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Briefe

SPESENRECHNUNG
aus DER SPIEGEL 45/1968

SPESENRECHNUNG

(Nr. 43/1968, Industrie)

Sechs Jahre war ich -- bis Ende 1963 -- Assistent der Herren Schürmann und zuletzt Birnbaum und kenne daher die Anschauungen und Tätigkeitsmerkmale im kaufmännischen Sektor des Salzgitter-Konzerns recht gut. Mit Erfahrungen, die ich seither in der Tochtergesellschaft eines grollen schweizerischen Nahrungsmittelkonzerns gesammelt habe, habe ich erst in den letzten Jahren erkennen können, daß der Salzgitter-Konzern ohne wirkliches Konzept und vor allem ohne modernes Management-Instrumentarium geführt wird.

Frankfurt KLAUS GERLACH

Diplomvolkswirt

Man sollte nur noch in staatlichen Betrieben arbeiten. Die Vorstellung, daß irgendwo in der freien Wirtschaft eine derartige Mißwirtschaft möglich wäre. scheint unvorstellbar!

Hamburg HEINER SCHADE

Die »Talsohle« ist überwunden und die »Pferde saufen«. Sie saufen auch wieder in Salzgitter, wie -- gemäß Ihrer eigenen Darstellung -- aus der Kreditbereitschaft der deutschen Banken ersichtlich ist.

Natürlich ist es bitter, für ein Nichts 1,8 Millionen Mark Spesen gezahlt zu haben. Wenn hier von Schuld die Rede sein kann, dann liegt diese aber nicht beim Vorstand der Salzgitter AG, dessen redliche Bemühungen -- als Fazit doch auch aus Ihren Darlegungen ersichtlich -- dahin gehen, einen politisch strukturierten Konzern, der einer ministerial -- bürokratischen Kontrollentscheidung untersteht, trotzdem wettbewerbsfähig zu gestalten und flottzumachen, damit die rund 27 000 Beschäftigten in dem im Zonenrandgebiet gelegenen Salzgitter ihre Arbeitsplätze behalten. Und genauso, wie der seinerzeitige Wiederaufbau Salzgitters nach der Demontage seinen Inhalt und Sinn in der Beschaffung von Arbeitsplätzen hatte, war es auch eine politische Entscheidung, den Erzbergbau wegen der dort vorhandenen 6400 Arbeitsplätze nicht stillzulegen. Die gleichen Überlegungen führten auch zur Übernahme der Automobilwerke Büssing mit damals rund 7000 Arbeitskräften.

Zu diesen Überlegungen gibt es im Zonenrandgebiet leider keine Alternative!

Salzgitter ERNST VON ESSEN

Als unabhängige Vereinigung vieler in Salzgitter arbeitender Unternehmen können und wollen wir die Verunglimpfung des Salzgitter-Image nicht unwidersprochen lassen, zumal absolut falsch in Ihrem Vorspann zu dem Bericht » ... taktierten sie jetzt ...« vermerkt wurde. Die erwähnten Kreditverhandlungen liegen fast zwei Jahre zurück und waren aus wirtschaftlicher Sicht gesehen unter Berücksichtigung der damaligen Kapitalmisere der beste Beweis dafür, daß der »Montanprovinzler« Birnbaum nicht nur wirtschaftlich dachte, sondern damit internationales Format bewies. Der Generaldirektor war also nicht ein »hilflos operierender Staatsunternehmer«, sondern wußte durchaus mit den Problemen fertig zu werden,

Salzgitter DIPL.-KFM. WILHELM HULSCH

Geschäftsführer der WVS

Aus der ganzen Geschichte geht hervor, wohin es führte, wenn die Produktionsmittel verstaatlicht würden, wie es zum Beispiel vom SDS gefordert wird. Eine hoffnungslose Verbeamtung wäre die Folge, die »Mißwirtschaft« -- wie man das früher nannte -- müßten wir bezahlen. Es paßt keiner so gut auf das in einem Betrieb steckende Geld auf wie derjenige, der es hineinsteckt. In Staatsbetrieben steckt anonymes Geld. Sie würden rationeller arbeiten, wenn das Salär der Geschäftsführung vom Geschäftsergehnis abhängig wäre.

Darmstadt WALTER MOSER

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