Zur Ausgabe
Artikel 78 / 86

Briefe

SPD GEWÄHLT
aus DER SPIEGEL 14/1971

SPD GEWÄHLT

(Nr. 11/1971, SPIEGEL-Gespräch mit Alfred Dregger)

Hoffentlich kommt Herr Dregger noch rechtzeitig an die Macht, damit auch der dritte Weltkrieg in diesem Jahrhundert von deutschem Boden ausgehen kann.

Detmold (Nrdrh.-Westf.) KURT WEISE

Daß er sich zu allem Unglück auch noch für einen Kanzlerkandidaten hält, eröffnet angesichts der ideologischen Nähe zu »Kanzlermacher« Strauß eine furchtbare Perspektive.

Melsungen (Hessen) JOSEF HILLEBRAND

Dann lieber Barzel alls Dregger.

Aachen HELMUT STAUDENMAIER

Nach Strauß nun auch noch Dregger!

Rüschlikon (Schweiz) GUNTER RHENSIUS

... ideologisch identisch mit jenen Typen, die im April 1945 Leute dafür aufhängten, daß sie ihnen die Wahrheit über Stalingrad sagten.

Herrenberg (Bad.-Württ.) EUGEN RÜMELIN

Wie kann man diesen Wahnsinn verhindern? Mit Wahlen wohl kaum, da die meinungsbildenden Organe -- und nicht nur diese -- diesen Phantasten in der Überzahl zugetan sind.

Bielefeld DIETER DROBKEWITE

Ich habe mich sehr darüber gefreut, daß Sie mit diesem Gespräch die bisher wenig in der Öffentlichkeit profilierten Absichten des Herrn Dregger offen dargelegt haben.

Essen MARTIN DINGES

Herr Dregger bleibt für junge Arbeitnehmer der CDU als eine politische Enttäuschung in Erinnerung.

Berlin DIETMAR NOBILING

Landesvorsitzender

Junge Arbeitnehmerschaft

Dregger-Interview gelesen. SPD gewählt.

Berlin RUDOLF MEYER

Glücklich für Deutschland, daß es einen Mann wie Dregger gibt. Er wird hoffentlich kommen!

Mülheim (Nrdrh.-Westf.) CARL STERMANN

Wenn Herr Dregger behauptet, die paritätische Mitbestimmung habe nichts mit Demokratie zu tun, so kann er kein Demokrat und daher auch kein »Mann der Mitte« (wie er es so schön von sich behauptet) sein.

Salem (Bad.-Württ.) KAI GREVE

Endlich ist mir klar, unter welch paradiesischen Zuständen ich lebe. Hünfeld (Hessen) GERD BEYER

Mir wurde es schwarz vor Augen. Ziegelhausen (Rhld.-Pf.)

GERD TSCHOCHNER

Die schlichte Denkart des Herrn Dregger, immerhin eines Landesvorsitzenden, erinnert zwar an schlechtesten Stammtisch, seiner Karriere steht aber nun wohl nichts mehr im Weg. BB auf seine Jugend besitzt er doch hervorragende Eigenschaften: Das Weltbild von vorgestern, die Liebe zur Wirtschaft, die Phraseologie von Rainer Candidus und das Sendungsbewußtsein von Franz Josef. Dazu -- wie weiland Kurt Georg -- »ein Weltkind in der Mitten«, hat er doch, bitte schön, Hans-Jochen Vogel (!) zum Freunde.

München MICHAEL SORGER

Der Landesvorsitzende der CDU in Hessen, Alfred Dregger, hat in dem SPIEGEL-Gespräch die Mitglieder der SPD in (brave) Sozialdemokraten und (böse) Sozialisten eingeteilt und dabei die Frage gestellt, ob sich letztere noch auf dem Boden des Grundgesetzes bewegen. In diesem Zusammenhang hat er auch auf mein politisches Vorgehen in München Bezug genommen. Ich fürchte, mein Studienfreund Dregger beteiligt sich hier an der Verteufelung des Begriffs Sozialismus, die von der Zeitschrift »Publik« kürzlich zu Recht kritisiert wurde. Mein Schritt in München richtete sich jedenfalls nicht gegen den Sozialismus, wie ihn das Godesberger Programm umschreibt, sondern gegen Erscheinungen, Trends und Unklarheiten in der Selbstdarstellung der SPD, denen gegenüber sich Parteirat und Parteivorstand mit den Beschlüssen vom 26. Februar 1971 klar abgegrenzt haben. Dies sollte auch Alfred Dregger zur Kenntnis nehmen.

München Dz. VOGEL Oberbürgermeister der Landeshauptstadt

Und immer noch nicht kapiert, daß geschürte Russenangst immer weniger zieht?

Freilassing (Bayern) ALFRED SCHIECHE

Die Befürwortung Dreggers über ein ostpolitisches Nichtstun käme doch einem Rückwärtsgang in die Zeiten des kalten Krieges gleich. Dies ist doch eine Bankrott-Erklärung Dreggers, der sich für einen Mann der Mitte hält und in den wichtigsten Fragen auch noch zu allem Unglück »Seite an Seite« mit Franz Josef Strauß steht.

Nürnberg JOACHIM G. CZECH

Immer häufiger bezeichnen sich in letzter Zeit Oppositionspolitiker leidenschaftlich als »Mann der Mitte«. Nach genauer Überlegung zwingt sich einem der Wunsch auf, das Wort »Mitte« -- gar nicht einmal so sehr sinnentstellend durch den Begriff »Mittelmäßigkeit« zu ersetzen. Es fiele dann leichter, diesen Herren manche Fehlleistung nachzusehen.

Hamburg WILHELM SEELE

Wirklich bewundernswert die unerbittliche Konsequenz, mit der dieser Mann seine linke Gehirnhälfte eliminiert hat. Was hätte ein Shakespeare, ein Molière aus dieser Figur gemacht!

Altenstadt (Bad.-Württ.) VOLKMAR SOMMER

Das ist also der Kanzlerkandidat CSDU der 80er Jahre, mit dem Konzept der 50er Jahre.

Frankfurt GEORG LINS

Herr Dregger scheint uns in die dreißiger Jahre zurückführen zu wollen, wo den Verantwortlichen nur noch die Flucht in die Emigration übrigblieb.

Hamburg H. V. PEIN

Wer immer diesen Mann als »gefährlichen Rechten« apostrophierte, irrt. Dregger Ist lediglich ein Rechter. Gefährlich ist er nicht; er ist naiv.

Hamburg HORST SPRECKELS

Die Aussage des früheren Panzeroffiziers darf doch wohl nicht wahr sein: »Es kommt nicht darauf an, was ich möchte, sondern was die Partei möchte.« Eine bessere Aussage können nicht einmal die Parteiideologen finden, wo ja bekanntlich die Meinung der Partei alles, die der Parteimitglieder nichts ist. Na ja, wer nur immer Befehle ausgeführt hat, dürfte auch als CDU-Parteiler nur das tun, was die Partei -- nicht er als Wesen und Mensch -- tun möchte. In die Gesellschaft vom früheren Oberleutnant Strauß gehört dieser Mann auch hin, meint ein früherer Berufssoldat, der seine eigene, persönliche Meinung damals hatte -- und heute besitzt. Armes Deutschland, bei diesen Nichtmögern!

Gießen WALTER BÖHME

Zur Ausgabe
Artikel 78 / 86
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren