SCHWURGERICHT
Mit Ihrem Artikel »Grober Unfug« haben Sie den Eindruck erweckt, daß die »V-Leute«, die den Verteidigungsminister v. Hassel mit Informationen über angebliche Äußerungen des MdB Merten über die Sinnlosigkeit des Soldateneides belieferten, aus dem Kreise der Wehrpolitischen Hochschulgruppe an der Universität Frankfurt/Main stammen. Der Kreis der Teilnehmer umfaßte jedoch auch noch eine Gruppe von Marburger und Gießener Studenten sowie einige Offiziere der Bundeswehr. Es gehört keineswegs zum Stil der Wehrpolitischen Hochschulgruppe Frankfurt, Politiker - die sich, statt Arbeitsüberlastung vorzutäuschen, mit politisch interessierten Studenten zusammensetzen - anschließend höheren Ortes anzuprangern. Darüber hinaus halten wir es für bedenklich, aus dem Zusammenhang einer internen Diskussion gerissene Äußerungen als Mittel einer aufgebauschten Auseinandersetzung zwischen Regierung und Opposition zu benutzen. Diese Praxis trägt nicht dazu bei, Gespräche von Politikern mit Studentenvereinigungen zu fördern und vertrauensvoll zu gestalten.
Frankfurt WIDO MOSEN
Leutnant d.R.
und Vorsitzender der
Wehrpolitischen Hochschulgruppe
Ein Teil von uns Älteren hat schon mancherlei Fahneneide abgelegt. So wurde zum Beispiel ich als Soldat vereidigt: 1918 (kgl. württ. A. K.) auf den König als Landesherrn und den Kaiser als den Obersten Kriegsherrn, 1920 (Reichswehr) auf die Verfassung von Weimar, 1943 (Großdeutsche Wehrmacht) auf Adolf Hitler. Wenn man von so markigen Worten über den Wert des zackig abgelegten Fahneneides unserer heutigen Jugend in der Bundeswehr hört, so kann man in memoriam nur sagen: »Oh mei!«
Herr von Hassel kann eine solche Skepsis begreiflicherweise nicht verstehen, wenn er an den einzigen Fahneneid zurückdenkt, den er als Soldat abgelegt hat, den auf den »Führer«.
Würzburg DR. CARL DEFFNER