Scotland Yard ohne Sensationen
Scotland Yard ist den Geheimnissen der »Quadratmeile« auf der Spur Im Verbrecherviertel von London gab es einige Aufregung und eine Großrazzia, am Frühstückstisch der Londoner Bürger interessanten Gesprächsstoff.
Die »Quadratmeile« ist eine Verbrecherorganisation großen Formats. Ihr Ruf geht weit über London hinaus. Ihre Mitglieder haben der Polizei schon manche Rätsel aufgegeben.
Aber diesmal blieben die Sensationen aus. Die ganz großen »Chefs« der Bande hatten rechtzeitig Wind bekommen und waren in Deckung gegangen. Ihr Nachrichtendienst war besser gewesen als der der Polizei. Ein paar unbedeutende Verbrecher wurden gefaßt und dem Gericht übergeben. Mehrere Ausländer, bekannte Banditen, wurden des Landes verwiesen.
Als Ersatz für entgangene Sensationen erzählte Harold Scott, jetziger Polizeichef der englischen Hauptstadt, Erlebnisse aus seiner Praxis. Er führt die großen und kleinen Gauner der Bande vor. Es war keine leichte Aufgabe für die Polizei, sie zu fangen.
Juan Castaner, der Spanier, und Casimir Micheletti waren Geschäftskollegen. Castaner war Tanzlehrer gewesen. Man erzählte sich von ihm, er habe König Alfons von Spanien den Tango beigebracht. Aber er konnte mehr als das. Die Polizei kannte ihn als den weißen Sklavenhändler und Erpresser. Er war ein Mann, der mit dem Messer umzugehen verstand.
In einem kleinen Hotel in Paddington hatte er seinen Geschäftssitz. Seine Wohnung war in einer Seitenstraße nahebei. Als Castaner eines Morgens seine Wohnung verließ, fuhr ein geschlossener Lastwagen langsam die Straße entlang. Zwei Leute sprangen heraus, faßten ihn und beförderten ihn unsanft in den Wagen. Diesmal hatte die Polizei ihn erwischt. Er bekam einen Ausweisungsbefehl.
Micheletti wurde in einem Keller in der Lisle-Street gestellt. Er war gerade in seinem Club. Mit viel Geschick wurde er auf die Straße gelockt. Mißtrauisch und schlecht gelaunt folgte der Messerheld. Aber er hatte nicht lange Zeit zu überlegen. Ein Wagen fuhr vor. Vier Polizisten sprangen heraus und überwältigten ihn. Der Verbrecher raste. Den Deportationsbefehl zerriß er in kleine Stücke. Fluchend und Rache schwörend wurde er in ein Boot nach Frankreich gesetzt.
Aber die Sache hatte ein Nachspiel. Ein paar Monate später kehrte Castaner nach England zurück. Harold Scott erzählt, wie er ihn in einem Caféhaus traf. Er versuchte eine freundschaftliche Unterhaltung mit ihm zu führen. Aber es war ihm gar nicht wohl dabei, bis seine Kollegen kamen und Castaner das Klappmesser wegnahmen. Dann wurde er festgenommen und zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.
Das Ende der Geschichte spielt in Paris. Castaner und Micheletti trafen sich dort. Der eine beschuldigte den anderen, er habe ihn an die britische Polizei verraten. Sie schworen sich Rache. Um Mitternacht trafen sie in der Rue Petrograd zusammen. Als Micheletti zum Messer griff, wurde er von Castaner erschossen.