AUFSTIEGS-KANDIDAT Schützenpanzer von rechts
Er war Panzeroberst der Wehrmacht und Generalmajor der Bundeswehr. Er diente der Firma Klöckner & Co. und dient heute der Firma Brown, Boveri & Cie. Er saß im Zweiten und Dritten Bundestag, im Fünften wird er wieder sitzen: Fritz Berendsen, 61.
Seine alte Partei, die CDU, hat den Allround-Erfolgreichen im Wahlkreis Mannheim II aufgestellt und ihn mit dem zehnten Platz ihrer baden-württembergischen Landesliste gegen alles Wahl-Mißgeschick abgesichert.
Auch die Schatten der Vergangenheit konnten ihm nichts anhaben: Der Abgeordnete Berendsen hatte sich 1957 vor einem Untersuchungsausschuß des Bundestags verantworten müssen.
Es hatte Verdacht erregt, daß sich Berendsen als Mitglied des Verteidigungsausschusses besonders eifrig um die Vergabe bestimmter Rüstungsaufträge kümmerte. Bonn bestellte schließlich entgegen den ursprünglichen Plänen nur einen Teil, der für die Bundeswehr benötigten Schützenpanzer bei der französischen Firma Hotchkiss, der Rest wurde in Lizenz bei einer deutschen Firma gefertigt. Die Firma: Klöckner -Humboldt-Deutz.
Berendsen verteidigte sich vor dem Ausschuß, er sei Prokurist der Firma Klöckner & Co. und habe mit Klöckner -Humboldt-Deutz nichts zu tun. Er mußte sich jedoch vorhalten lassen, daß seine, Firma Hauptaktionär des begünstigten Rüstungsbetriebes sei.
Ausschuß-Berichterstatter Reichstein (BHE) konnte sich nicht entschließen, Berendsen zu absolvieren. Während er den ebenfalls der Rüstungs-Kungelei verdächtigten Abgeordneten Hasso von Manteuffel und Martin Blank korrektes Verhalten bescheinigte, protokollierte er im Fall Berendsen Verdachtsmomente.
Der Abgeordnete habe nachweislich mit dem Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Vertretern des Verteidigungsministeriums und der Firma Klöckner-Humboldt-Deutz Gespräche über Rüstungsaufträge geführt. Weiter sei erwiesen, »daß ... Berendsen nach Paris fahren wollte, um die Zustimmung einer französischen Rüstungsfirma (Hotchkiss) auf Verminderung eines ihr bereits erteilten Auftrages zugunsten der deutschen Industrie zu erreichen«.
In der letzten Sitzung vor Ende der Legislaturperiode stellte der Ausschuß den Bericht über Berendsen auf dessen eigenen Wunsch zurück. Der Abgeordnete hatte weiteres Entlastungsmaterial angekündigt.
Danach kam es nie mehr zur Verhandlung, obwohl der Obrist auch im nächsten Bundestag saß. Er meldete sich jedoch schon 1958, als erster Bonner Parlamentarier, zum aktiven Dienst in der Bundeswehr und wurde 1959 mit dem Rang des Brigadegenerals eingestellt.
Als stellvertretender Chef des Stabes der Nato-Armeegruppe Mitte in Heidelberg brachte er es bis zum Generalmajor, ehe er Ende März letzten Jahres abmusterte. Ganze acht Stunden nach seinem Abschied vom Militär hatte ihn die Industrie wieder. Das Mannheimer Maschinenbauunternehmen Brown, Boveri & Cie. AG, dessen Chef Kurt Lotz früher Luftwaffen-Generalstäbler war, gab ihm einen Vertrag als »Sonderbeauftragter«.
Und schon meldete sich auch wieder die Partei. Ein erster Versuch von CDU-Freunden, den General a.D. als Nachfolger des Admirals a.D. Heye zum Wehrbeauftragten zu machen, mißlang. Im Parlament überwog die Meinung, dieses Amt dürfe nicht zu einer Pfründe pensionierter Militärs werden.
Im Wahljahr 1965 kam eine neue Chance. Der Weinheimer Treibriemenfabrikant Richard Freudenberg, der den Wahlkreis Mannheim II zunächst für sich reserviert hatte, verlor die Lust. Die einst sichere CDU-Festung war durch die Wahlkreisreform wackelig geworden.
Die Industrie- und Handelskammer Mannheim, deren Präsident Freudenberg ist, empfahl daraufhin den gestandenen Christdemokraten Fritz Berendsen für die Kandidatur. Der verlangte Sicherheit durch einen guten Landeslistenplatz.
Auch das ließ sich machen, denn Berendsen erfüllte alle Bedingungen des parteiinternen Proporzes: Er kommt aus Mannheim, ist Kandidat des Industrieflügels und evangelisch.
Noch ehe der Wahlkampf richtig losgegangen war, marschierte der Sonderbeauftragte von Brown-Boveri auf die SPD los. Berendsen in einer ersten CDU -Versammlung: »Nehmen Sie ... nicht die Godesberger Fassade ernst. Dahinter stecken zum größten Teil Marxisten und Kommunisten.«
Aufsteigender CDU-Kandidat Berendsen Von der Lobby auf die Liste
Absteigender CDU-Kandidat Werner
»Aus der Küche in den Salon«