentlich ratsamer, nur die Polizei und die entsprechende Automobilvertretung über solchen Mißstand zu informieren.
Bünde (Nrdrh.-Westf.) U. WINTER