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NAHOST Schockierender Flug

aus DER SPIEGEL 49/2001

Trotz höchster protokollarischer Ehren für Israels Regierungschef Ariel Scharon bei dessen Besuch in Washington belastet der rechte Umgang mit dem gemeinsamen Feind Irak das israelisch-amerikanische Verhältnis. Denn Israel sieht sich bedroht, wenn die USA einen ihrer nächsten Angriffe im Anti-Terror-Krieg gegen Bagdad fliegen sollten, was die jüngsten Drohungen des US-Präsidenten gegen Saddam Hussein nahe legen. Nach Einschätzung des israelischen Militärs gibt es eine »große Wahrscheinlichkeit«, dass der Irak als Reaktion auf US-Bomben seinerseits den jüdischen Staat angreifen werde - wie er es auch im Golfkrieg 1991 tat. Die israelische Armee hat bereits Befehl, sich für diesen Ernstfall vorzubereiten. »Der Irak hat immer noch genug Arsenal für einen Militärschlag«, warnen Experten in Jerusalem. Saddam verfüge zudem über chemische und biologische Waffen. »Wichtig ist nun, dass wir uns eng mit den USA koordinieren«, forderte Scharon-Berater Salman Schowal vor dem Abflug nach Washington. Bei aller Kooperationsbereitschaft werde Israel aber nicht auf sein »Recht zur Selbstverteidigung« verzichten. Im Golfkrieg hatte Washington Israel verpflichtet, die »Scud«-Angriffe des Irak nicht zu vergelten.

Beim Palästina-Konflikt sehen Scharon-Vertraute kaum Differenzen. »Die Bringschuld liegt klar bei Arafat, er muss die Gewalt stoppen«, so Ex-Botschafter Dore Gold. Erst am Donnerstag hatte eine Bombe bei Hadera drei jüdische Opfer gefordert. Der US-Sondergesandte Anthony Zinni, der einen Waffenstillstand vermitteln soll, war am Dienstag sogar Zeuge, wie Polizei und Krankenwagen nach einem Anschlag in Afula zum Tatort rasten. Scharon hatte ihn zum Hubschrauberflug eingeladen. Die PR-Tour in Sachen Sicherheit - aus der Vogelperspektive erscheint Israel klein und bedroht - war nur ein Teilerfolg. Begleitern zufolge war Zinni auch über das Ausmaß der jüdischen Siedlungen im Westjordanland schockiert.

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