Seenotrettung für Geflüchtete "Sea-Watch 4" startet ersten Hilfseinsatz

Sea-Watch 4 beim Auslaufen
Foto: JOSE JORDAN / AFPDas von der evangelischen Kirche unterstützte Seenotrettungsschiff "Sea-Watch 4" ist zu seinem ersten Einsatz im Mittelmeer aufgebrochen. Das Schiff verließ am Samstag die Werft im spanischen Burriana und befindet sich auf dem Weg ins Einsatzgebiet in internationalen Gewässern vor Libyen, wie das Trägerbündnis United4Rescue und die Hilfsorganisation Sea-Watch mitteilten.
Die "Sea-Watch 4" ist ein gemeinsames Projekt von United4Rescue, Sea-Watch und Ärzte ohne Grenzen und derzeit das einzige Rettungsschiff, das auf dem Mittelmeer im Einsatz ist. Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen liegt das vor allem an Behinderungen durch die italienischen und maltesischen Behörden.
Das Rettungsschiff war im Januar vom Bündnis United4Rescue mit Spendengeldern ersteigert und im Februar in Kiel getauft worden. Nach Überführung und Umbauten musste es wegen der Corona-Pandemie mehrere Monate auf das erste Auslaufen warten. Der Einsatz wird von Sea-Watch operativ geleitet und durch Ärzte ohne Grenzen medizinisch unterstützt.
"Politik des Wegsehens wird nicht tatenlos hingenommen"
Mit der "Sea-Watch 4" wird erstmalig eine Mission der zivilen Seenotrettung von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis getragen: mehr als 550 Bündnispartner unterstützen United4Rescue aktuell. "Sie alle eint die Überzeugung, dass man Menschen nicht ertrinken lassen darf. Man muss sie retten. Dazu lauft ihr jetzt aus", sagte der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in einer Videobotschaft an die Crew.
Ausgangspunkt für die Gründung des Bündnisses war eine auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019 verabschiedete Resolution, die die EKD und ihre Gliedkirchen aufforderte, selbst ein Schiff zur Seenotrettung im Mittelmeer zu schicken. Rat und Synode der EKD hatten beschlossen, sich dieser Aufgabe im Rahmen eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses zu stellen.
"Europa soll sehen, dass die Politik des Wegsehens nicht mehr tatenlos hingenommen wird", sagte Bedford-Strohm. Der Einsatz des Schiffes sei eine humanitäre Hilfsmaßnahme, aber auch ein politisches Zeichen dafür, "dass wir uns weiter einmischen werden".