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Briefe

SPREU VOM WEIZEN
aus DER SPIEGEL 18/1969

SPREU VOM WEIZEN

(Nr. 14/1969, Erziehung)

Will ein Geselle Meister werden, so mutet man ihm zu, für einige Monate auf eine Meisterschule zu gehen. Dort zahlt er eine nicht eben kleine Schulgebühr und muß auch den Verdienstausfall während der Schulzeit hinnehmen, und wer ernährt seine Familie? Ein Arbeiter will Facharbeiter werden. Er wohnt weit weg von der nächsten Nah-Schule oder hat wechselnde Arbeitszeiten, so daß er den Stundenplan der Nah-Schule nicht einhalten kann. Was tut er? Er bleibt ungelernter Arbeiter.

Die Fern-Schulen erfüllen also geradezu eine Aufgabe für die soziale Bildungsgerechtigkeit. Wenn nämlich jeder jedes Amt nach der Verfassung erringen können soll, wir aber zugleich in einem Laufbahnrichtlinien-Staat leben, der für jede Laufbahn einen bestimmten Schulabschluß fordert, dann muß derselbe Staat auch dafür sorgen, daß jeder jede Bildungsstufe irgendwie erreichen kann. Auf dem Nah-Schulwege ist das nicht möglich. Mithin muß das Fern-Schulwesen her, muß es ebenbürtig neben das Nah-Schulwesen gestellt werden. Das ist in fast allen zivilisierten Ländern längst der Fall, nur in der BRD noch nicht.

München R. SEIDEL

Man sollte sich die nicht zu bezweifelnde Erfahrungsbreite des guten Stamms der deutschen Fernlehrinstitute zunutze machen, indem man sich ihrer praktischen und organisatorischen Erkenntnisse bedient. Eine hierin angestrebte Zusammenarbeit würde beiden Partnern -- Universitäten wie auch Fernschulen -- gelegen sein. Und letzthin würde sich so auch die Spreu vom Weizen trennen.

Wuppertal HORST BUSCH

Ihrem Aufsatz möchte ich voll beipflichten. Die Ansicht des Herrn Woschech, im Fernschulgeschäft werde »Schindluder« mit dem Bildungswillen getrieben, dürfte eindeutig den Tatsachen entsprechen. Im Meinungsaustausch mit anderen bildungswilligen jungen Menschen mußte ich verschiedentlich die Erfahrung machen, daß nicht nur ich mich durch dieses Hamburger Fern-Lehrinstitut um Zeit und Geld betrogen fühle.

Ravensburg (Bad.-Württ.) PETER THIELEFELD

Als »gebranntes Kind« -- meine schlechten Erfahrungen machte ich mit der Studiengemeinschaft Darmstadt -- möchte ich allen zukünftigen »Studienfreunden« einige Tips geben für den Umgang mit Fernlehrinstituten:

1. Seien Sie mißtrauisch gegenüber dem Vertreter. Alle reden von Fairneß, Fernlehrinstitute nicht.

2. Seien Sie kein Prozeßmuffel: Der Rechtsanwalt ist billiger (keine langen Briefwechsel führen). Achtung: Kümmelspalter!!

3. Besonders hier gilt: Was du schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost ... 4. Verlangen Sie nur Lehrmaterial, das auf Ihre spezielle Situation zugeschnitten ist!

Das Abitur besteht zum Beispiel aus acht »Semestern«, von denen Schüler mit Mittlerer Reife nur die letzten drei Semester benötigen. Preis 1800 Mark (beziehungsweise 2300 Mark inklusive Zinsen, was die Vertreter gern verschweigen). Mein Wunsch für die Zukunft: Enteignet die Fernschulen! (Nur staatliche Fernschulen, die nicht profit-orientiert sind.)

Berlin THOMAS KRUPPA

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