STÄDTEBAU
(Nr. 1/52, Stadtplanung)
Die Abhandlung über »Städtebau« ist eine Leistung, glänzend und so wichtig, daß ich dieses Heft an die mir bekannten Fachzeitschriften in New York, London, Kopenhagen und Stockholm geschickt habe. Daß eine Fachzeitschrift etwas derart Lebendiges und Unbefangenes fertiggebracht hätte, ist mir nicht bekannt.
Vor der Größe und Gründlichkeit der Planungsarbeiten muß man Respekt haben. Also auch vor der Verkehrsanalyse. Aber hat man mit deren Hilfe auch festgestellt, wer alles und wohin und wozu er dringend Auto fahren muß? Das dürfte allerhand Ueberraschungen geben und die Frage aufwerfen, ob man die herrschende Autoraserei immer noch weiter mit einem unsinnigen Kostenaufwand unterstützen muß.
In New York dessen Verkehrspleite in wenigen Jahren erwartet wird, fährt man von seiner Wohnung erst mit dem Auto zur nächsten Untergrundstation, dann mit der Bahn bis in die City, und dann geht man hübsch zu Fuß. Eine ganze Weile. Je nachdem. In unserem verbauten und topographisch denkbar ungünstig gelegenen Hamburg verlangt jeder auch vom entlegensten Vorort mit seinem Wagen bis vor sein City-Kontor oder zu seinem ebenfalls in der innersten Stadt hausenden Zigarren-, Käse- oder Weinhändler, oder zum Kino fahren zu können.
Da alle Großstädte verbaut sind, ist es schwierig, mit Ausbesserungen und Ergänzungen etwas reibungslos Mustergültiges zu schaffen. Nun stelle man sich einmal einen freien, topographisch gut gelegenen Platz vor, auf dem einer unserer gewiegten Generalplaner und Verkehrsanalytiker eine funkelnagelneue Großstadt baut. Sie soll so gut laufen wie eine frisch geölte Maschine. Wie lange wird sie das tun? Jede Maschine ist auf eine bestimmte Höchstleistung konstruiert. Ueberschreitet sie diese Leistung, gibt es Bruch.