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Briefe

SCHNEEPFLÜGE IM URWALD
aus DER SPIEGEL 43/1965

SCHNEEPFLÜGE IM URWALD

Wer hat denn den Auszug aus dem Lasky-Buch über die sowjetische Entwicklungshilfe bei Ihnen als Inserat aufgegeben? Ich kann mir nicht denken, daß Sie diesen Quatsch freiwillig gedruckt haben.

Saarbrücken OSKAR F. LOHMANN

Beim Lesen der Victor-Lasky-Story fiber den »häßlichen Russen« glaubte ich, im Reader's Digest zu blättern. Diese penetrante Selbstbeweihräucherung, verbunden mit anti-östlicher Schwarzweiß -Malerei, konnte wohl nur ein Amerikaner zur Beruhigung seiner Nation schreiben.

Hildesheim GÜNTER ROWOHLT

Es ist bedauerlich, daß der SPIEGEL immer wieder Artikel veröffentlicht, die leicht verifizierbare Unwahrheiten enthalten. Dies ist wieder einmal bei dem Artikel des »Kalten Kriegs«-Experten Victor Lasky der Fall. Der Autor ist für seine propagandistischen Tiraden hinlänglich bekannt, so daß die verantwortlichen Redakteure nicht behaupten können, sie hätten die »Katze im Sack« gekauft. Lasky ad absurdum zu führen ist einfach, hier nur einige Beispiele:

Lasky schreibt: »In Indonesien wurde eine sowjetische Superphosphat - Fabrik gebaut. Niemand hat

jedoch bis heute Schwefel oder Phosphor In Indonesien entdeckt, die in dieser Fabrik verarbeitet werden könnten ...« Laut dem »World Atlas« der Encyclopaedia Britannica (Ausgabe 1961) produzierte Indonesien im Jahre 1950 5521 Tonnen Phosphate. Oder: »Indonesien bekam gleichfalls eine Raffinerie für Rübenzucker geschenkt - leider wächst in Indonesien aber nur Zuckerrohr ...« Der Artikel der Encyclopaedia Britannica über Zucker (Band, 2l, Seite 528, Untertitel »Herstellung des Zuckers") sagt hierzu folgendes: »Die Aufbereitung des Zuckerrohrs geschieht mittels eines Zerdrückungs- und Zermahlungsverfahrens, aus dem man einen Brei, die Bagasse, erzielt. Die Zuckerrüben werden geschnitzelt und diese Schnitzel ausgelaugt. Der sogenannte 'Rohsaft' aber, aus dessen Raffination der Zucker gewonnen wird, wird in der Raffinerie im wesentlichen gleich behandelt, ungeachtet, ob es sich um Rohr- oder Rübenzuckersaft handelt.«

Wo der SPIEGEL niveauvolle Augstein -Artikel bringt oder sein einmaliges Archiv nützt, ist jeder Gutgewillte bereit, sich ernst mit solchen Argumenten auseinanderzusetzen, aber mit dem Abdruck solcher leicht zu widerlegenden Polemiken gefährdet die Redaktion nur den Ruf ihres Blattes. Bitte, keine solchen Fleißaufgaben mehr, man könnte meinen, Sie wollen den »Krieg in Rußland« mit dem »Häßlichen Russen« wieder aufwiegen.

Wien DR. HERBERT KOLMER

Die Pars-pro-toto-Beobachtungen des Amerikaners waren zu wenig nuanciert und hatten zu tendenziösen Stellenwert, um echte Information zu bieten. Nicht sehr abweichend von der Polemik der Russen gegen den Westen: Fakten, Verzerrungen oder Räuberpistolen? Aber erheiternd.

Tours (Frankreich) DÖRTE LINDEMANN

Um gerecht zu sein, müßten Sie auch einen Buchauszug über die Entwicklungshilfe der USA aus dem Buch »Die Kehrseite der USA« (von L. L. Matthias, Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg) abdrucken.

Nellingen (Bad.-Württ.)

WOLFGANG ENDRISS

Gibt es das auch, daß die Russen häßlich sind? Russen und häßlich? Sie schreiben ja immer nur von häßlichen Deutschen. Gott sei gedankt: Die sind ja alle häßlich - im SPIEGEL. Es grüßt Sie schön die auch häßliche

New York MARTHA HAUPTSTADT

Wer vom SPIEGEL sonst nichts kennt als den Auszug aus dem Buch »Der häßliche Russe«, müßte zur Überzeugung kommen, dieses Magazin sei bar jeden Niveaus, da es einen derartigen Unsinn abdruckt (wie zum Beispiel die Geschichte mit der Mühle, die bei Inbetriebnahme in ihre Bestandteile zerfiel - da erblassen wahrlich die Märchen aus Tausendundeiner Nacht). Die österreichische bürgerliche Presse läßt an den Oststaaten in täglichen Polemiken kein gutes Haar, aber auf die Idee, daß die Russen so saublöd sind, wie sie Victor Lasky schildert, ist man noch nicht gekommen. Den Westdeutschen, die ja aus Angst, sie könnten für Kommunisten gehalten werden, nur ganz selten in die Sowjet-Union kommen, kann man so was vielleicht noch verkaufen. Im meist für dümmer gehaltenen Österreich lachen die Hühner darüber, Hier laufen Tausende von Skodawagen, auch Moskwitschs sieht man ab und zu mit österreichischem Kennzeichen. Wieso denn, wenn sie so schlecht sind? Mein Schwiegersohn hat schon den zweiten Skoda und ist so zufrieden, daß er immer wieder einen Skoda kaufen wird.

Linz (Österreich) FRANZ KINZI

Es stimmt also doch, was unser alter Schullehrer - von 1945 bis 1948 als

Schutträumer tätig - uns in der politischen Gerneinschaftskunde lehrte, nämlich daß die Russen im Klosettbecken Kartoffeln waschen, mit den Händen in die Fahrradpedale treten und der Moskauer Oberbürgermeister abends durch die Straßen läuft, die Bürgersteige hochklappt und mit dem Hammer das Licht ausschlägt.

Ludwigshafen WERNER TEREBA

Sehr erstaunt waren wir, als anläßlich der dritten indischen Landwirtschaftsausstellung in Ahmedabad im Januar zahlreiche russische Familien, natürlich gemeinsam, den Deutschen Pavillon besuchten. Zu unserem Erstaunen sprach niemand Englisch. Wie man sich ohne diese Kenntnisse mit einheimischen Technikern gut verständigen kann, bleibt dahingestellt.

Bad Godesberg WOLFRAM V. BOXBERG

Bei einer Zwischenlandung in Conakry (Guinea) standen 18 unbrauchbare russische Flugzeuge auf dem Flugplatz, größtenteils Iljuschin-Maschinen. Mein afrikanischer Begleiter erklärte mir hierzu grinsend wörtlich: »Dieser Dreck ist aber noch gar nichts. Als die Russen Straßenbaukolonnen mit Maschinen ausrüsteten, haben sie vor allem nicht versäumt, riesige Schneepflüge mitzuliefern. Sie können sich denken, daß die Leute sogar von Monrovia hierher gereist sind, um die riesigen Schneepflüge im subtropischen Urwald zu sehen.«

Wilhelmshaven DR. IVO DANB

Lasky-Buch

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