SPD-WEHRPOLITIK
Warum verschwenden Sie im SPIEGEL so viel Papier, um darzutun, daß die SPD militärfromm geworden sei? Das war und ist sie doch immer. Die SPD hat keine Armee ausgelassen, die in Deutschland je paradierte, weder die kaiserliche noch die Reichswehr, auch nicht Hitlers Kohorten, und sie wird auch diesmal ihre Pflicht bis zum letzten Knobelbecher tun ... Bereits der alte Bebel wollte eine Flinte auf den Buckel nehmen, falls es gegen Rußland ginge. Jung-Ollenhauer wird sich auch nicht drücken.
Hamburg RUDOLF MESCHKE
»Die großen Theoretiker des Sozialismus haben« - um mit dem Sozialisten Julius Deutsch, der 1918 die österreichische Volkswehr aufbaute, zu sprechen - »die Rolle des Krieges immer sehr klar und nüchtern dargestellt.« Der Beschluß der SPD, im Zeitalter der Atom- und Raketenwaffen für ein Berufsheer zu plädieren, entspricht dieser Haltung, die sich niemals starr an eine bestimmte Wehrform geklammert hat, sondern sich zeitgebundenen Gegebenheiten anzupassen versuchte.
Stuttgart KURT EBEL
Auch der weltbekannte britische Militär-Schriftsteller Liddell Hart, dessen Prophezeiungen über den kommenden Panzerkrieg vor dem Zweiten Weltkrieg im eigenen Lande nichts galten, bis es die britischen Militärs 1940 bei Dünkirchen teuer bezahlen mußten, gibt in einer zukünftigen militärischen Auseinandersetzung den modern ausgerüsteten und beweglichen Heeren von Berufssoldaten den Vorzug.
Lübeck GUSTAV MEHLTAU
Die SPD, die sich heute zum Fürsprecher eines Heeres von Berufssoldaten macht, während sie in der Vergangenheit für ein Wehrpflichtheer eingetreten ist, sollte doch nicht ihren alten Vorkämpfer August Bebel vergessen, auch wenn es nicht in ihr Wahlkampfprogramm passen sollte. Dieser alte Recke verteidigte nämlich die heute abgelehnte Wehrpflicht im Jahre 1913 vor dem Reichstag aus Gründen. die wohl ohne Zweifel auch heute noch Gültigkeit haben dürften:
Die Sozialdemokratie ... will die Wehrhaftmachung des Volkes nicht nur vom körperlichen und technischen Standpunkt aus betreiben. Das Vaterland verteidigt man nicht nur mit Maschinengewehren und Kanonen, Gewehren, Säbeln, starken Fausten und schnellen Beinen. Dazu gehören auch bestimmte geistige und sittliche Eigenschaften des Volkes, und die Sozialdemokratie will auch diese geistigen Eigenschaften des Volkes stärken, auf denen, wie die Geschichte aller Zeiten und Völker lehrt, die Selbstbehauptung einer Nation in erster Linie beruht. Die geistigen und sittlichen Eigenschaften sieht sie tief begründet in dem auf wirklicher Freiheit und Gleichheit wurzelnden Gefühl der Zusammengehörigkeit der Volksangehörigen.
Essen FRITZ JOHANNSEN
Wehrpflichtheere vollkommen mit modernen Waffen auszurüsten und zu unterhalten, ist auf eine lange Dauer wegen der hohen Kosten nicht möglich. Außerdem sind es immer die Epochen der Berufsheere gewesen, in denen man den sinnlosen Einsatz von Menschenmaterial nach Möglichkeit vermied. Es war eben zu kostbar und oft auch nicht zu ersetzen.
Nürnberg KARL GBAUER