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Briefe

SCHWARZER PETER
aus DER SPIEGEL 43/1969

SCHWARZER PETER

(Nr. 42/1969, CDU/CSU In der Krise)

Man kann Ihnen gratulieren, Herr Augstein! Die westdeutsche Demokratie, die bisher freiheitlichste und liberalste, die Deutschland je hatte, ist abgewürgt worden, diesmal von links. Opportunistische Parlamentokraten regieren und treiben von jetzt ab Politik gegen die Mehrheit der Wähler und Wählerinnen.

Klais (Bayern) H. KOPPE SEN.

Politik verdirbt den Charakter! Wie anders als mit dieser Weisheit ließe sich erklären, was Polit-Christen angesichts des drohenden Seitenwechsels offenbaren. Der Gedanke daran, eine Zeitlang gegen die Sonne spielen zu müssen, verleitet den Christen-Kanzler schon jetzt zu Äußerungen, die die Bundestagswahlen 1973 und 1977 in Frage stellen.

Berlin KARL L. TRETAU

Die Haßtiraden der CDU/CSU, der schlechten Verlierer, lassen es nicht unmöglich erscheinen, daß man dort etwa von der »sogenannten Bundesregierung« sprechen könnte.

Berlin ELISABET HÜSGEN

Jetzt ist es also passiert. Sollte der Himmel nicht noch in letzter Minute ein Wunder tun, dann wird unser guter Rainer, verdienter Christ-Politiker, in Zukunft als Oppositionär barzeln müssen. Was soll da aus Deutschland werden?

Grünwald (Bayern) ENGELBERT HOFHEINZ

Kiesingers »Angebot« an die FDP beweist, wie sehr es der Christenunion um das Regieren, nicht um die Politik, geht.

Brackwede (Nrdrh.-Westf.)

HANS-JOACHIM HEUEL

Auf jeden Fall hat die schwarze CDU sich den Schwarzen Peter unentwindbar reserviert!

Dudweiler (Saarland> MARTHA MEISE

Etwas bang frage ich mich, ob man Stoltenberg und Kohl noch als Reformer bezeichnen kann. Für Stoltenberg, den Frühangepaßten, spricht doch einzig sein relativ jugendliches Alter. Und Helmut Kohl, der für manchen eine der wenigen Hoffnungen darstellte, daß die CDU wieder eine wählbare Partei werden könnte, hat sich durch sein Gerede von einem neu zu schaffenden Freund-Feind-Verhältnis und dem Rückgriff auf das alte CDU-Übel, der Diffamierung des politischen Gegners (Betrugsvorwurf!), selbst desavouiert. Bielefeld

BERND DIERMANN

Zu meiner großen Verblüffung las ich im SPIEGEL, daß ich am Dienstag nach der Wahl vormittags im Hause Diezstraße 10 in Bonn mit den Herren Globke, Horten und Krueger zusammengetroffen bin. Dort sollen wir eine »Strategie zur Aushöhlung der FDP« entworfen und eine Schwarze Liste aufgestellt haben. Über Ihre Behauptung bin ich deswegen besonders überrascht, weil ich weder Herrn Horten noch Herrn Krueger seit geraumer Zeit gesprochen habe. Das gleiche gilt für Herrn Globke, mit dem ich seit vielen Monaten ein einziges Mal wegen einer Auskunft telephoniert habe. Sein Haus jedenfalls habe ich nie betreten. Ich habe den Eindruck, daß die Rechercheure des SPIEGEL einer dicken Ente aufgesessen sind.

Mainz HELMUT KOHL Der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz

Die Behauptung über eine von Herrn Staatssekretär Dr. Globke in dem Hause Bonn, Diezstraße 10, geführte Unterredung ist unrichtig. Das vorerwähnte Haus, das Herr Dr. Globke bis vor etwa eineinhalb Jahren bewohnt hatte, hat er seitdem nicht mehr betreten. Er hat weder im Keller dieses Hauses noch an einem anderen Ort an einer Konferenz über finanzielle oder sonstige Einflußmöglichkeiten auf FDP-Abgeordnete teilgenommen. Von den angeblichen Konferenzteilnehmern hat er MdB Horten nach der Bundestagswahl einmal kurz gesprochen. Ministerpräsident Kohl und Ministerialdirektor Krueger hat er seit vielen Monaten nicht gesehen. Bonn DR. ALPHONS M. KUGELMEIER

Rechtsanwalt

Der SPIEGEL bedauert die falsche Adressen-Angabe Diezstraße 10. Staatssekretär a. D. Globke bewohnt in Bonn das Haus Langenbachstraße 28, in dessen Souterrain er am Dienstag nach der Wahl mit CDU-MdB Alphons Horten ein Gespräch über mögliche CDU-Kontakte zu FDP-Abgeordneten führte. Globke ließ sich von Ministerialdirektor Krueger telephonisch über FDP-Abgeordnete unterrichten, über die Krueger schon vor der Wahl für Bundeskanzler Kiesinger Personal-Überlegungen angestellt hatte. Vor dem Horten-Gespräch hatte Globke im Abgeordneten-Hochhaus den CDU-Bundesminister a. D. Heinrich Krone In dessen Büro, Zimmer 721, auf gesucht. Auch CDU-Ministerpräsident Helmut Kohl sprach dort mit Krone. -- Red.

Das Ende der 20jährigen Statthalterschaft des Papstes in Deutschland ist auch ein Beweis für die zunehmende Toleranz des katholischen Wählers, der nicht mehr bereit ist, den politischen Direktiven seiner Kirche zu folgen.

Winningen (Rhld.-Pf.) GOTTLIEB OBEL

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