»So fängt der Anfang vom Ende an«
Einen neuen Konflikt mit den Freidemokraten hat Kanzlerberater Horst Teltschik durch seine Äußerungen bei einem offiziellen Essen des amerikanischen Botschafters Richard Burt für den stellvertretenden US-Außenminister John Whitehead angezettelt.
Whitehead erkundigte sich nach dem Verlauf der SDI-Gespräche in Washington. Die deutsche Delegation, die in dieser Woche in die USA reist, erläuterte der Gehilfe Helmut Kohls, werde bald ein Abkommen mitbringen. Whitehead staunte: Man verhandle doch über ein schwieriges allgemeines Technologie-Abkommen, das obendrein die deutsche Beteiligung an SDI regeln solle. Teltschik: »This is just for domestic reasons« ("Nur aus innenpolitischen Gründen") - also nicht ganz ernst zu nehmen.
Als AA-Staatsminister Jürgen Möllemann ebenfalls Gast bei Burt, in der FDP-Fraktion die Szene schilderte, war die Empörung groß. »Ein unmögliches Verhalten für einen Beamten«, schimpfte Burkhard Hirsch. »Der Mann fällt dem Kabinett in den Rücken«, pflichtete Gerhart Baum bei, »das darf sich Bangemann nicht bieten lassen.« Und Josef Ertl wurde grundsätzlich: »Solche Methoden sind lebensgefährlich. So fängt der Anfang vom Ende an.«
Nur einer, seit jeher strenger SDI-Verfechter, legte sich quer: »Ich verstehe die ganze Aufregung nicht«, meinte Otto Graf Lambsdorff. »So falsch ist doch gar nicht, was Teltschik gesagt hat.«
Nach langer Diskussion faßte Hans-Günter Hoppe die Stimmung zusammen. »Im Namen der Kollegen« solle der FDP-Chef beim Kanzler eine »Klarstellung« fordern. Am Mittwoch wurde das Thema in einer kleinen Runde zwischen Kohl, Bangemann, AA-Chef Hans-Dietrich Genscher und Verteidigungsminister Manfred Wörner bereinigt. Teltschik, eigens herbeizitiert, gab klein bei.
Die Freien Demokraten haben sich zu früh gefreut. Beim Spitzengespräch zwischen Kohl und Strauß am vergangenen Donnerstag protestierte der CSU-Chef gegen Genschers öffentliche Äußerung, ohne ein allgemeines Technologie-Abkommen sei kein SDI-Vertrag mit Bonn zu machen. Kohl dazu: »Das ist nicht die Meinung der Bundesregierung.«
Für Strauß ist klar: Wenn bis Ostern die SDI-Vereinbarung steht, wird sie verabschiedet, ob der Technologiekontrakt fertig ist oder nicht.