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Briefe

SEENNOT
aus DER SPIEGEL 30/1963

SEENNOT

Es kann im Interesse der Allgemeinheit nur wärmstens begrüßt werden, wenn unsere Behörden sich gegen das Befahren unserer Binnengewässer mit Privatmotorbooten, insbesondere solchen mit Zweitakt-Motoren wenden, denn abgesehen von der Verölung der Gewässer und sonstiger Schädigung aller Wasserlebewesen würden bei Zulassung solcher Fahrzeuge auch noch viele der wenigen Stellen verschwinden, wo die Luft nicht durch Auspuffgase vergiftet ist.

Im übrigen: Wenn man auf dem Wasser Sport treiben will, kann man dies durch Kanufahren, Rudern oder Segeln tun, denn zum Begriff Sport gehört körperliche Betätigung, wozu doch wirklich nicht das Steuern eines Motorbootes zu rechnen ist.

Hamburg J. N. KIEP Wer mit einem Boot auf unseren heimischen Binnengewässern fahren will, der kann doch weiß Gott rudern, paddeln oder segeln. Motorbootfahrer aber haben in den Ostsee- und Nordseeküstengewässern immer noch genug Gelegenheit sich auszutoben, wenn sie nur wollen. Für einen Abbau der Verbote gegen die Verwendung von Otto - oder Dieselmotoren auf deutschen Binnengewässern zu stimmen, wäre ziemlich dumm.

Rottweil (Bad.-W.) DR. ALBERT OCHMANN

Offen gesagt, ich freue mich über die Beschränkungen, vor allem dort, wo sie nicht allein behördlicher oder privater Willkür entsprechen, und hoffe nur, daß sie noch lange in Kraft bleiben.

Stellen Sie sich einmal vor, es gäbe sie nicht. Jeder ausreichend kaufkräftig gewordene Prolet (und davon gibt es eine Menge) könnte mit seiner motorisierten Lustgondel dort herumschippern, wo es ihm gerade gefiele. Wie sähe es dann bald auf der Alster, den Holsteinischen Seen, den Stauseen des Ruhrpotts, den oberbayrischen Seen aus?

Hamburg GUSTAV ADOLF JÖRSS

Zu dem Bodensee-Gutachten der IHK Konstanz wäre noch zu sagen: Als der Herausgeber und Chefredakteur von »Das Motorboot« in Kenntnis der schon seit Jahren verfügbaren Untersuchungen amerikanischer Universitäten und Stauseeverwaltungen in seinem Blättchen jene Konstanzer Massendrucksache mit dem Wort »Brunnenvergiftung« kommentierte und einer seiner Mitarbeiter in einem weiteren Artikel wegen der auffälligen Aufmachung des Gutachtens (es übergeht die ungeklärte Fäkalienableitung aller Bodenseegemeinden und resümiert nur, die Motorboote seien eine große Gefahr) von einer Afterlogik des Stiles sprach, mit dem man schon mal ganze Bibliotheken mit »Wissenschaft« gegen die Juden in unserem Lande vollgeschrieben habe, reagierten Dr. H.-C. Paulssen und sein Gutachter Dr. J. Hund mit dem beliebten deutschen Diskussionsbeitrag in solchen Fällen. Sie strengten Beleidigungsklage an.

Düsseldorf HANSGEORG STREPP

Ihr Artikel über die Binnenlustschifffahrt auf privater Basis hat etwas stark Schlagseite nach dem Motorjachtverband hin. Unsere Flüsse sind schon völlig verdreckt, durch die Industrieabwässer und weil die Ortschaften kanalisiert wurden, ohne Kläranlagen zu bauen. Diese Schäden zu beseitigen, wird noch viel Mühe und noch mehr Geld kosten. Sollen nun auch die stehenden Gewässer verdorben werden, nur weil man mit dem Verkauf von Motorbooten viel Geld verdienen kann?

Außerdem: Seen gehören zur Erholungslandschaft, die mit steigender Bevölkerungszahl immer größere Bedeutung erlangt, und in diese paßt kein Motorengeknatter. Das Interesse weniger sollte dem Interesse vieler untergeordnet sein. Dem Wohlstandsbundesbürger aber empfehle ich, das Paddel in die Hand zu nehmen; es dient der Straffung der Bauchmuskulatur.

Battenhausen (Hessen) HARRI BADING

SPD-MdB Bading

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