»SCHULDEN HAT MAN NIE GENUG«
24. 3.1942, abends
Der Privatbesitz sei als Einzelbesitz
unbedingt zu schützen! Es sei etwas sehr Natürliches und Gesundes, wenn einer einen Teil seines Arbeitsergebnisses zur Anlegung eines Familienbesitzes verwende. Wenn dieser Familienbesitz in einer Fabrik bestehe, so wird diese Fabrik - solange die Familie einen gesunden Erbstamm hat - von einem Familienmitglied sicher besser und damit auch für die gesamte Volksgemeinschaft erfolgreicher geleitet als etwa von einem Staatsbeamten. Insofern könne er nur nachdrücklich die Sicherung der privaten Initiative vertreten. Ebenso nachdrücklich sei er aber gegen den anonymen Privatbesitz der Aktie. Ohne selbst etwas dazu zu tun, erhalte der Aktionär mehr Dividende, wenn die Arbeiter der Aktiengesellschaft fleißig statt faul seien oder ein genialer Ingenieur an der Spitze des Betriebes stehe oder gar ein Schieber die Geschäfte der Aktiengesellschaft besorge. Wenn der Aktionär gar so schlau sei, in seiner Anonymität an mehreren Aktiengesellschaften beteiligt zu sein, so zieht er reine Spekulationsgewinne, ohne Verluste - die er nicht auf der anderen
Seite wieder ausgleichen könne - befürchten zu müssen.
Das Energiemonopol gehöre dem Staat, der Staatspapiere ausgeben und dadurch die Leute an seinem Monopolunternehmen und damit vor allem an sich selbst interessieren könne. Denn wenn es dann dem Staat wirtschaftlich schlecht gehe, könne sich der einzelne ein Kreuz auf seine Papiere stecken und werde so zwangsläufig darauf gestoßen, wie eng sein Schicksal mit dem des Staates verknüpft sei.
Heute sei das Gros ja noch so blöd, daß es immer noch nicht die enge Verknüpfung seines persönlichen Wohlergehens mit dem des Staates einsehen wolle.
Was für die Energiewirtschaft gelte, gelte auch für die Bewirtschaftung der anderen lebensentscheidenden Rohstoffe: Erdöl, Kohle, Eisen sowie für die Wasserkraft. Die kapitalistischen Gesellschaften müßten insoweit beseitigt werden. Den kleinen Mann, der für seinen eigenen Betrieb einen Bach abzweige, um seine Mühle mit Wasserkraft zu betreiben, solle man natürlich nicht hindern ...
4.5.1942, abends
Beim Abendessen führte der Chef aus, daß die Bezahlung der durch den
Krieg verursachten Reichsschulden kein Problem sei:
Erstens brächten die durch das deutsche Schwert getätigten Landgewinne, wie er kürzlich bereits einmal ausgeführt habe, eine so bedeutende Vermehrung des Nationalvermögens, daß sie die Kriegskosten um ein Vielfaches aufwögen.
Zweitens brächte die Einschaltung von 20 Millionen billigen ausländischen Arbeitskräften in den deutschen Wirtschaftsprozeß einen Gewinn, der die durch den Krieg entstandenen Reichsschulden bei weitem übertreffe. Man müsse nur einmal errechnen, wieviel dadurch gewonnen würde, daß der ausländische Arbeiter statt - sagen wir - 2000 Reichsmark wie der Inlandsarbeiter nur 1000 Reichsmark jährlich verdiene.
Es sei jedoch bemerkenswert, daß dies den wenigsten deutschen Wirtschaftsführern bisher aufgefallen sei. Selbst dem Reichswirtschaftsminister Parteigenossen Funk habe er gelegentlich einer Nationalvermögens - Berechnung erst einmal auseinandersetzen müssen, wie wesentlich der Lebensstandard des deutschen Volkes durch die zahlreichen ausländischen Arbeitskräfte und die
durch ihre Einschaltung bedingte Verbilligung der Hand-Arbeitskraft (vergleiche die Spanne der Kosten der inlandsdeutschen Arbeitskraft zu den Kosten der auslandsdeutschen Arbeitskraft) gehoben werde. Schließlich aber lehre die Geschichte, daß an Schulden bisher kein Volk der Welt zugrunde gegangen sei...
6.5.1942, mittags
Wenn er, der Chef, etwas von geschäftlichen Dingen verstehe, so danke er das nicht zuletzt den ewigen Sorgen mit der Partei-Presse. Am schlimmsten sei es 1932 gewesen, wo er, um die Presse, die Wahlkämpfe und die gesamte Partei-Arbeit finanziell durchhalten zu können, eine Fülle von Schuldanweisungen habe unterschreiben müssen. Ebenso wie er diese Schuldanweisungen damals für die NSDAP in dem Bewußtsein unterschrieben habe, daß, wenn die Arbeit der NSDAP nicht von Erfolg gekrönt sei, doch alles verloren wäre, so unterschreibe er auch heute die Schuldanweisungen für das Reich im festen Vertrauen auf unseren Sieg und in der Überzeugung, daß wenn dieser Krieg nicht erfolgreich ausgehe - sowieso alles hin sei und man dann gar nicht genug Schulden im Kampf um den Erfolg gemacht haben könne.
Funk