Schüsse im Stadtzentrum von Saigon
In den vergangenen Monaten wurden in der Stadt Flugblätter von Mitgliedern einer reaktionären Gruppe von Saboteuren verteilt, die sich »Miliz zur Wiederherstellung der nationalen Souveränität« nennen. Weiterhin gibt es jene, die sich »Antikommunistische Front des Volkes« nennen. Noch schlimmer, es hat eine Anzahl von Vorfällen gegeben, bei denen geschossen wurde und Granaten an verkehrsreichen Stellen geworfen wurden, und dies führte zu Todesfällen. Vor allem ein Überfall in Go Vap forderte 87 Opfer.
Kürzlich sind die Marktpreise gestiegen, und eine sehr ernste Tatsache ist, daß in der Stadt gefälschte Banknoten der Nationalbank von Vietnam in Umlauf gesetzt wurden.
Genau um 19 Uhr am 12. Februar 1976 wurde eine Polizeieinheit von Angehörigen der Schutz-, der Politischen und der Kriminalpolizei des Stadtsicherheitsbüros, verstärkt durch Militärkontrolltruppen, zur Verhaftung von Saboteuren in Marsch gesetzt. Die Genossen Kader und Kämpfer der Polizei baten die für die Vinh-Son-Gemeinde und die Kirche zuständigen Ehrwürdigen Pater um die Genehmigung, ihren Auftrag durchzuführen. Sie baten die Pater um ihr Einverständnis zur Durchsuchung des zweiten Stocks und des Saals, wo die Predigten abgehalten werden.
Im Geiste der Respektierung der Glaubensfreiheit betrat die Polizeigruppe I unter Führung des Einsatzleiters Nguyen Van Rang einen Innenraum hinter einer Christus-Statue. Als er den Fuß auf eine Treppe setzte, die zum zweiten Stock führte, wurde Genosse Rang beschossen und tödlich getroffen.
Genosse Rang war unbewaffnet. Er trug nur eine Taschenlampe und Dokumente bei sich. Hinter der Christus-Statue waren reaktionäre Mörder versteckt ... Als man sah, daß Genosse Rang niedergeschossen war und stöhnte -- er starb nicht sofort -, versuchte man, ihn wegzubringen, um ihn ärztlich zu behandeln. Allerdings nutzte der Feind die Position des oberen Stockwerks aus, um auf die Helfer zu schießen. Einer der Polizeiführer meldete sich freiwillig zu der Rettungsmission. Während er den Genossen Rang herauszog, wurde er von den Reaktionären beschossen, und seine Kleider fingen Feuer. An diesem Punkt wurde die Lage sehr ernst.
Unsere Polizisten schwärmten aus, um den Feind einzukreisen und die höher gelegenen Punkte zu besetzen, während sie versuchten, erneut in den Raum einzudringen. Die Reaktionäre schossen weiter und warfen viele Tränengasgranaten. Wir mußten die Operation vorübergehend einstellen, um unsere Kräfte umzugruppieren und eine andere Kampfmethode anzuwenden.
Wir vertraten das Prinzip, den Schaden für die Kirche gering zu halten, ein Umstoßen oder Zerbrechen der Christus-Figur zu vermeiden und zu versuchen, alle Reaktionäre lebend zu fangen oder, wenn nötig, sowenig wie möglich von ihnen zu töten. Von nun an setzten wir bis zum folgenden Morgen unsere Appelle fort. Um acht Uhr gelang es uns, sie alle gefangenzunehmen, und bis neun Uhr hatten wir die Stätte vollständig besetzt.
Im zweiten Stock der Halle lag die Ausrüstung der Konterrevolutionäre: eine moderne Offset-Druckpresse, Druckplatten und die Falschgeldnoten verschiedenen Nennwerts, die sie hergestellt hatten. Es fanden sich Colts, die sie benutzt hatten, um auf den alten Priester zu schießen, der sie zum Aufgeben aufgefordert hatte, und Revolver, die sie zum Widerstand gegen unsere Sicherheitsbeamten benutzt hatten. An der Wand stand ein Tisch, auf dem ausgearbeitete Erklärungen und Aufforderungen lagen, die von den Reaktionären zur Bekämpfung des Vaterlandes und des Volkes vorbereitet worden waren. Einige dieser Dokumente waren soeben erst hergestellt worden.
Nachdem wir eine Holztreppe zum dritten Stock eines Hauses hinter der Kirche bestiegen hatten, entdeckten wir einen Raum, der als gut befestigter Bunker dienen sollte, voller Waffen und Funkgeräte, unter anderem mittlere Radiosender und -empfänger einer sogenannten »Miliz für die Wiederherstellung der nationalen Souveränität«.