»Spannender als Tatort-Krimis«
Morgens um sechs machten es sich die beiden Penner vor dem coop-Markt im Berliner Stadtteil Spandau bequem. Tag für Tag, die Flasche Apfelkorn stets in Griffnähe, lungerten sie auf dem Bürgersteig. Erst nach Ladenschluß torkelten sie von dannen.
Drei Wochen lang ließen sich die Männer nicht vertreiben, auch dann nicht, wenn erboste co-op-Angestellte ihnen empfahlen, sich »zu verpissen«, und bei Zuwiderhandlung mit der Polizei drohten.
Die beiden Schnapsbrüder spähten im geheimen Auftrag: Sie waren Detektive der Hamburger Firma »BfE - Beratung für den Einzelhandel« und von der co-op-Geschäftsleitung gemietet, um das Personal der Filiale in Spandau zu überwachen.
Die Schnüffler hatten sich gut getarnt. Ihr Kinn war unrasiert, das Haar ungewaschen. Die Kornflasche füllten sie mit Orangensaft auf. Wenn die vermeintlichen Stadtstreicher abends ihren Posten vor dem Supermarkt räumten, markierten sie einen Vollrausch: »Wir hatten ja immerhin drei Pullen intus.«
Nach drei Wochen brachte die Observation den gewünschten Erfolg: Auf frischer Tat ertappten die BfE-Mitarbeiter den Marktleiter und dessen Frau beim gemeinschaftlichen Diebstahl - die schlanke Blondine verstaute gerade eine Einkaufstüte mit Kosmetikartikeln im Kofferraum ihres Wagens, nur ein Bruchteil davon war bezahlt. Beinahe wöchentlich, so ergaben weitere Recherchen, hatte sich das Pärchen bei co op mit allem Notwendigen zum Leben versorgt, stets auf Kosten des Hauses.
Publik geworden ist der Fall bis heute nicht. Dem überführten Marktleiter wurde sofort gekündigt, den Grund für seine Ablösung erfuhren selbst die ehemaligen Kollegen nur gerüchteweise. Denn über Personaldiebstahl wird im Handel nicht gesprochen, weder in den Geschäften noch im Bekanntenkreis und schon gar nicht in aller Öffentlichkeit.
»Das ist ein absolutes Tabuthema«, sagt Raimund Diefenbach von der Betriebswirtschaftlichen Beratungsstelle des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels in Köln; Zahlen über Mitarbeiterkriminalität zählten zu den »bestgehüteten Wirtschaftsdaten überhaupt«. Denn die Firmen fürchten um ihren Ruf. »Das ist wie beim Furzen«, erklärt der Personalchef einer großen Supermarktkette die kollektive Scham der Branche, »jedem passiert's, doch keiner gibt's gern zu.«
Noch diskreter als die Personalvergehen behandelt die Branche die Methoden, mit denen sie darauf reagiert. Der Einzelhandel unterhält - wie SPIEGEL-Recherchen ergeben haben - eine Art Privatgeheimdienst, dessen Undercover-Agenten ganze Belegschaften observieren und deren Datensammlungen jedem Nachrichtendienst zur Ehre gereichen würden.
Geheimhalten müssen die Firmenspitzen den Einsatz der Spähtrupps im eigenen Haus auch gegenüber den Gewerkschaften. Um nicht den Betriebsfrieden zu stören, werden in der Regel die Kunden für den Warenschwund verantwortlich gemacht, selten nur die Angestellten.
Es geht um gigantische Verluste. Allein im vergangenen Jahr betrug die Differenz zwischen Einnahmesoll und tatsächlichem Umsatz im deutschen Einzelhandel rund sieben Milliarden Mark, mindestens drei Milliarden Mark gehen davon nach Schätzung von Experten auf das Konto diebischer Angestellter.
Die Revisionsabteilung der Karstadt AG, des größten deutschen Warenhauskonzerns, macht intern folgende Rechnung auf: Knapp 70 Millionen Mark pro Jahr beträgt die Inventurdifferenz - 20 Prozent Schwund entstehen der Karstadt-Statistik zufolge durch Verderb und Bruch von Ware sowie statistische Mängel, 40 Prozent durch Kundendiebstahl, ebensoviel durch Personalklau.
Der Friedberger Wirtschaftsdetektiv Gunter Merkel, nach eigener Aussage »seit 16 Jahren an der Front«, schätzt die Beteiligung der Mitarbeiter am Ladendiebstahl sogar noch höher ein. »70 Prozent aller Diebstähle«, meint er, »werden wertmäßig gesehen von den eigenen Angestellten begangen.«
Im Gegensatz zum gewöhnlichen Ladendieb genießt der Klauer aus den eigenen Reihen Heimvorteil: Er kennt die Hausdetektive und weiß, wie er alle Ausgangskontrollen umgehen kann. Über die Schwachstellen elektronischer Sicherungssysteme, die alle großen Unternehmen zur Bekämpfung des Kundendiebstahls anbieten, ist er zudem in speziellen Seminaren ("Sei schlauer als der Klauer") bestens aufgeklärt worden.
»Es gibt keinen Wirtschaftsbereich, in dem so leicht zu mauscheln ist wie im Einzelhandel«, urteilt Rainer Wirsching, einschlägig erfahrener Unternehmensberater und Fachbuchautor ("Kriminal-Tango im Einzelhandel"). Und wohl auch in keiner anderen Branche ist soviel Ware und Geld gleichsam zum Greifen nahe. »Die Versuchung, mal zuzulangen, ist riesig«, weiß Horst Luhn, Revisionschef bei Hertie.
Die kriminelle Karriere des angestellten Diebes beginnt meist harmlos: Die Fleischverkäuferin bei Bolle stillt ihren Hunger am Wurstsortiment; die Aldi-Kassiererin gewährt den Freunden aus dem Sportverein großzügig Rabatt; und der Fahrer im Getränkegroßhandel schiebt sich für den Feierabend eine Kiste Bier zur Seite.
Doch so mancher begnügt sich bald nicht mehr damit, sich eine kleine Gehaltsaufbesserung zu gewähren. So hat beim Kaufhof in der Hamburger Innenstadt unlängst eine unter dem Namen »Kaufhaus-Mafia« bekanntgewordene siebenköpfige Verkäufergruppe ihren Arbeitgeber um mehrere hunderttausend Mark erleichtert. Über Jahre hinweg schaffte die Crew Schmuck und teure Textilien außer Haus mittels gestohlener Passierscheine, die das Diebesgut als bezahlt auswiesen.
Um immerhin 15 000 Mark schröpfte ein Mitarbeiter der Elektro-Abteilung die Berliner Karstadt AG. Er fälschte Belege über angeblich zurückgegebene Hi-Fi-Geräte, unterschrieb mit dem Kurzzeichen seines Abteilungsleiters und schickte einen Komplizen mit dem Schein zur Umtauschkasse des Warenhauses. Die zahlte prompt bar gegen Quittung.
Durch die Dummheit des Täters flog der Schwindel im Juli auf: Der Betrüger hatte auf einen getürkten Beleg versehentlich die falsche Abteilungsnummer geschrieben, die Kassiererin reklamierte beim ahnungslosen Abteilungsleiter, der alarmierte die Firmenleitung.
Manch kleineres Unternehmen gerät durch fortgesetzten Klau am Arbeitsplatz an den Rand des Ruins. Das heimliche Massendelikt richtet mitunter so erhebliche Schäden an, daß die Bilanzgewinne aufgefressen werden und Firmen in die roten Zahlen geraten.
Etwa jeder zehnte Angestellte, glauben Experten wie der Unternehmensberater Wirsching, habe ein »gebrochenes Verhältnis zum Eigentumsbegriff«. Sind die moralischen Bedenken erst einmal besiegt, wird meistens kräftig zugegriffen.
Die Karstadt AG überführte im letzten Jahr 40 000 Kunden und 230 Beschäftigte des Diebstahls. Während die Kunden im Durchschnitt Ware für 100 Mark unter Umgehung der Kasse mitnahmen, hatten sich die ertappten Mitarbeiter weit hemmungsloser bedient: oft für 10 000 Mark und mehr. »Wer im Betrieb stiehlt, riskiert seinen Arbeitsplatz nicht für ein Butterbrot«, erklärt Verbandsberater Diefenbach die hohen Summen.
Meist wirtschafteten langjährige Mitarbeiter in die eigene Tasche, schreibt die Nürnberger Richterin Brigitte Schmechtig in ihrer Doktorarbeit über »Personaldelikte«. Gerade »nach längerer Betriebszugehörigkeit« seien Angestellte »anfällig für Straftaten« - mehr und mehr verfestige sich bei ihnen »das Gefühl, nicht gesehen und nicht entdeckt zu werden«.
Dieses Gefühl ist gar nicht einmal so trügerisch. Wem fällt schon auf, wenn die Verkäuferin in der Käseabteilung ihren Verwandten das Kilo Gouda zum Sonderpreis abwiegt? Die kleine Tüte mit dem angehefteten Preis wird schließlich ordnungsgemäß zur Kasse getragen und dort auch bezahlt, nur eben weit unter Wert.
Die sogenannte Kundenbegünstigung bezeichnen Branchenkenner als »gängigste Betrugsform« im Einzelhandel. Nichts scheint leichter - und nichts gefahrloser.
Im baden-württembergischen Ingoldingen zählte eine Kassiererin zu den beliebtesten Personen am Ort: Das halbe Dorf durfte bei ihr im Supermarkt quasi umsonst einkaufen. Wer immer mit der Dame im blauen Kittel bekannt war, schob einfach seinen vollbepackten Einkaufswagen zur Kasse und zahlte lediglich einen symbolischen Preis, statt 503 Mark zum Beispiel 17,68. Das ging über Monate gut. Erst als der Warennachschub stetig anstieg, die Einnahmen aber ins Bodenlose fielen, wurde die Geschäftsführung mißtrauisch.
Nur durch Zufall kamen die unsauberen Geschäfte eines Marktleiters in einem Hamburger Edeka-Betrieb ans Licht. Bei einer Routinekontrolle fiel den Revisoren ein Stapel Brötchentüten in die Hände, der unter der Kasse versteckt lag. Das Papier war mit endlosen Zahlenkolonnen beschriftet.
Grund für die spezielle Tüten-Buchhaltung des Filialchefs: Er hatte eine neue Wohnung bezogen und die Courtage mit Naturalien bezahlt. Die Maklerin durfte sich in dem Edeka-Laden so lange nach Herzenslust bedienen, bis die offene Summe von immerhin 4500 Mark getilgt war.
Aktenkundig werden solche Delikte selten. Die Dunkelziffer der nie gemeldeten Fälle beträgt nach Angaben des Bayerischen Einzelhandelsverbandes 95 Prozent. Außerdem werden die meisten Personaldelikte, selbst wenn sie entdeckt werden, nicht angezeigt.
Denn die Firmen scheuen die mit einem Prozeß häufig verbundene Publicity. Gilt ein Mitarbeiter als überführt, wird oft, in Anwesenheit eines verschwiegenen Notars, nur ein Schuldanerkenntnis aufgesetzt. Der geständige Angestellte erklärt sich darin bereit, dem Unternehmen einen Teil des entstandenen Schadens zu ersetzen, und nimmt klaglos die Kündigung hin.
In neun von zehn Fällen seien die Einzelhändler bemüht, »Betriebskriminalität intern zu regeln«, berichtet der schleswig-holsteinische Generalstaatsanwalt Heribert Ostendorf; anders als beim Ladendiebstahl werde die Polizei kaum eingeschaltet. »Wir haben darüber nichts«, bestätigt der Hamburger Polizeisprecher Dankmar Lund nach einem Blick in seine Akten, »die Firmen machen das alles ohne uns.«
Weil selbst bei schwerem Betrug oder Diebstahl kein Gerichtsverfahren droht, sinkt das Risikobewußtsein des Personals. Und es sinkt weiter ab, weil die Unternehmen des Betriebsfriedens wegen jeden Anschein zu vermeiden suchen, daß sie ihren Beschäftigten mißtrauen, und deshalb den Eindruck erwecken, daß sie auf heimliche Kontrollen verzichten. »Die Methoden zu stehlen sind tausendfach«, klagt Karlheinz Fabritius von der Revisonsabteilung der Kaufhof AG: »Man selber ist ziemlich hilflos - das ist die Quintessenz.«
So hilflos nun auch wieder nicht. In Wahrheit belauern die Firmen ihre Mitarbeiter mit verdeckten Ermittlern, gedungenen Spitzeln und modernster Geheimdiensttechnik. Die schmutzige Arbeit im »skrupellosen Kampf um Ware und Geld« (Wirsching) erledigen private Detektivagenturen, die sich mitunter hart am Rande der Legalität bewegen.
Mehr als zwei Millionen Mark hat sich etwa die co op die Dienste der größten deutschen Spezialdetektei, der Hamburger BfE, kosten lassen. Fünfeinhalb Jahre lang, vom Dezember 1984 bis zu diesem Sommer, schleuste der Handelskonzern V-Leute der Schnüffelfirma in seine Supermärkte ein.
Ob in Berlin, Bremen oder München - wo immer aufgrund hoher Inventurdifferenzen der Verdacht nahelag, daß es die Belegschaft mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmt, war ein BfE-Spion in der Rolle eines Auszubildenden oder eines Substituten zur Stelle.
Der junge Mann beispielsweise, den die Bezirksleitung »zum Anlernen« in die co-op-Filiale in der Hamburger Innenstadt geschickt hat, kommt wie gerufen: Kurz zuvor haben sich zwei Verkäuferinnen krank gemeldet; im Lager stapelt sich frisch angelieferte Ware, die ausgezeichnet werden muß.
Der Neue gibt sich alle Mühe. Er geht jedem zur Hand, trägt mit Vorliebe die besonders schweren Kartons und hilft an der Kasse aus, wenn sich dort Schlangen gebildet haben. Immer hilfsbereit, immer freundlich - das kommt bei den Kollegen an.
So weiht ihn der Verkäufer vom Obststand in das Geheimnis der »Luftzieher« ein: »Du stichst einfach mit einer Nadel in ein Kaffeepaket, schon müssen wir's aussortieren und haben Nachschub für die Pausen.« Die Dame in der Wurstabteilung steckt ihm fürs Abendbrot Salami zu. »Aber hauen Sie mich ja nicht in die Pfanne bei den Leuten aus der Zentrale«, scherzt sie.
Keiner ahnt, daß der neue Kollege ein Spitzel ist, und jedem tut es leid, daß der fixe Junge eine ziemlich schwache Blase hat: Stündlich sucht er die Toilette auf.
Dort zieht er aus seinen Cowboystiefeln einen kleinen Block und protokolliert, während er hin und wieder die Klospülung drückt, was er so alles beobachtet oder in Gesprächen erlauscht hat: daß die Kassiererin »naschhaft« sei ("Frau Holdorff hat um 16 Uhr einen Balisto-Riegel ohne Bezahlung verzehrt") und Frau Mayer um 16.40 Uhr ins Büro ging, um »ca. 15 Minuten« mit ihrer Schwester zu telefonieren. Oder er notiert ganze Dialoge: _____« Aussage Marktleiter: »Kann das wohl angehen, daß Frau » _____« Stinnes schon wieder eine Fahne hat?« Schlachter: » _____« »Bestimmt, die hat sich wohl wieder einen gepfiffen.« » _____« Marktleiter: »In diesem Scheißladen kann man sowieso nur » _____« arbeiten, wenn man den ganzen Tag besoffen ist.« »
Jeden Abend faßt der BfE-Mann seine Erkenntnisse in »Tagesprotokollen« zusammen. Per Boten geht das vertrauliche Material dann jeweils sonntags mit dem Vermerk »Nur persönlich auszuhändigen« an die Herren der Konzernspitze - als Frühstückslektüre.
Zehn Tage dauert der Einsatz (Kosten: 2850 Mark), dann zieht die co-op-Zentrale den fixen Jungen so überraschend ab, wie sie ihn geschickt hat. Der Undercover-Agent wird in einer anderen Filiale gebraucht, in einer anderen Stadt.
Hunderte sogenannter Ladenanalysen haben die Firmenspäher der BfE über die Jahre erstellt; die Aktenordner, in denen die Recherchenprotokolle abgeheftet sind, füllen ganze Regalreihen.
Die Berichte aus dem Binnenleben des deutschen Einzelhandels bieten jede Menge Betrügereien, Schiebereien und Diebstähle, aber auch Sünden ganz anderer Art. Einsatz co-op-Filiale 5097: »Heute ist Herr Engelhardt ungewaschen und unrasiert im Geschäft.« Einsatz co-op-Filiale 5193: »Herr Mohrbutter entnimmt im Markt eine Penthouse-Zeitschrift, faltet sie und steckt sie in seinen Kittel. Danach geht er für 20 Minuten auf die Toilette. Später liegt die zerknitterte Zeitschrift wieder im Regal.«
Liebschaften unter Angestellten finden ebenso Erwähnung wie die kleinen Scherze, die der Schlachter in einem Hamburger Comet-Markt mit den türkischen Kunden treibt. »Aus Jux« mische er den Mohammedanern hin und wieder Schweinefleisch ins Rinderhack, brüstet sich der Mann laut Tagesprotokoll vom 4. Oktober 1985. Er finde das »lustig, wenn die Türken, ohne es zu wissen, Schweinefleisch essen müssen«.
Die Sammelwut hat System. »Durch den verdeckten Einsatz ist es möglich, Verhalten und Einstellung der Mitarbeiter in Gesprächen zu erforschen«, definiert ein Merkblatt für BfE-Spione das Ziel der Ausforschungen. »Je nach Geschick sollten alle Möglichkeiten von Ihnen ausgeschöpft werden, an alles heranzukommen, was unserem Auftraggeber aufgrund seiner Position nicht möglich ist.«
Diesen Service nahmen auch andere gern in Anspruch. Zu den Kunden der BfE zählten die Spar mit ihren Prima- und Johs.-Schmidt-Filialen, große Verbrauchermärkte in Nordrhein-Westfalen wie Havaria oder Bodo Renne, die Firma Harry-Brot und die Kontra-Märkte der Rewe in Köln sowie diverse Großbäckereien und einige Drogeriemärkte.
Die Handelsunternehmen interessierten sich nicht nur für die Verfehlungen ihrer Mitarbeiter, auch über deren finanzielle Situation ließen sie sich aufklären: Wer Schulden macht oder über seine Verhältnisse lebt, gilt in den Chefetagen als potentielles Sicherheitsrisiko.
So führt die BfE alle Verdachtsmomente auf und erstattet Meldung, wenn im »prima-discount P 29« das Personal bei einem Pilotenspiel mitmischt, Einsatz pro Person 1000 Mark. Oder wenn der Kassierer einer Bremer co-op-Filiale in einer nahe gelegenen Daddelhalle Stammkunde ist und der Bolle-Marktleiter mal wieder sein Girokonto überzogen hat. Und wie eigentlich kann sich Familie Appelt einen Ferrari Dino ("Marktwert 65 000 Mark") leisten und dazu noch jedes Jahr Urlaub auf Ceylon machen?
Auch das soziale Verhalten der Belegschaft wird exakt registriert. Der Chef des Kölner Kontra-Marktes Schäfer bekommt ein Strafmandat wegen falschen Überholens - prompt steht es in den Akten. Eine Kassiererin bei Spar in Ahrensburg unterhält Kontakte »zu Bewohnern der Hafenstraße«. Und über eine Berliner co-op-Angestellte heißt es warnend: »Sie hat ein besonders enges Verhältnis zu asozialen Kunden (Pennern), teilweise werden diese Leute mit Handschlag begrüßt.«
Um dermaßen intime Kenntnisse zu erlangen, bedarf es einer gewissen Einfühlung. So veranstaltete die BfE, als »Werbegemeinschaft Dortmund e.V.« getarnt, in einem niedersächsischen Comet-Markt eine fröhliche Weinprobe. Immer wieder animierte die Detektivin die Angestellten, doch noch ein Gläschen zu heben; vom Alkohol beschwingt, plauderten die Zecher bald munter drauflos.
Ein 23jähriger Ermittler setzte bei seinen Recherchen auf die Macht der Liebe: Reihenweise bandelte der Freizeit-Bodybuilder auf seinen Reisen durch die Supermärkte der Republik mit den Verkäuferinnen an und horchte sie dann beim trauten Tete-a-tete nach Kräften aus.
Bei soviel Einsatz waren die Kunden der BfE in aller Regel hochzufrieden. Die Kölner Großbäckerei Becher beispielsweise lobt in einem Zeugnis das »hervorragende Gedächtnis« des eingeschleusten Detektivs, die Berichte seien »äußerst detailliert und präzise« gewesen - die Bäckerei könne nun »in Kürze einiges an Kosten sparen und personelle Umbesetzungen vornehmen«.
Welche Personalentscheidungen zum Wohle des Unternehmens getroffen werden sollten, war - Zeichen echten Kundendienstes - den Ladenanalysen der BfE ebenfalls zu entnehmen.
Frau Broszinski beispielsweise denkt nach Einschätzung der Firmenkundschafter »nicht unternehmensbezogen« genug, zudem bestehen an ihrer »Ehrlichkeit erhebliche Zweifel«. BfE-Fazit: »Eine Trennung wäre anzustreben.« Herr Gosepath sieht seine Arbeit »als reine Gelderwerbsquelle« und gilt als »Unruheherd im Betrieb« - »Empfehlung« an die Personalabteilung: »Entlassung«.
In der Branche sind die speziellen Dienstleistungen des Überwachungsgewerbes denn auch mehr und mehr gefragt. Den einschlägigen Anbietern geht es nach Auskunft des Handelsexperten Raimund Diefenbach »super«, V-Leute würden »jetzt gehäuft eingesetzt«.
Neben dem Hamburger Marktführer BfE stellen in der Bundesrepublik mittlerweile rund 20 Wirtschaftsdetekteien Geheimagenten für verdeckte Aufklärungsarbeit im Einzelhandel.
Die meisten Detekteien beschränken sich laut Eigenauskunft allerdings darauf, Straftaten aufzudecken. »Wir liefern Kriminelle«, versichert beispielsweise Günther Stoperan, Chef eines Hamburger Detektivbüros, »alles andere interessiert uns nicht.«
Branchenkenner wie der Heilbronner Unternehmensberater Wirsching glauben, »daß alle großen Firmen Einschleusungen vornehmen oder vorgenommen haben«, und das nicht nur in Ausnahmefällen. »Jeden Tag sind in der Bundesrepublik rund 200 verdeckte Ermittler unterwegs«, sagt der Spitzenmanager einer führenden Einzelhandelskette aus dem süddeutschen Raum: »Das ist gängige Praxis.«
In der Öffentlichkeit wird diese Praxis allein deshalb nie diskutiert, weil es sich für alle, die Bescheid wissen, verbietet, Namen und Daten zu nennen. »Wenn auch nur rauskommt, daß wir zusammen geredet haben«, sagt ein Detektiv aus Baden-Württemberg, der dem SPIEGEL Einblick in seine Geschäftsunterlagen gewährte, »dann kriege ich nie wieder einen Job.«
Wo konspiratives Vorgehen vertraglich vereinbart ist, müssen - juristisch fragwürdig - selbst die Betriebsräte außen vor bleiben.
Zwar schreibt das Betriebsverfassungsgesetz in Paragraph 87 zwingend vor, daß der Betriebsrat in allen »Fragen der Ordnung des Betriebs und des Verhaltens der Arbeitnehmer« mitzubestimmen hat; in einigen Firmen bestehen sogar Sondervereinbarungen, die den Einsatz verdeckter Ermittler ausdrücklich von der Genehmigung des Betriebsrates abhängig machen. Aber in den seltensten Fällen halten sich die Manager an das Gesetz - aus Furcht, die Aktion könne vorzeitig bekannt werden.
»Hält der Betriebsrat wirklich dicht?« fragt sich zum Beispiel Horst Luhn von Hertie. »Wenn einer plaudert, ist doch außer Spesen nichts gewesen.« Auf die Frage, ob denn sein Betriebsrat immer über Einschleusungen unterrichtet worden sei, antwortet Luhn wahrheitsgemäß: »Ja und nein.« Die Revisonsabteilung weise »natürlich auf die Rechtslage hin«, doch die einzelnen Geschäftsleitungen träfen »vor Ort ihre eigenen Entscheidungen«.
Zusammen mit der Detektivagentur tüfteln die Firmenbosse aus, welche Legende sie einem V-Mann verpassen müssen, damit er unerkannt bleibt. Weil der Belegschaftsvertretung alle Arbeitspapiere zur Kenntnisnahme vorgelegt werden, verzichten viele Unternehmen bei kurzfristigen Aktionen darauf, den Privatfahnder regelgerecht einzustellen.
Dies Verfahren hat allerdings einen Haken: Die Firmenspäher können jederzeit auffliegen. So mußten BfE-Leute Hals über Kopf flüchten, als sich zwei Betriebsräte auf Besuch ansagten. »Wenn die uns erwischt hätten«, erinnert sich einer der Beteiligten, »dann wäre die Kacke ganz schön am Dampfen gewesen.«
Bedeutend sicherer ist es deshalb, den Agenten über eine Stellenanzeige in die Firma zu lotsen. Die Ausschreibung wird dabei, nach Rücksprache mit der Detektei, so exakt auf den gewünschten Kandidaten zugeschnitten, daß nur dieser für die offene Stelle in Frage kommt. »Das wird vorher alles genau abgekaspert«, sagt Günther Stoperan.
Wertvolle Hinweise, wie sich auch in der Buchhaltung alle Spuren der Einschleusung verwischen lassen, gibt eine Anleitung der nordrhein-westfälischen Agentur Kocks zum Thema »Verdeckte Ermittlungen«. Weil eine »a conto-Zahlung« für geleistete Spitzeldienste für »beachtliche Aufmerksamkeit sorgen kann«, so der Ratgeber, sollte die fällige Abrechnung stets über einen Strohmann abgewickelt werden. »Empfehlenswert« sei etwa die »Adresse des Steuerberaters oder Wirtschaftsprüfers des Kunden«. Auch für den konspirativen Alltag der Spürnasen weiß die Kocks-Anleitung Rat: _____« Alle privaten Sachen aus der Brieftasche oder » _____« Geldbörse sind zu entfernen (Quittungen, Ausweise, » _____« Scheck- und Kreditkarten). » _____« Alle verdächtigen Teile aus dem PKW entfernen: Funk, » _____« Papiere (z.B. ADAC-Heft, Fahrzeugschein), Antennen, » _____« Diktiergeräte; evtl. Fahrzeug ummelden auf Tarnadresse. »
Relativ leicht läßt sich hingegen Kollege Kamera einstellen. Er ist unauffällig und kommt ohne Arbeitspapiere aus. Alle großen Wirtschaftsdetekteien offerieren deshalb mittlerweile in ihrem Programm eine verdeckte Video-Überwachung des Personals.
Die Installation ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen: Im Handel sind sogenannte Nadelöhr-Objektive erhältlich, Durchmesser drei Millimeter; sie werden auf Kameras von Kinderschuhgröße geschraubt, zum Beispiel die »CCD Observation Camera« von Philips. »So etwas können sie überall einbauen«, schwärmt der Heilbronner Detektiv Jürgen Steinhausen, »das merkt kein Schwein.«
Das hat Steinhausen auch dem Chef eines Stuttgarter Supermarktes versprochen, der endlich beweisen wollte, daß ihn seine Kassenkräfte um Tausende von Mark betuppen.
Knapp 20 Minuten dauern die nächtlichen Installationsarbeiten. Der Detektiv kriecht in eine abgehängte Zwischendecke, bohrt ein winziges Loch, justiert seine Minikamera in Richtung Kasse und verlegt dann das Übertragungskabel zu einem Langzeitrekorder, der in einem Aktenschrank im Büro des Marktchefs verborgen steht. 720 Stunden kann ein solches Gerät ununterbrochen aufzeichen - der perfekte Spion.
Die heimliche Video-Überwachung von Angestellten ist allerdings rechtlich umstritten. In einem Musterurteil hat das Bundesarbeitsgericht in Kassel 1987 festgelegt, daß die Aufstellung versteckter Videokameras generell zur »Verletzung der Persönlichkeitsrechte eines Arbeitnehmers« führt, mithin unzulässig ist.
Nur wenn »überwiegend schutzwürdige Interessen des Arbeitgebers« auf dem Spiel stünden, so die Richter, sei ein elektronisches Überwachungssystem in Ausnahmefällen gerechtfertigt. Um dies zu entscheiden, bedürfe es jedoch eines »substantiierten Sachvortrags«. Auf gut deutsch: Der Arbeitgeber muß nachweisen können, daß ihn seine Angestellten beklauen.
Trotz der richterlichen Bedenken wird im Einzelhandel munter drauflosgefilmt. Detektiv Steinhausen etwa kann sich vor Aufträgen kaum noch retten. Bis zum Februar kommenden Jahres sind seine vier Kameras ausgebucht. Er führt bereits eine Warteliste, obwohl sein Video-Service nicht gerade billig ist: Für eine Woche Miete nimmt der Detektiv 5000 Mark, inklusive Installation. Noch einmal soviel kostet die Auswertung der heimlich aufgezeichneten Videobänder.
Der technische Fortschritt leistet dem Filmgeschäft Vorschub. Das Neueste auf dem Überwachungsmarkt sind Platinen-Kameras, kaum größer als eine Scheckkarte. Der Vorteil der elektronischen Zwerge, die in der Bundesrepublik unter anderem das Esslinger Elektronikhaus Flöss vertreibt: Sie können ohne Fachwissen von jedermann angebracht werden - zwei Dübel, zwei Schrauben, und schon sitzt der Spähzwerg an der Decke.
»Wir empfehlen unseren Kunden, die Platine einfach als Teil eines Rauchmelders auszugeben«, sagt der zuständige Sachbearbeiter bei Flöss: »Bislang sind keine Klagen gekommen.«
Zu den Kunden der Esslinger Firma zählten im letzten Jahr außer sechs Detekteien in Süddeutschland mehrere Warenhauskonzerne und eine Reihe von Einzelhändlern. »Das geht vom Schreibwarengeschäft bis zum Supermarkt«, so der Flöss-Sachbearbeiter. Jüngst hat ein baden-württembergischer Großgastronom 20 Platinen-Kameras geordert, um sein Kassenpersonal routinemäßig überwachen zu können.
Die Kasse gilt im Einzelhandel als Problemzone. Immer wieder gerät Detektiv Stoperan in Entzücken, wenn er Stunde um Stunde seine Videobänder auf Straftaten durchforstet: »Das ist spannender als jeder Tatort-Krimi, wenn man sieht, wie die Kassiererinnen manipulieren.«
Trick Nummer eins: Ein junger Mann legt in einem Supermarkt ein Päckchen Zigaretten aufs Fließband; den abgezählten Betrag hält er bereits in der Hand, denn er hat es erkennbar eilig. Die Verkäuferin tippt statt 4,20 Mark nur 20 Pfennig ein, der Rest verschwindet in ihrem Kittel, und niemandem fällt etwas auf.
Trick Nummer zwei: Ein Kassenbeleg wird für ungültig erklärt, die Einnahme in die eigene Tasche kassiert und der Kassenstreifen als »Fehlbon« abgeheftet.
Raffiniertere Betrüger erwirtschaften ein Privat-Plus, indem sie das Wechselgeld als Kaufpreis eintippen. Legt der Kunde zum Beispiel einen Hundertmarkschein hin (der Kaufgegenstand kostet 97 Mark), registrieren sie drei Mark und machen so ein gutes Geschäft: Drei Mark gehen in die Kasse, drei Mark bekommt der Kunde zurück, über 94 Mark freut sich der Klauer.
Eine ertragreiche Nebenerwerbsquelle sind auch die 10 Pfennig Tütengeld, die nicht registriert werden. Nach Einschätzung der Revisionsabteilungen können da im Laufe eines Monats leicht 300 Mark zusammenkommen, schwarz versteht sich.
Selbst aus liegengebliebenen Kassenbons läßt sich noch Kapital schlagen. Die Verkäufer müssen nur einen Beleg herausfischen und zu den darauf gedruckten Preisen aus den Regalen entsprechende Produkte zusammensuchen. Gestohlene Ware läßt sich anhand des Bons jederzeit als bezahlt ausweisen.
Die Summen, die dem Einzelhandel auf solche und ähnliche Weise verlorengehen, sind erheblich. Seit Anfang dieses Jahres hat allein Detektiv Stoperan 14 Kassenklauer gefaßt; 9 gaben zu, mehr als 1000 Mark gestohlen zu haben. Spitzenreiterin war die Verkäuferin eines Hamburger Textilgeschäfts mit 23 350 Mark.
Abhilfe versprechen sich Einzelhändler bisweilen von etwas skurrilen Methoden. So nahm der Berliner Bäckermeister Günter Reimaier mit einem Tonband heimlich Kassengeräusche und Gespräche seiner Angestellten auf. Gleich am ersten Tag wurde Reimaier fündig: 106 Kunden hatte die Frühschicht bedient, doch nur 51mal ertönte auf Band auch das entlastende Klingeln der Kasse.
Daß auf Lauschangriffe freilich nur bedingt Verlaß ist, mußten die Bosse einer hessischen Lebensmittelkette erfahren. Sie hatten - dem Täter auf der Spur - in Duschen und Umkleideräumen ihres Zentrallagers übers Wochenende Wanzen einbauen lassen. Doch wann immer die Firmenchefs ihrem Personal in den folgenden Tagen beim Bade zuhörten, übermittelten die Minisender lediglich Zoten, Saufgeschichten und wüste Reden über die »Idioten da oben«.
Detektive lehnen Lauschangriffe im Einzelhandel aufgrund solcher Erfahrungen als wenig aussichtsreich ab. Wo weder der Einsatz von Video-Kameras noch die Einschleusung verdeckter Ermittler weiterhilft, greifen sie lieber auf ein altes Hausmittel zurück: die Langzeit-Observation.
Eine Woche lang blieben BfE-Spione dem Marktleiter eines Kölner Supermarktes auf den Fersen. Wenn er sonntags auf dem Flohmarkt in den Wühltischen kramte, kramte der Doppelgänger mit - saß der Mann in der Kneipe, hockte sein Schatten am Nebentisch.
Der Marktleiter, das hatten die Schnüffler bald herausbekommen, betrieb rege Tauschgeschäfte. So belieferte er seinen Videohändler umsonst mit Fleisch und Spirituosen und erhielt dafür im Gegenzug die neuesten Filme. Als ihn die Spürhunde nach fünf Tagen stellten, entpuppte er sich als Schöngeist: Im Aktenkoffer lagen obenauf Woody Allens »Verbrechen und andere Kleinigkeiten«.
Häufig hängt der Erfolg einer Observation von der richtigen Tarnung ab. Mal stehen die Privatfahnder als Zeugen Jehovas vor einem Baumarkt, den Wachtturm fest in der Hand. Oder sie verkriechen sich in einem Gully, über dem Kopf ein kleines Zelt als Regenschutz.
Detektiv Gunter Merkel hat seine Jungs auch schon als Bauarbeiter oder Landvermesser verkleidet. Die entsprechende Ausstattung borgt er sich von Spezln in der örtlichen Bauverwaltung. Für besonders knifflige Aufträge hält er ein Fahrschulschild parat, das er bei Bedarf an seinen Wagen klebt. »Damit kann ich 15mal um den gleichen Block fahren, ohne daß jemand Verdacht schöpft.«
Viele Detektive gehen noch einen Schritt weiter und beziehen bei ihren Recherchen Firmenangestellte ein. Systematisch bauen sie Spitzel in den Betrieben auf. »Ohne ein gutes Informantennetz«, sagt Merkel, »läuft in unserem Beruf nichts.«
Kandidaten für den heiklen Job sind Beschäftigte, die selber beim Klauen erwischt wurden: Wer sich den Detektiven als Informant zur Verfügung stellt, kann damit rechnen, ungeschoren davonzukommen. »Einen, den man mit 'ner Dose Cola erwischt«, berichtet Merkel, »den läßt man wieder laufen, nachdem man ihn ordentlich geknetet hat.«
Auch bei schwereren Delikten sind Schuld und Sühne Verhandlungssache. In der ersten Vernehmung durch die Detektive werden ertappte Mitarbeiter in der Regel vor die Wahl gestellt, entweder ihre Opfer zu entschädigen oder eine Anzeige bei der Polizei zu riskieren.
So verpflichtete sich die Kassiererin einer Heilbronner Papeterie in einem Schuldanerkenntnis, »zur Schadenswiedergutmachung 50 000 DM (i.W. Fünfzigtausend) innerhalb 12 Monate zu zahlen«, zuzüglich Zinsen von acht Prozent und den »Ermittlungskosten in Höhe von 7000 Mark«. Die Fahnder nahmen ihr nach Unterschrift des Ratenvertrages sicherheitshalber die Autoschlüssel ab.
Viele Firmen verzichten im Gegenzug nicht nur auf eine Anzeige, sondern stellen dem gekündigten Mitarbeiter ein schmeichelhaftes Zeugnis aus, sofern er zahlungswillig ist. Eine neue Beschäftigung findet dieser allemal. Die Stellenanzeigen in den Lokalblättern füllen am Wochenende ganze Seiten, an vielen Geschäften hängen Zettel mit der Aufschrift »Wir suchen Verkäuferin«. Im Einzelhandel »klafft ein riesiges Personalloch«, klagt Karstadt-Revisionist Friedhelm Landwehr.
Jeder wird eingestellt, koste es, was es wolle.
Bestes Beispiel ist der Hausmeister eines Münchner Warenhauses, der sich mit seinem Generalschlüssel nach Geschäftsschluß Zugang zur Plattenabteilung verschafft hatte und bei einem seiner Beutezüge heimlich gefilmt worden war. Nach einem Gespräch mit dem Chef kündigte der 43jährige, seine Personalpapiere nahm er gleich mit.
Vier Tage später hatte der Klauer einen neuen Job, 100 Meter weiter bei der Konkurrenz - als Hausmeister mit Schlüsselgewalt. o