KONZERNE Schutz für Bertelsmann
Der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann will mehr als eine Milliarde Mark ausgeben, um das Unternehmen vor fremden Einflüssen abzusichern. Als Einfallstor hat Konzernherr Reinhard Mohn, 77, den 10,7-Prozent-Anteil der Hamburger Zeit-Stiftung ausgemacht. Zu Lebzeiten von Gerd Bucerius, dem früheren Verleger des Wochenblatts »Die Zeit«, war damit kein Einfluß an der Bertelsmann AG verbunden; Mohn-Freund Bucerius verzichtete auf die Ausübung der Stimmrechte. Nach seinem Tod im Jahre 1995 aber lebten diese wichtigen Rechte auf; die Zeit-Stiftung kann damit die Bestellung von Vorstand und Aufsichtsrat bei Bertelsmann beeinflussen. Die Stiftung agiert zwar völlig getrennt von dem inzwischen vom Holtzbrinck-Verlag übernommenen Wochenblatt »Die Zeit«, dennoch legte Mohn intern fest, daß die Übernahme dieses Anteils Vorrang vor anderen Investitionen habe. Der Preis von über einer Milliarde Mark errechnet sich nach einer komplizierten Formel, die den Jahresgewinn der Bertelsmann AG als Bezugsgröße hat. Bis zum Sommer wollen Mohn und sein Aufsichtsratschef Mark Wössner mit der Stiftung einig werden. Die Hamburger planen, mit dem zu erwartenden Milliarden-Segen beispielsweise ihre private Rechts-Hochschule zu finanzieren.