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SPIEGEL Gespräch »Die weiße Rasse ist in Gefahr«

Ku-Klux-Klan-Führer David Duke über seine Bewegung
aus DER SPIEGEL 18/1980

SPIEGEL: Mr. Duke, statt sich hinter Masken zu verbergen und geheimnisvoll aus dem Hintergrund zu wirken, sucht der Ku Klux Klan jetzt die Öffentlichkeit, wo immer das möglich ist. Sie haben mit dem Schwarzen-Führer Jesse Jackson diskutiert, Sie sind von Amerikas Starjournalistin Barbara Walters interviewt worden. Sind Sie der Typ des neuen Klansmanns?

DUKE: Vielleicht unterscheide ich mich von einigen Klanführern, aber ich glaube die Masse unserer Mitglieder zu repräsentieren. Sehen Sie folgendes: Amerikas liberale Medien wollen, daß wir uns gewalttätig aufführen. Dann können sie uns als eine Art Mafia darstellen und uns kreuzigen nach dem Motto: »Ihre Taten sind schlecht, also sind auch ihre Ideen schlecht.« Gewaltakte helfen unseren Feinden.

SPIEGEL: Und deshalb kämpfen Sie nun mit Methoden, die in den 60er Jahren die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen anwendete: Sie verklagen die Regierung, wenn Sie glauben, daß irgendwo Weiße benachteiligt werden, Sie gehen vor Gericht, wenn Ihrem Klan oder anderen Rechtsgruppen Auftritte nicht genehmigt werden.

DUKE: Ja, wir rufen die Gerichte an. Denn wir sind eine Bürgerrechtsbewegung. Es ist an der Zeit, daß sich jene zusammenschließen, die dieses Land gegründet und aufgebaut haben -- die Weißen.

SPIEGEL: Das klingt grotesk in einem Staat, der von Weißen regiert wird. Die Weißen müssen sich doch nicht erst ihren Anteil an Macht und Wohlstand erkämpfen wie die Schwarzen und andere Minderheiten.

DUKE: Okay, die Aufsichtsratsvorsitzenden sind weiß, der Kongreß ist überwiegend weiß. Aber lassen Sie sich davon nicht täuschen. Denn was wirklich zählt, ist nicht, wer in Spitzenpositionen sitzt, sondern welche Politik von dort -- aus welchen Gründen auch immer -- gemacht wird.

SPIEGEL: Sie wollen doch nicht sagen, daß die weißen Mehrheiten in Parlament, Regierung und Wirtschaft eine antiweiße Politik betreiben?

DUKE: Fragen Sie einmal junge Weiße, die sich um Zulassung zu einem College oder ein Stipendium bemühen. Die werden Ihnen bestätigen, daß ich recht habe: Weiße werden gegenüber Schwarzen benachteiligt.

SPIEGEL: Das möchten wir gern genauer wissen.

DUKE: Haben Sie nie von Alan Bakke gehört? Der wollte Medizin studieren und wurde nicht zugelassen, obwohl er beim Aufnahmetest 90 Punkte erreicht hatte. Aber Schwarze, die auf keine 40 Punkte gekommen waren, wurden aufgenommen. Der Arbeiter Brian Weber wurde von einem Fortbildungskurs ausgeschlossen, weil man weniger qualifizierte Neger vorzog. Als er dagegen klagte, entschied das Oberste Gericht gegen ihn. Das aus Weißen bestehende Oberste Gericht bestätigte also, daß Weiße keine Bürgerrechte haben. Das sollte Ihnen mehr über die Machtstrukturen sagen.

SPIEGEL: Gruppen, die bislang benachteiligt wurden, sollen gefördert werden. Das ist doch nur gerecht?

DUKE: Ich will nicht leugnen, daß Neger in der Vergangenheit benachteiligt wurden. Es gab Unternehmen, die sie nicht anstellten oder unfair behandelten. Aber andere Firmen verhielten sich Negern gegenüber fair. Heute indes sind wir soweit, daß die Regierung S.190 zu allen großen Unternehmen geht und vorschreiben will, daß weniger qualifizierte Schwarze besser qualifizierten Weißen vorgezogen werden, daß Universitäten Neger besseren Weißen vorziehen sollen. Die Folgen dieser Politik sind katastrophal:

Das Bildungsniveau sackt ab, die Produktivität geht zurück, damit steigen die Verbraucherpreise, und unsere Nation wird auf dem internationalen Markt weniger wettbewerbsfähig. Die Städte verkommen. Denn die Diskriminierung der Weißen bedeutet Diskriminierung von Qualität. Das sehen immer mehr Amerikaner, denen vor 20 Jahren gepredigt wurde: Rassenintegration wird der Nation Harmonie bringen und bessere Leistungen in allen Bereichen.

SPIEGEL: Derartige Probleme werden auch innerhalb der anerkannten politischen Gruppen gesehen. Weshalb braucht man da einen Ku Klux Klan, eine Sektierergruppe? Hätten Sie nicht mehr Resonanz, wenn Sie kein »Grand Wizard« wären?

DUKE: Meine Mitgliedschaft im Klan mag gegenwärtig manchmal eine Bürde darstellen. In der Zukunft könnte sie sich als Vorteil erweisen.

SPIEGEL: Wie das?

DUKE: Der Ku Klux Klan ist keine Organisation, die ihr Mäntelchen nach dem Winde hängt. Er hat eine saubere Bilanz in seinem Glauben an die weiße Rasse. Er hat immer für den Erhalt der westlichen Kultur gekämpft. Diese Standfestigkeit des Ku Klux Klan wird sich auszahlen, je mehr die Weißen von den Farbigen herausgefordert werden.

SPIEGEL: Renaissance eines radikalen rassistischen Geheimbundes, der nachts Kreuze anzündet und Masken-Mummenschanz treibt im Zeitalter der Jets und Computer?

DUKE: Ja, gerade jetzt. Denn die Menschen suchen nicht nur Bewegungungen mit rationalen Programmen. Sie suchen auch Gefühle, Idealismus, Übersinnliches. Weshalb ist die katholische Kirche auch im technischen Zeitalter so stark? Weil sie zu ihren Riten und zu ihren Dogmen steht. Wir pflegen unsere Traditionen.

SPIEGEL: Dazu gehört wohl auch, daß Sie sich bewaffnen?

DUKE: Wir haben wenig Waffen, nur zu unserem Schutz.

SPIEGEL: Ihre Klan-Gruppe in Texas unter Louis Beam organisiert ein militärisches Ausbildungsprogramm. Sind Sie damit einverstanden?

DUKE: Absolut. Wir müssen für den Fall vorbereitet sein, daß in Amerika einmal die öffentliche Ordnung zusammenbricht. Das ist etwas anderes, als öffentlich Gewalt zu predigen.

SPIEGEL: Außer beim Klan sind Sie in der Demokratischen Partei eingeschrieben. Soll der Klan -- wie in den 20er Jahren -- ein Machtfaktor in den politischen Parteien werden?

DUKE: Ja, und ich werde mich um die Präsidentschaft bewerben, wenn ich mit 35 Jahren das für das Amt erforderliche Alter erreicht habe.

SPIEGEL: Können politische Profis solche Träume ernst nehmen?

DUKE: Mich berät Glenn Parker, der einst die Präsidentschaftskampagne von George Wallace mitorganisierte. Wallace, der seit einem Attentat querschnittgelähmt ist, kämpfte damals für die Vorherrschaft der Weißen. Seine einstigen Anhänger werden mir folgen und viele andere mehr.

SPIEGEL: Wallace war damals zwar ein Rassist, aber kein Klansmann. Glauben Sie, daß die Leute einen Klan-Führer wählen?

DUKE: Ich weiß es. Ich habe mich zweimal für den Senat des Staates Louisiana beworben. Das erstemal, als Student in Baton Rouge, bekam ich in meinem Wahlbezirk 33 Prozent der Stimmen. Es war ein Rennen zwischen zwei Kandidaten. Das zweitemal, im letzten Oktober in Metairie bei New Orleans, mußte ich gegen drei Bewerber antreten, darunter den sehr starken Amtsinhaber. Ich bekam dennoch 28 Prozent der Stimmen, wurde Zweiter unter vier Kandidaten.

SPIEGEL: Sollten Sie einmal Erster werden, Kongreßabgeordneter der Vereinigten Staaten zum Beispiel, welche Ziele würden Sie verfolgen?

DUKE: Erstens würde ich für die Mehrheit kämpfen, und die ist nun einmal weiß. Qualifizierte Neger könnten ihren Fähigkeiten entsprechende Posten haben, unterdrückt sollten sie nicht werden. Andererseits glaube ich an die Trennung der Rassen.

SPIEGEL: Schwarze zurück nach Afrika?

DUKE: Das wäre ein erstrebenswertes Langzeit-Ziel. Es ist sicher nicht leicht zu verwirklichen, denn es sollte auf freiwilliger Basis erreicht werden. Ich könnte mir vorstellen, daß die Vereinigten Staaten finanzielle und wirtschaftliche Anreize dazu gäben. Und Afrika schließlich könnte vom Bildungsstand S.192 und Know-how der US-Neger profitieren.

SPIEGEL: Wenn aber die US-Schwarzen nicht gehen wollen? Wären Sie auch bereit, ihnen Land in den Vereinigten Staaten zu überlassen?

DUKE: Wenn sich keine andere Möglichkeit für eine Rassentrennung finden ließe, würde ich dem zustimmen. Es müßte noch viel geforscht werden, um eine befriedigende Lösung zu finden. Ganz schnell aber müßte das Anwachsen der Farbigenzahl in den USA gestoppt werden.

SPIEGEL: An welche Art Maßnahmen denken Sie da?

DUKE: Stopp der farbigen Einwanderung und Reorganisation des Sozialwesens. Zum ersten: Ein Deutscher zum Beispiel könnte weiterhin US-Bürger werden. Aber all die Neger, Mexikaner, Asiaten, die aus völlig anderen Kulturkreisen stammen, dürften nicht mehr einwandern. Zweitens: Von Sozialhilfe profitieren bislang Bürger mit vielen Kindern. Das hat dazu geführt, daß sich schwarze Sozialhilfe-Empfänger wie die Kaninchen vermehren -- eine fremde, unproduktive Gruppe wird immer größer. Die Geburtenrate der Schwarzen ist doppelt so hoch wie die der Weißen. Es sollte umgekehrt Anreize geben, weniger Kinder zu haben.

SPIEGEL: Sehen Sie denn Amerika durch eine farbige Mehrheit bedroht?

DUKE: Wenn Bevölkerungswachstum und Zuwanderung der Farbigen weitergehen wie bisher, wird Amerika in einigen Jahrzehnten eine farbige Mehrheit haben. Aber bedroht ist nicht nur Amerika. Die Bevölkerung Deutschlands etwa wächst nicht mehr, sondern nimmt ab. Zugleich jedoch holen die Deutschen Millionen Gastarbeiter

( Duke benutzte das deutsche Wort. )

in ihr Land. In einigen Generationen könnte, was heute Deutschland ist, vielleicht Neu-Türkei heißen.

SPIEGEL: Wollen Sie etwa auch noch einen deutschen Ku Klux Klan?

DUKE: Unsere Ideen sind von weltweiter Bedeutung. Wir haben Verbindung zu Gleichgesinnten in vielen Teilen der Welt. Ich bin bei Veranstaltungen S.193 in England aufgetreten. Wir schicken Literatur nach Deutschland.

SPIEGEL: An deutsche Neo-Nazis?

DUKE: Ich würde das nicht so sagen.

SPIEGEL: An wen denn?

DUKE: Über Einzelheiten spreche ich nicht.

SPIEGEL: Was unterscheidet die Weltanschauung des Klans von der Ideologie der Faschisten?

DUKE: Der Klan ist ein Produkt Amerikas. Er existierte schon lange vor Mussolinis Faschisten und vor der NSDAP. Er lehnt die Diktatur ab, unterstützt freie Wahlen und das Prinzip des freien Unternehmertums. Er war stets prochristlich. Das sind ein paar Unterschiede zum Nationalsozialismus. Dennoch glauben wir, daß Amerika den größten Fehler des Jahrhunderts machte, als es an der Seite Rußlands in den Zweiten Weltkrieg eintrat. Wir hätten gegen die Kommunisten kämpfen müssen, nicht gegen die Deutschen, die Antikommunisten waren.

SPIEGEL: Das waren sie sicher. Was sonst schätzen Sie an den Nazis? Ihr Buchvertrieb verkauft Hitlers »Mein Kampf«.

DUKE: Wir verkaufen viele Bücher, mit deren Inhalt wir nicht unbedingt übereinstimmen. Aus Maos »Rotem Buch« ist sicher einiges zu lernen -- und auch aus »Mein Kampf«.

SPIEGEL: Die Arier-Theorie, das Rassenkonzept der Nazis?

DUKE: Wir glauben, daß nicht nur diejenigen Weißen bedroht sind, die als Arier bezeichnet wurden, sondern alle Weißen. Die Unterschiede zwischen nordischen, alpinen, slawischen Weißen sind relativ gering. Die Konfrontation heißt heute weiße Rasse gegen nichtweiße Rasse. Wir Weißen sind auf dem Globus zahlenmäßig im Verhältnis eins zu zehn unterlegen. Und das Schlimme ist: In keinem weißen Land gibt es eine Bevölkerungsexplosion, aber überall in der farbigen Welt und bei den Farbigen, die in weißen Staaten leben.

SPIEGEL: Sehen Sie wirklich den Untergang des Abendlandes kommen?

DUKE: Ich möchte unsere Bewegung mit der Bewegung der Naturschützer vergleichen. In der Welt von heute kämpfen Gruppen für die Wale im Pazifik, für Tiere in Afrika. In diesem Land wurde sogar ein 120-Millionen-Dollar-Dammprojekt gestoppt, weil der Zwergbarsch bedroht war, ein fingerlanges Lebewesen. Und wenn der Zwergbarsch geschützt wird, dann ist wohl auch eine andere Art erhaltenswert: Sie ist klein an Zahl und vom Aussterben bedroht. Sie hat wunderbare Gesichtszüge, eine großartige Kunst und Literatur, eine überwältigende Geschichte -- die weiße Rasse.

SPIEGEL: Mr. Duke, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

S.189Mit Redakteur Hans Hielscher; in Metairie bei New Orleans.*S.190Beim Verbrennen einer Klan-Puppe.*S.192Duke benutzte das deutsche Wort.*

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