ZUGUNGLÜCKE Sicherheit kostet Tempo
Nach dem ICE-Unglück bei Fulda streiten sich Experten über die Frage, wie das Reisen mit dem Schnellzug sicherer werden kann. Am vorvergangenen Samstag waren 19 Menschen verletzt worden, als der ICE bei Tempo 220 mit einer Schafherde kollidierte und dadurch entgleiste. Eine Maßnahme wäre, an die Spitze des ICE einen stärkeren Rammschutz gegen Tiere einzubauen. Norwegische Züge etwa können problemlos Elche beiseiteschieben. Eine kräftigere Stoßstange würde jedoch die Aerodynamik des Zuges beeinträchtigen, das Tempo senken und höhere Energiekosten verursachen. »Wenn man eine Komponente der ICE-Technik ändert, bauen sich zugleich wieder zwei neue Probleme auf«, sagt Thomas Siefer, Leiter des Instituts für Eisenbahnbau und -betrieb an der Universität Hannover. Die von einigen Fachleuten geforderte Einzäunung aller Schnellfahrtrassen wiederum wäre nicht nur extrem teuer, sie würde auch die Helfer bei Zwischenfällen behindern. Zudem war bekanntgeworden, dass wenige Minuten vor dem Unglück der Lokführer des entgegenkommenden Zuges die Kollision mit einem Schaf an die Betriebszentrale nach Frankfurt gemeldet hatte. Bisher wird jedoch nur bei Menschen auf den Gleisen der Verkehr gestoppt. Wenn jeder Zug bei Tieren im Gleisbett anhielte, würde der gesamte Verkehr der Bahn massiv gestört.