SPRECHER, NICHT FÜHRER
(Nr. 13/1968, LSD)
Der Exitus ist schon erfolgt -- ein neuer Liberaler Studentenbund hat seine Arbeit begonnen. Es ist nicht »alles auf Null«; aber der Nullpunkt böte die Chance jedes guten Anfangs. Keinen guten Anfang eröffnet Ihr Bericht:
1. Die letzthin häufig zu beobachtende Masche des SPIEGEL, politische Konflikte zu personalisieren, hat sich zum Schleier über mir verwoben, der zu lüften ist. Meine ganze politische Argumentation hat sich nur in Rudimenten niedergeschlagen. Der LSD aber will -- mit anderen politischen Studentenverbänden -- die Bewußtseinsbildung durch politische Diskussion beleben. Sensatiönchen oder das, was Ihr Korrespondent dafür hält, helfen nicht weiter.
2. Ich »führe« nicht den LSD und »kündige« auch nicht einen neuen politischen Kurs »an«, sondern spreche für einen Studentenverband, dessen Linie von den Gruppen geprägt wird. Wir sind Demokraten und unterscheiden uns von anderen Gruppen, die sich lediglich so nennen.
3. Mein Verhältnis zur Konzeption einer repräsentativen (parlamentarischen> Demokratie ist ungetrübt; getrübt ist diese Konzeption durch die bundesdeutsche Verfassungswirklichkeit. Wir wollen das erstarrte Establishment in Richtung auf die Intention der Verfassung hin in Bewegung bringen.
4. Aus »persönlichen
Gründen« wurde ich einst Mitglied des LSD' aus »politischen« bin ich es heute noch. Die stereotype Frage nach dem Unterschied zum SDS erwartet eine ideologisch-dogmatische Antwort, die zu geben ich nicht bereit bin.
Bei mancher Gemeinsamkeit mit einzelnen Gruppierungen des SDS ist diesen die Frage zu stellen, wie politische Einsichten die Mehrheit finden, die ihnen zur Wirksamkeit verhilft. Zum anderen verficht der LSD eine Strategie der »beiden Wege": Unsere zentrale Aufgabe ist die Mitarbeit in der außerparlamentarischen Opposition, und gleichzeitig unterstützen wir die oppositionellen demokratischen Kräfte innerhalb des Parlaments. Das sind politische Differenzen, wie man merken wird. Im übrigen, sehe ich keinen Grund, mich aus taktischen Gründen öffentlich vom SDS zu distanzieren. Wir sind nicht in seinen »Sog« geraten, wollen aber miteinander diskutieren, ohne die eigene Konzeption einfach aufzugeben. Die Einheit der außerparlamentarischen Opposition als Aktionsgemeinschaft wird gerade im Hochschulbereich weiterhin benötigt. Bonn FRANK V. AUER
Sprecher des LSD
Herr von Auer ist schon nach wenigen Wochen für die liberalen Studenten untragbar geworden. Die Liberale Hochschulgruppe Köln (wie ebenfalls die LHG Marburg) hat ihn zum Rücktritt aufgefordert.
Köln HORST M. PAFFEN*
Selten so gelacht! Mal sehen, was dieser FDP-Kindergarten sich noch alles
* Geschäftsführender Vorsitzender und Zweiter vorsitzender des Liberalen Studentenbundes Deutschlands, Hochschulgruppe Köln.
bieten läßt -- was Wunder allerdings bei solchen Vorbildern.
Hannover HEINRICH P. MEYER