STAHL FÜR STALIN
In Ihrem Rückspiegel zu dem Artikel »Sowjetzone - Hilfe aus Bonn« schreiben Sie, daß sich die Bundesregierung entschlossen hat, Stahl in die Ostzone zu schicken, um der Bevölkerung zu helfen. Ist sich die Bundesregierung darüber im klaren, daß sie damit doch höchstens zu einem kleinen Bruchteil der Bevölkerung der Ostzone hilft; denn der größte Teil der Stahllieferungen wird doch in der Ostzone für die Rüstung bzw. für andere Lieferungen an die Sowjet-Union gebraucht. Ich erinnere an die Werke Orenstein und Koppel in Babelsberg, Wolf in Magdeburg-Buckau und andere, die ausschließlich für den Russen arbeiten. Es ist doch allgemein bekannt, daß alles, was in der Ostzone hergestellt wird, vom Russen gesteuert wird ... Was die Bevölkerung an Metall braucht, das wird zum Teil in Stalinstadt verhüttet und besteht in der Hauptsache aus Blechschrott.
Stahl in die Ostzone liefern bedeutet nach meiner Meinung eine Stärkung der sowjetischen Armee. Probieren Sie einmal, in der Ostzone ein Autoersatzteil aus gutem Stahl zu bekommen. Wenn Sie etwas erhalten, dann ist es das, was der Russe als Ausschuß nicht annimmt.
Hamburg-Altona A. WIRSING